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Der Gegenschlag - Extreme Measures

Der Gegenschlag - Extreme Measures

Titel: Der Gegenschlag - Extreme Measures Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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nun allein würde essen müssen. Sie bedachte den Zeitunterschied, blickte auf ihr eigenes Essen und traf ihre Entscheidung. Zu Ridley sagte sie: »In einer halben Stunde bin ich unten.«

17
    DREILÄNDERECK, SÜDAMERIKA
    Die Moral in der Truppe war nicht gut. Das war etwas, das er nicht bedacht hatte, und es kam nicht oft vor, dass Karim etwas Wichtiges übersah. Das war eigentlich seine Stärke. Er war in erster Linie ein Denker und in zweiter Linie ein Kämpfer. Nun, wenn er es recht bedachte, so war es ihm kurz durch den Kopf gegangen. In den Sekunden, bevor er Zacharias erschoss, hatte er kurz überlegt, wie sich die Exekution auf die anderen Männer auswirken würde. Als er seine Pistole zog, den Abzug drückte und sah, wie die Hohlspitzkugel Zacharias’ Hinterkopf an die Wand klatschte, war er sich noch sicher, dass seine Tat die Männer anfeuern würde und sie dazu bringen würde, ihre Differenzen beizulegen und ihre Fähigkeiten ganz in den Dienst der Mission zu stellen. Jetzt erkannte er, dass er sie falsch eingeschätzt hatte.
    Es lag an ihrem Glauben, sagte er sich, an ihrer mangelnden Hingabe. Stammesrivalitäten hatten sicher auch eine Rolle gespielt, und Karim machte sich selbst Vorwürfe, dass er das nicht schon früher bedacht hatte. Interne Auseinandersetzungen hatten im Islam leider eine lange Tradition. Es waren kleinliche Rivalitäten, die sie seit so vielen Jahren trennten. Die vier Saudis unter seinem Kommando waren in Ordnung. Sie würden tapfer und mit vollem Einsatz bis zum letzten Mann kämpfen. Auch der Afghane machte ihm keine Sorgen, aber er hatte auch über ein Jahr unter ihm gedient und sich in zahlreichen Konflikten mit dem Feind bewährt. Weil sie zusammen gekämpft hatten, war auch das gegenseitige Vertrauen da. Nein, der Afghane würde keine Probleme machen. Er und seine Landsleute waren die zähesten
und selbstlosesten Kämpfer, die Karim je gesehen hatte.
    Das Problem waren die Marokkaner. Karim sah jetzt, dass das Team tiefer gespalten war als je zuvor. Er überlegte kurz, ob er vielleicht einen von ihnen exekutieren sollte, fand eine solche Maßnahme dann aber kontraproduktiv. Er scheute sich nicht, Angst als Motivationshilfe einzusetzen, doch in diesem Fall hatte er einfach nur eine beschränkte Zahl von Männern zur Verfügung. Karim hatte die brutalen Strategien verschiedener Diktatoren studiert. Von ihnen konnte man einiges lernen. Ihre Kühnheit und ihr Machthunger waren grenzenlos. Besonders beeindruckend fand Karim, wie sie die Macht ohne Skrupel an sich rissen und mit allen Mitteln verteidigten.
    Karim dachte oft an Lenin und Stalin. Er fragte sich, ob er ihr Format hatte - die Größe dieser beiden Männer, die Fähigkeit, eine Revolution anzuführen, die Macht zu übernehmen und jeden Feind zu töten, bis die eigene Macht so unangefochten war, dass man eine echte Veränderung herbeiführen konnte. Er wusste, dass er grausam sein konnte. Dass er die nötige Überzeugung besaß, um Dinge mit aller Konsequenz durchzuziehen und wahllos so viele zu töten, wie notwendig war. Er führte schließlich Allahs Werk aus, und Allah würde schon die Gläubigen von den Ungläubigen trennen, wenn sie tot waren.
    Karims Aufgabe war es, eine Wende herbeizuführen. Er musste den Vormarsch der Ungläubigen aufhalten und ihre ständigen Angriffe auf den Islam stoppen. Ihre Befreiung der Frauen, ihr Durst nach Pornographie, ihre Toleranz gegenüber etwas so Abscheulichem wie der Homosexualität - das alles war das Werk des Teufels. Ihre Musik, ihre Filme, ihre ganze Kultur war ein einziger
Angriff auf die Familie. Ihre Kultur war das Krebsgeschwür der Welt, das den Islam nach und nach angriff. Man musste sie um jeden Preis aufhalten, egal wie viele Unschuldige in der Auseinandersetzung ums Leben kamen.
    Diese Operation war für Karim noch lange nicht der Höhepunkt seines Kampfes. Es war ein Meilenstein auf dem Weg zu etwas noch Größerem. Allah war in seinen endlosen Stunden des Gebets zu ihm gekommen und hatte ihm von seinen Plänen erzählt. Er wollte, dass Karim die Wiege des Islam zurückeroberte, dass er sie jenen entriss, die in ihrer Verderbtheit nur nach Geld und Reichtum strebten. Aber bevor er diese große Verantwortung übernehmen konnte, musste er sich noch beweisen. Nicht gegenüber Allah, sondern gegenüber jenen, die er für den nächsten Kampf brauchen würde.
    Karim würde sich nicht als Märtyrer opfern. Aus verständlichen Gründen hatte er das seinen Leuten nicht

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