Der Gegenschlag - Extreme Measures
Nash zur Tür ging und horchte, für den Fall, dass jemand hereinkommen wollte.
Rapp beugte sich zu Aabads Gesicht hinunter. »Ich kann die Schulter sofort wieder einrenken. Du musst mir nur sagen, wer der Drahtzieher hinter den Anschlägen ist.«
Aabad heulte und schluchzte in seiner Not.
»Ich kann dafür sorgen, dass die Schmerzen aufhören. Sag mir, was ich wissen will.« Rapp wartete eine Sekunde, dann hob er die Arme erneut an.
Aabad schrie diesmal noch lauter als vorher.
»Ich weiß von den FedEx-Vans. Du hast mich angelogen!«, brüllte Rapp.
Der Rotz strömte Aabad aus der Nase, und Tränen liefen ihm übers Gesicht. Er murmelte etwas Unverständliches.
»Sag den Namen, dann hören die Schmerzen auf.«
»Karim«, rief Aabad.
»Karim - wie noch?« Rapp packte seine Handgelenke, für den Fall, dass Aabad daran dachte zu schweigen.
»Karim Nour-al-Din.«
Rapp zog ein Messer aus seinem Gürtel, klappte die Klinge auf und schnitt die Plastikhandschellen durch. Er steckte das Messer ein, dann setzte er Aabad auf und lehnte ihn auf seinem Stuhl zurück. »Nicht bewegen«, sagte er. »Es dauert nur eine Sekunde.« Rapp nahm Aabads rechtes Handgelenk und zog es vor seinen Körper. Die andere Hand legte er auf Aabads intakte Schulter, dann zog er an seinem Arm, und die Schulter glitt wieder ins Gelenk zurück.
»Behalt ihn im Auge«, sagte er zu Nash. Zu Aabad gewandt fügte er hinzu: »Sag ihm auch die Namen der anderen. In fünf Minuten bin ich wieder da. Wenn der Name, den du mir gerade gegeben hast, wieder gelogen ist, oder wenn du ihm die anderen Namen nicht genannt hast, dann ist die andere Schulter dran.«
Rapp verließ das Konferenzzimmer, schloss die Tür hinter sich und eilte die Wendeltreppe hinunter, um mit den Leuten vom Justizministerium und vom FBI zu sprechen.
69
Alle sechs Männer standen in Rührt-euch-Stellung da, die Hände hinter dem Rücken gefaltet. Jeder von ihnen trug einen schwarzen SWAT-Anzug mit Kevlar-Helm und Schutzbrille. Die taktischen Westen waren gefüllt mit Extra-Munition und Granaten. Darunter trugen sie ihre Sprengwesten; dreißig Pfund C4-Sprengstoff mit Hunderten von Kugellagerkugeln darin. Es war eine Leistung, mit einer solchen Ausrüstung auch nur stehen zu können, geschweige denn einen Feind in seiner Hochburg anzugreifen.
Karim wollte ihnen gerade die letzte Adresse geben, als Hakim ihm auf die Schulter tippte. »Ja?«, fragte Karim, als er sich zu ihm umdrehte.
Hakim zögerte einen Augenblick. »Bist du sicher, dass du das machen willst?«, fragte er schließlich.
»Was?«, fragte Karim überrascht.
»Sie in den Tod schicken.«
»Natürlich«, antwortete Karim unbeschwert.
»Haben wir nicht genug Erfolg gehabt für diesen Tag?«
Karim begann zu lachen. »Man kann nie genug Erfolg an einem Tag haben. Wenn man seinem Feind einen noch schwereren Schlag versetzen kann, dann darf man nicht zögern.«
»Die andere Bombe wird in wenigen Minuten hochgehen. Du hast schon so viel erreicht.« Mit leiserer Stimme fügte er hinzu: »Warum lässt du sie nicht am Leben, damit sie noch einen Tag kämpfen können?«
Karim sah seinem Freund prüfend in die Augen. »Du verstehst nicht, worum es …«
»Oh, ich versteh dich gut«, erwiderte Hakim aufgebracht. »Es geht um dich und deinen Ruhm. Es geht darum, dass du dir einen Namen machen willst.«
»Wirklich?« Karim zeigte auf seine Männer. »Frag sie doch. Frag sie, ob sie lieber mit dir weggehen würden.«
Hakim betrachtete die jungen Gesichter. Er bezweifelte, dass einer von ihnen die Gruppe verlassen würde.
»Du zweifelst an dem, was ich sage«, meinte Karim und wandte sich an seine Männer. »Hakim glaubt, dass einige von euch lieber den Tag überleben würden.« Man hörte leises Murren unter den Männern. »Ich denke, sein Glaube ist nicht so stark wie der unsere. Würde einer von euch lieber diese Mission auslassen und mit Hakim das Land verlassen?«
»Nein, Amir!«, riefen sie im Chor.
»Würde einer von euch wollen, dass ich euch auf dieser Mission begleite?«
»Nein, Amir!«, tönte die Antwort noch lauter als vorher.
Karim drehte sich zu seinem Freund um und zuckte die Schultern. Schließlich wandte er sich wieder seinen Männern zu. »Ihr alle wisst, wie viel mir an diesem Teil der Operation liegt. Es ist eine Sache, ungeschützte zivile Ziele anzugreifen. Das hätten viele andere auch zustande gebracht, wenn auch vielleicht nicht mit der Präzision, wie wir es heute geschafft haben. Der
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