Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Gegenschlag - Extreme Measures

Der Gegenschlag - Extreme Measures

Titel: Der Gegenschlag - Extreme Measures Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
Vom Netzwerk:
gesagt. Allah hatte Großes mit ihm vor. Eines Tages sollte er eine Revolution anführen, die die Welt verändern würde. Karims ferne Aufgabe war es, die saudi-arabische Königsfamilie zu stürzen und das Land von ihrem korrupten Einfluss zu säubern. Die ganze Familie mit ihren über zehntausend Verwandten musste ausgerottet werden. Karim wusste, dass einige wenige entkommen würden, er wusste, dass die Welt schockiert sein würde, aber die Zahl der Toten würde unbedeutend sein im Vergleich mit den Opfern von Lenin und Stalin. Sie hatten einst Millionen getötet, und das für nichts als ein gottloses System, das nur die oberste Schicht von Bürokraten belohnte. Die Muslime würden es verstehen, und letztlich war das das Einzige, worauf es ankam. Aber zuerst musste er mit Amerika abrechnen, und um das zu tun, musste er die
Moral der beiden Marokkaner heben, damit sein Team als Einheit handelte.
    Karim drückte die klapprige Fliegengittertür auf und trat auf das weiche Gras hinaus. Ein halbes Jahr an diesem stickigen Ort. Sie hatten schon viel erreicht, aber nicht genug. Die Vormittagssonne stand endlich hoch genug am Himmel, um die Insekten zu vertreiben, die in dieser Gegend alle möglichen Krankheiten übertrugen. Er wusste, dass die Männer dankbar waren, dass die Insekten sie für ein paar Stunden in Ruhe ließen, doch jetzt mussten sie die drückende Hitze aushalten. Selbst seine Landsleute betrachteten die schlimme Kombination von Hitze und Feuchtigkeit als einen schrecklichen Feind. Wasser war das Entscheidende, so wie in der Wüste. Die Männer müssen viel trinken, dachte Karim bei sich. Er achtete darauf, dass sie auch ihre Malariamedizin nahmen. Er hatte nicht seine Fähigkeiten und seine Energie in diese Operation gesteckt, damit sie dann durch irgendein winziges Insekt zunichtegemacht wurde.
    Er hörte laute Rufe von einigen seiner Männer. Karim blickte über die Lichtung, um zu sehen, was los war. Sechs Männer hatten sich am anderen Ende der Lichtung versammelt, etwa hundertfünfzig Meter von ihm entfernt. Sie trugen alle Cargohosen und ausgeblichene grüne T-Shirts. So wie Karim war jeder von ihnen mit einer 9-mm-Glock und zwei Ersatzmagazinen ausgerüstet. Karim legte Wert darauf, dass sie sich daran gewöhnten, immer eine Waffe zu tragen. Das war ihm auch deshalb wichtig, weil er insgeheim hoffte, dass irgendein Drogenkartell hier im Lager auftauchen und eine Schießerei vom Zaun brechen würde. Das wäre eine ausgezeichnete Gelegenheit gewesen, seine Männer zu testen.

    Karim wusste, dass sie an der Stelle standen, wo die Hindernisstrecke anfing und endete. Auch aus der Entfernung entging ihm nicht, dass die Anfeuerungsrufe nur halbherzig waren. Seine Augen suchten das Gelände nach dem siebten Mann ab. Er hatte sich immer noch nicht daran gewöhnt. Vor wenigen Tagen waren sie noch acht gewesen. Einer der Marokkaner war gerade in der gegenüberliegenden Ecke der Hindernisstrecke unterwegs. Er konnte nicht erkennen, ob es Ahmed oder Fazul war - die beiden sahen einander zu ähnlich. Der Mann warf sich auf den Bauch und robbte unter einem Stacheldraht hindurch, der nur einen knappen halben Meter über dem Boden gespannt war. Nachdem er zehn Meter gerobbt war, sprang er auf und lief direkt auf eine sechs Meter hohe Mauer zu. Er packte das Seil und stürmte die Wand hinauf. Auf halbem Weg rutschte er aus, fing sich, versuchte es erneut, rutschte wieder aus und gab schließlich auf. Er ließ sich auf den Boden fallen, stützte die Hände auf die Knie und rang nach Luft. Karim verfolgte die Szene mit finsterem Blick. Er war nicht so weit gekommen, um dann zuzusehen, wie jemand an einer Aufgabe scheiterte, die sie schon seit Monaten beherrschen sollten.
    Der Mann atmete noch einige Male durch, dann schüttelte er frustriert den Kopf und trabte um die Mauer herum zum nächsten Hindernis. Die anderen sechs begannen zu lachen und ihn aufzuziehen. Auch wenn es aus dieser Entfernung fast unmöglich war, die beiden Marokkaner auseinanderzuhalten, wusste Karim doch, dass es Ahmed war. Er hatte Fazul bereits in den Kampf geführt und wusste, dass der Mann härter war als jede Wand. Karim glühte vor Zorn. Dass ein Mann unter seinem Kommando so schnell aufgab, war empörend genug,
aber dass die anderen es auch noch lustig fanden, war unerträglich.
    Seine abgetragenen schwarzen Dschungelstiefel setzten sich in Bewegung und trugen ihn über einen der vielen Wege, die sich durch das hohe Gras schnitten wie die

Weitere Kostenlose Bücher