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Der Gegenschlag - Extreme Measures

Der Gegenschlag - Extreme Measures

Titel: Der Gegenschlag - Extreme Measures Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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runtergehen. Er musste an diese Frau denken, die für das Desaster von Abu Ghraib verantwortlich war. Als Kommandantin hatte sie kläglich versagt. Garrison empfand es als riesengroße Ungerechtigkeit. Er hatte das alles nicht gewollt. Seinen Vorgesetzten hatte er ganz klar gesagt, dass die CIA sich um die Gefangenen kümmern sollte, nicht das Militär. Die Air Force sollte nichts damit zu tun haben, diese Dreckskerle zu bewachen, dachte er. Seine Aufgabe war es, diesen wichtigen Verbindungsweg offen zu halten und einen reibungslosen Ablauf der Transporte zu ermöglichen, damit die Truppen versorgt und die Verwundeten geborgen werden konnten.

    Er dachte an die Senatoren, die den Stützpunkt besucht hatten, und seine Stimmung sank noch tiefer. Diese militante Senatorin würde seinen Arsch vor ihren Ausschuss zerren und ihn vor der ganzen undankbaren Nation demütigen. Seine ganze harte Arbeit, die Opfer, die er gebracht hatte, das alles würde mit einem Schlag wertlos sein, weil irgendein junger Flieger zu unbeherrscht war.
    Garrison sah auf dem Bildschirm, wie der Air-Force-Mann, der mit dem blutverschmierten Haggani sprach, den Mann plötzlich an der Kehle packte. Garrison versuchte zu verstehen, was er hier vor sich sah, als Leland neben ihn trat.
    »Sir«, sagte Leland, ohne den Blick vom Bildschirm zu wenden, »der Mann kommt mir irgendwie bekannt vor … Ich glaube, ich habe ihn schon einmal gesehen.«
    Garrison fragte sich weniger, wer der Mann war, sondern vielmehr, warum er einen gefesselten Häftling würgte. Was er da sah, ergab einfach keinen Sinn.
    Leland verfolgte das Geschehen aufmerksam und wartete darauf, dass er von dem Mann in der Air-Force-Uniform etwas mehr als nur das Profil zu sehen bekam. Plötzlich drehte sich der Mann um und zeigte auf die Kamera, so dass Leland den Mann von vorne sah. Er kniff die Augen zuerst zusammen, dann riss er sie weit auf. Er konnte seine Aufregung kaum verbergen. »Sir, dieser Mann ist nicht vom OSI!«
    Garrison sah seinen Adjutanten an, als spreche er Lateinisch.
    »Sir, er ist von der CIA. Vor ein paar Jahren habe ich einmal mitbekommen, wie über ihn gesprochen wurde. Er ist irgendein Verhörspezialist.«
    »CIA«, sagte Garrison skeptisch. Er wandte sich wieder dem Bildschirm zu, betrachtete das Blut und dachte
daran, wie der Mann den Gefangenen behandelte - und mit einem Mal ergab alles einen Sinn. »Sind Sie sicher?«
    »Absolut, Sir.«
    Garrison dachte an die möglichen Konsequenzen. CIA-Agenten in Air-Force-Uniformen, die Häftlinge prügelten. Was hatten sie vor? Würden sie am nächsten Morgen abhauen und ihn mit dem Schlamassel alleinlassen? Würden sie es ihm überlassen, eine Erklärung dafür zu finden, warum diese Kerle so brutal zusammengeschlagen worden waren? Garrison wurde immer wütender. Persönlich hatte er nichts gegen die CIA, aber das war einfach absurd.
    »Sir«, sagte Leland, »soll ich ihn festnehmen?«
    Garrison dachte an den Skandal, den es geben würde, wenn der Vorfall an die Öffentlichkeit kam. Nein, daraus konnte nichts Gutes hervorgehen. Widerwillig nickte er und gab Leland die Anweisung, den Mann in Gewahrsam zu nehmen.

12
    Rapp wusste, dass das, was er tat, nicht besonders schön war. Doch er befand sich mitten in einem Konflikt, in dem sich die eine Seite aufgrund von politischem Druck an die alten Spielregeln hielt, während sich die andere Seite über alle Regeln hinwegsetzte. Es war wie ein brutaler Straßenkampf, in dem Messer und Pistolen und Hände und Zähne eingesetzt wurden, und alles, was sich sonst noch als Waffe eignete. Washington wollte diese offensichtliche Tatsache nicht akzeptieren, das musste Rapp wohl oder übel zur Kenntnis nehmen. Es gefiel ihm nicht, er verstand
auch nicht, wie diese Leute dachten, doch er war es leid, sie zu bekämpfen. Sie brauchten ja nicht alles zu wissen, was Leute wie er und Nash unternahmen, um weitere Anschläge wie den von Nine-Eleven zu verhindern.
    Es gab wohl einige wenige Politiker, die auf ihn zugekommen waren, um ihm für seinen Einsatz zu danken. Sie hatten ihn ermutigt, weiterzumachen und dafür zu sorgen, dass das Land nicht noch einmal so empfindlich getroffen wurde. »Tun Sie alles, was notwendig ist«, sagten ihm diese Leute ins Gesicht, um dann in der Öffentlichkeit jede kleine Unkorrektheit in der Behandlung von gefangenen Terroristen anzuprangern. Gewiss gab es einige kluge alte Männer in Washington, die wussten, womit man es zu tun hatte. Diesen Leuten war klar,

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