Der Gegenschlag - Extreme Measures
auch gefoltert.«
»Wir werden dich nicht enttäuschen, Amir«, versicherte Farid.
»Gut.« Karim würde sich immer fragen, ob seine Männer den Anforderungen gewachsen waren. Er hatte seine ganze Energie darauf verwendet, sie auf diese Mission vorzubereiten, und er wusste, dass er nie ganz zufrieden sein würde. So war er nun einmal. Diese Sorge war jedoch in letzter Zeit in den Hintergrund getreten; dafür nagte etwas anderes an ihm. Er wusste, dass die Amerikaner gut waren, aber er war überzeugt, dass sie die beiden anderen Einheiten nicht hätten abfangen können, wenn sie nicht schon irgendetwas von ihnen gewusst hätten. Karim war sich mittlerweile fast sicher, dass die Amerikaner jemanden in der Al-Kaida hatten, der sie mit Informationen versorgte.
»Ich habe noch eine andere Sorge«, verkündete Karim mit ernster Stimme. »Ich fürchte, dass Zacharias Informationen an seinen Onkel weitergegeben haben könnte.«
Die beiden Marokkaner, die dem Ägypter am nächsten gestanden hatten, sahen einander nervös an.
Karim bemerkte es. »Habe ich Recht?«, fragte er.
Beide Männer nickten.
Karim sagte sich, dass er seine Wut darüber fürs Erste unterdrücken musste. Nachdem sich sein Verdacht bestätigt hatte, fühlte er sich hier draußen auf der Lichtung plötzlich sehr verwundbar. Er wurde von einem Gefühl beschlichen, wie er es von Afghanistan kannte. Schon damals hatte er manchmal regelrecht gespürt, dass hoch über ihnen eine amerikanische Drohne ihre Kreise zog. Er glaubte ein leises Summen zu hören, das wie ein Vorbote des Todes war, der vom Himmel kommen würde. Er
war plötzlich froh, dass er Zacharias getötet hatte, und noch froher, dass er noch andere Vorkehrungen getroffen hatte.
»Hat noch irgendjemand eine Frage, bevor wir aufbrechen?«
»Wohin gehen wir?«
»Zum Flugplatz.« Karim wandte sich nach Norden. »Wenn wir gut vorankommen, sollten wir dort sein, bevor es dunkel wird.«
»Und dann weiter nach Mexiko City?«, fragte Fazul.
»Nein.«
»Aber was ist mit dem Plan?«
»Wir können unseren eigenen Leuten nicht mehr vertrauen. Die Amerikaner müssen irgendwie unsere Führung ausspioniert haben. Wir sind auf uns allein gestellt.«
»Aber wie kommen wir dann nach Amerika?«
»Ich habe andere Vorkehrungen getroffen.«
»Was für welche?«
»Das sage ich euch, wenn es so weit ist.« Die Männer akzeptierten die Antwort ohne weitere Fragen. Karim wandte sich Farid zu. »Zündet die Gebäude an«, befahl er. »Ich will keine Spuren hinterlassen, falls die Amerikaner irgendwie von dem Platz hier erfahren.«
»Ja, Amir.«
Karim suchte den blauen Himmel über ihnen nach irgendeinem Anzeichen dafür ab, dass sie überwacht wurden. Sein Blick allein reichte aus, um die anderen Männer nervös zu machen. »Ich denke, wir sollten den Ort so schnell wie möglich verlassen.«
Niemand widersprach. Die Männer gingen von einem Gebäude zum nächsten und setzten sie mit dem Öl der Lampen in Brand. Die beiden Laptops, Ersatz-Funkgeräte, Landkarten und Satellitentelefone wurden ins Feuer
geworfen. Vierzehn Notizbücher voll mit Informationen über Personen, Gebäude und Organisationen wurden ebenfalls verbrannt. Karim hatte von ihnen verlangt, dass sie sich ihren Schlachtplan einprägten. Von diesem Moment an durfte nichts mehr auf Papier festgehalten werden. Es durfte auch keine Kommunikation mit der Führung der Al-Kaida mehr geben.
Während hinter ihnen das Feuer wütete, marschierten die Männer auf einem schmalen Pfad in den Wald hinein. Karim stand am Waldrand, während ein Mann nach dem anderen unter dem dichten Blätterdach verschwand. Er war froh, dass er endlich aus dieser Gegend wegkam, und überaus zufrieden, dass er alle Verbindungen zu seinen Kommandanten kappte. Es gab nichts mehr, was sie noch für ihn tun konnten. Er und seine Männer waren nun ganz auf sich allein gestellt. Sie würden Goliath gegenübertreten, und sie würden ihm im Namen des gesamten Islam einen vernichtenden Schlag versetzen.
19
WASHINGTON D. C.
Mike Nash lag auf der Seite, nach Luft ringend, die Arme unter dem Körper eingeklemmt. Seine Augenlider flatterten, er öffnete die Augen und sah nichts als Staub und Schutt. Mit großer Mühe drehte er sich auf den Rücken. Ein stechender Schmerz durchzuckte seinen Körper. Im nächsten Augenblick war er verschwunden, dafür breitete sich eine seltsam angenehme Wärme unter ihm aus. Es war eigenartig still, ein stechender Geruch lag in der Luft. Plötzlich
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