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Der Gegenschlag - Extreme Measures

Der Gegenschlag - Extreme Measures

Titel: Der Gegenschlag - Extreme Measures Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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Speichen eines Rades. Seine Schritte waren kurz und schnell, und sein Zorn wuchs mit jedem Meter. Einer der Männer sah ihn kommen und machte die anderen aufmerksam. Das Lachen und Spotten hörte abrupt auf, und die Männer gingen auseinander und nahmen zwar nicht Haltung an, doch sie machten sich innerlich auf ein Donnerwetter gefasst. Karim blieb ein paar Meter vor der Gruppe stehen, als Ahmed gerade die Ziellinie überquerte. Der schlaksige Marokkaner stolperte und stürzte und kam direkt vor Karims Füßen zum Stillstand.
    Es wäre gut möglich gewesen, dass Karim ihn in die Rippen getreten hätte, wäre da nicht ein nervöses Lachen von einem der Männer gekommen. Es war Farid, der Fähigste von allen, und während er sich bemühte, seine unpassende Äußerung zu unterdrücken, begannen ein, zwei andere ebenfalls zu lachen. Es hatte eine ansteckende Wirkung, und bald kicherte die ganze Gruppe wie eine Schar kleiner Schulmädchen.
    Karim stieg über Ahmed hinweg, zog seine 9-mm-Glock und drückte den Lauf an Farids Stirn. Nachdem alle noch deutlich vor Augen hatten, wie Karim einen ihrer Mitstreiter erschossen hatte, war die Situation mit einem Schlag todernst. Die Männer nahmen Haltung an, zogen die Schultern zurück und blickten starr geradeaus. Selbst Farid schaffte es, aufrecht zu stehen, obwohl er den kalten Stahl immer noch an der Stirn spürte.
    »Amir«, rief Farid, so schnell er konnte, »ich entschuldige mich für meinen Fehler.«

    »Findest du das lustig?«
    »Nein, Amir, das tu ich nicht.« Farid sprach ihn mit Amir an, dem arabischen Wort für Kommandant.
    »Warum lachst du dann?«
    Farid zögerte, unschlüssig, was er antworten sollte. »Es war falsch von mir«, brachte er schließlich hervor. »Es wird nicht wieder vorkommen.«
    »Nein, das wird es nicht«, sagte Karim in eisigem Ton, »und wenn doch, dann jage ich dir eine Kugel in deinen dicken Schädel.«
    Farid blinzelte kurz, als ihm der Schweiß von der Stirn in den Augen brannte. »Ja, Herr!«
    Karim ließ die Waffe sinken und wandte sich den anderen zu. »Und ihr«, blaffte er, »findet ihr das lustig?« Sie antworteten wie aus einem Mund, dass sie es nicht lustig fänden. Karims Wut war noch kein bisschen verraucht, und er musste sich sehr beherrschen, um ihnen nicht seine schwere Pistole über den Schädel zu ziehen.
    So ein Kommando war eine einsame Sache, besonders hier in diesem Dschungel, Tausende Kilometer und eine Welt von ihrem Krieg entfernt. Ihr Scheitern war sein Scheitern, und er wollte nicht scheitern. Wie konnte er sie nur dazu bringen, dass sie endlich erkannten, was auf dem Spiel stand? Wie sollte er ihnen begreiflich machen, wie ernst es den Amerikanern war? Auch wenn er sie noch so sehr hasste, machte sich Karim doch keine Illusionen über ihre Stärke.
    Die Männer hatten sich alle bereitwillig dem Kampf angeschlossen. Im Laufe der Jahre hatte Karim viel zu viele gesehen, die in großen Worten vom Krieg sprachen. Die Kaffeehäuser und Moscheen in Saudi-Arabien waren voll mit solchen Männern. Nur eine Handvoll war wirklich tapfer genug, dumm genug oder gläubig genug,
um eine Waffe in die Hand zu nehmen und zu handeln. Die Männer seiner Gruppe sollten tapfer und gläubig sein. Zacharias war gläubig und schlau gewesen, aber er war faul. Er nahm das, was sie gerade taten, nie ernst genug. Das waren die Leute, mit denen er sich abfinden musste; junge Männer, die eben nichts Besseres zu tun hatten. Viele von ihnen waren von reichen Vätern geschickt worden, die sich in dem Ruhm sonnen wollten, ein Opfer für die Sache zu bringen. Und viele dieser Väter zahlten insgeheim dafür, dass ihre Söhne nicht an vorderster Front kämpfen mussten. Die meisten kamen ohne militärische Ausbildung und, was noch schlimmer war, mit einer völlig falschen Vorstellung von dem Kampf. Selbst hervorragend ausgebildete und ausgerüstete Soldaten konnten sich in der Schlacht in die Hose machen. So gesehen war es vorherzusehen, wie sich ein Anfänger verhalten würde, wenn er zum ersten Mal erlebte, wie die Amerikaner eine ihrer vernichtenden lasergelenkten Tausend-Kilo-Bomben abwarfen. Karim hatte gesehen, wie ganze Bataillons von Männern sich weigerten, auch nur einen Schritt zu machen, aus Angst, dass die amerikanischen Kampfflugzeuge am dunklen Himmel lauern könnten.
    Diese Männer hier waren keine Feiglinge. Er hatte alle bis auf zwei im Kampf gesehen, und sie hatten sich tapfer geschlagen. Selbst Ahmed hatte seine Stärken, auch wenn

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