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Der Gegenschlag - Extreme Measures

Der Gegenschlag - Extreme Measures

Titel: Der Gegenschlag - Extreme Measures Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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dass irgendjemand diesen schmutzigen Krieg führen musste. Kampfflugzeuge im Wert von hundert Millionen Dollar und Flugzeugträger, die Milliarden kosteten, waren gut und nützlich für das Grobe, und auf dem Schlachtfeld war auch ein Kampfpanzer recht gut zu gebrauchen, aber gegen einen Feind, der keine Uniform anzog und der einem nicht auf dem Schlachtfeld entgegentrat, nützte einem das alles nur bedingt. Letztlich musste es irgendjemand im Nahkampf mit dem Feind aufnehmen und darangehen, sein Netzwerk zu zerstören.
    Genau das war Rapp gerade im Begriff zu tun. Mit der linken Hand verstärkte er seinen Griff um Hagganis Kehle und zwang seinen Kopf zurück. Er sah in die braunen Augen des Mannes und suchte nach einem Anzeichen dafür, was in ihm vorging. Er hatte das öfter gemacht, als er zählen konnte, und so hatte er ein recht gutes Gespür dafür, wie die Dinge laufen würden. Die meisten zeigten nackte Angst, einige sahen ihn mit einem Blick an, der auf eine schwere psychische Störung schließen
ließ; es gab sogar welche, die einen Blick hatten wie Charles Manson, diese weit aufgerissenen Augen, die zu sagen schienen: »Ich sehe in die tiefsten Tiefen deiner Seele«. Das waren die schlimmsten Fanatiker, die nicht die Spur eines Zweifels an der Richtigkeit ihres Tuns kannten. Solche Leute verhielten sich beim Verhör völlig irrational; sie schrien und schlugen um sich wie ein kleines Kind bei einem Wutausbruch.
    Die Augen gaben ihm einen Hinweis, aber wirklich wissen konnte man es bei diesen Typen nie. Manche klappten bei der ersten Andeutung von Gewalt zusammen und versuchten sich irgendwie herauszureden. Rapp konnte das nur recht sein. Je mehr sie redeten, umso einfacher war es, sie bei einer Lüge zu ertappen. Wie ein Python, der seine Beute erdrückt, übte er beständigen Druck auf den Gefangenen aus, bis der Betreffende keine andere Chance zum Überleben mehr sah, als die Wahrheit zu sagen.
    Rapp starrte Haggani in die Augen und suchte nach einem Hinweis. Er brauchte nur wenige Sekunden, um das, was er sah, einzuordnen, und es war nichts Gutes. Rapp hätte am liebsten laut geflucht, doch er wusste, dass er Haggani seine Frustration nicht zeigen durfte. Er kannte den Blick in Hagganis Augen. Es war ein Ausdruck der absoluten Überzeugung. Da war kein Funke von Angst in seinem Blick. Es würde Wochen brauchen, um ihn zu brechen. Rapp lockerte seinen Griff einen Moment lang und überlegte, ob er das Ganze abbrechen sollte, ob er das Blut wegwischen und Haggani in seine Zelle werfen sollte. Sie konnten sich ganz auf al-Haq konzentrieren und vielleicht später dafür sorgen, dass Haggani an einen etwas diskreteren Ort überstellt wurde, wo ihn ein ganzes Team bearbeiten konnte.

    Aber vielleicht, dachte Rapp, vielleicht kann ich ihn ja dazu bringen, dass er einen Fehler macht. Rapp verstärkte den Druck und presste die Finger in die straffen Sehnen von Hagganis Hals. »Ich weiß von eurem Plan«, sagte er und suchte in seinem Blick nach irgendeiner Reaktion. »Wir haben beide Zellen aufgespürt. Sie haben uns alles erzählt. Ihr seid wieder einmal gescheitert.« Rapp sah etwas; seine Worte hatten offenbar etwas in Hagganis beschränktem Denken ausgelöst. Rapp lockerte seinen Griff so weit, dass der Mann antworten konnte.
    »Ihr wisst gar nichts«, sagte Haggani mit heiserer Stimme. »Ihr werdet uns niemals aufhalten. Für jeden Krieger, den ihr tötet, kommt ein anderer und nimmt seinen Platz ein.«
    Rapp ließ seinen Hals los. Worauf es jetzt ankam, war, ihn in ein Gespräch zu verwickeln. »Am elften September habt ihr ganz ordentlich zugeschlagen. Da habt ihr Glück gehabt. Ihr habt uns erwischt, als wir nicht darauf vorbereitet waren. Aber was habt ihr seither gemacht?«
    »Madrid und London, und es wird bald noch mehr kommen.«
    »Madrid und London«, sagte Rapp höhnisch. »Die Spanier sind vielleicht kurz erschrocken, aber die Briten habt ihr damit nur noch wütender gemacht.«
    »Der ganze Westen hat Angst vor uns.«
    »Der Westen hält euch für einen Haufen Feiglinge. Ihr tötet absichtlich unschuldige Menschen, weil ihr zu große Angsthasen seid, als dass ihr es mit unseren Truppen aufnehmt. Du bist ein Feigling, Abu.«
    »Du verstehst gar nichts.«
    »Was sagst du, wenn ich dir die Handschellen abnehme, dann wollen wir zwei mal sehen, wie mutig du bist.«

    Haggani dachte über das Angebot nach und blickte auf die andere Seite des Zimmers zu dem bulligen Mann, der ihn an den Stuhl gefesselt

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