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Der Gegenschlag - Extreme Measures

Der Gegenschlag - Extreme Measures

Titel: Der Gegenschlag - Extreme Measures Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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Charlies älterem Bruder gelernt. Nash warf die volle Windel in den Abfalleimer, wischte den Jungen mit einem Feuchttuch ab und legte ihm die frische Windel an.
    Dann ging er mit Charlie, der sich am Hals seines Vaters festhielt, die Treppe hinunter. Nash blieb an der Haustür stehen und sah durch das kleine Fenster hinaus. Er versuchte sich zu erinnern, ob er gestern Abend irgendetwas über das Wetter gehört hatte. Das viele Reisen von einem Kontinent zum anderen konnte einen ganz schön verwirren. Er war spät nach Hause gekommen, die Kinder hatten schon geschlafen. Leider waren sie sein ständiges Kommen und Gehen mittlerweile so gewohnt, dass sie nicht mehr aufblieben, um auf ihn zu warten. Nash tippte den Sicherheitscode ein und schaltete die Alarmanlage aus. Er öffnete die Tür einen Spalt und lugte hinaus. Die Luft war anders als zuletzt, warm und feucht. Es sah so aus, als wäre endlich der Frühling gekommen.

20
    LUFTSTÜTZPUNKT BAGRAM, AFGHANISTAN
    Rapp lag auf seiner Pritsche und starrte zur Decke hinauf. Sie hatten ihm die Uniform abgenommen und ihm einen orangefarbenen Overall gegeben, wie ihn die anderen Häftlinge trugen. Er nahm es in Kauf, zumal er sich
schon in viel schlimmeren Situationen befunden hatte. Es hätte ihm auch wenig genützt, sich aufzuregen und zu verlangen, dass man ihn mit etwas mehr Respekt behandelte. Er fand es sogar irgendwie witzig, dass sie ihn im selben Haus festhielten wie Haggani und al-Haq. Rapp nahm an, dass es der einzige Ort war, wo sie ihn isoliert halten konnten, bis Washington sich einschaltete. Im Hauptgefängnis saßen Hunderte von feindlichen Kämpfern und Terroristen. Es war völlig undenkbar, Rapp dort unterzubringen, doch dieser unterbelichtete Captain hatte genau das vorgeschlagen. Zum Glück hatte General Garrison genug gesunden Menschenverstand, um es nicht zuzulassen.
    Die Sache würde bis auf die höchste Ebene in Washington gelangen, und seine Verbündeten unter den Politikern würden empört sein, dass man ihn hier wie einen gewöhnlichen Terroristen behandelte. Er saß jetzt zwei volle Tage im Gefängnis - das wusste er, weil er noch seine Uhr hatte. Sie hatten verlangt, dass er sie abgab, doch er weigerte sich. Nach einer kurzen Diskussion beschlossen die vier Wärter, die ihn übernommen hatten, dass sich die Auseinandersetzung nicht lohnte. Sie hatten gesehen, was er mit einem der Gefangenen und mit Captain Leland gemacht hatte - und da sie weder den spuckenden Terroristen noch Captain Leland mochten, beschlossen sie, nicht so streng mit ihm zu sein. Er hatte schon sechs Mahlzeiten bekommen, und es war eigentlich schon Zeit für die siebte. Das Essen war nichts Besonderes, aber es war nicht schlecht. Es war bestimmt ein ganzes Stück besser als das, was diese Kerle oben in ihren Bergen aßen.
    Bis jetzt war das einzig Überraschende, dass noch niemand gekommen war, um ihn herauszuholen. Er nahm
an, dass es am Zeitunterschied liegen musste und an der Tatsache, dass es übers Wochenende passiert war. Wie auch immer, Rapp wusste jedenfalls, dass sie bald kommen würden. Sie würden ihn zurück nach Washington bringen, und dort würde das Theater dann so richtig losgehen. Das Alleinsein hatte ihm genug Zeit gegeben, um über alles nachzudenken. Er stellte sich vor, was die einzelnen Personen sagen würden und wie er darauf reagieren würde, nämlich sehr direkt. Das war sowieso längst fällig. Sie liefen schon viel zu lange vor diesem Konflikt davon. Es war einfach absurd, wie viel Zeit, Energie und Geld sie aufwandten, um das, was sie taten, vor den politisch Verantwortlichen verborgen zu halten.
    Rapp hörte das metallische Klicken des Türschlosses und setzte sich auf, in der Erwartung, dass seine nächste Mahlzeit kam. Als die Tür aufging, sah er das vertraute Gesicht von Rob Ridley. Der stellvertretende Leiter des National Clandestine Service sah Rapp besorgt, aber auch ein klein wenig amüsiert an.
    »Diesmal hast du es wirklich geschafft, mein Freund.«
    »Hättest du dir nicht noch ein bisschen länger Zeit lassen können?«, fragte Rapp zurück.
    Ridley richtete die Kameralinse seines Handys auf Rapp. »Nicht bewegen. Diesen Moment muss ich für mein privates Fotoalbum festhalten.«
    Rapp machte eine obszöne Geste. »Es freut mich, dass du das Ganze noch lustig finden kannst.«
    Ridley zog einen Stuhl in die kleine Zelle und schloss die Tür. »Es kommt nicht jeden Tag vor, dass ich mein Idol in einem orangen Häftlingsanzug sehe.«
    Rapp

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