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Der Gegenschlag - Extreme Measures

Der Gegenschlag - Extreme Measures

Titel: Der Gegenschlag - Extreme Measures Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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höchstwahrscheinlich verkatert. Die Nächte waren immer lang; sie spielten, tranken und sahen sich Pornofilme an. Zweimal wurden sogar Prostituierte eingeflogen. Es kam öfter vor, dass einer der Männer kurz nach Sonnenaufgang aus der Baracke kam und sich übergab.
    Die Waffen hatten sie jedoch immer bei sich - und sie verfügten über Unmengen von Waffen, von AK-47-Gewehren über MP-5-Maschinenpistolen bis hin zu allen Arten von Pistolen. Soweit man das aus der Entfernung sagen konnte, benutzten weniger als zwanzig Prozent der Männer die gleiche Munition, was ebenfalls auf eine schlampige Organisation hindeutete. Sie hielten spontane Schießübungen ab und feuerten auf die Bier- und Schnapsflaschen, die sie in der Nacht zuvor geleert hatten. Es gab keine Übung, in der es nicht vorkam, dass eine der Waffen eine Ladehemmung hatte. Die anderen schienen das jedes Mal zum Brüllen zu finden. Karim nutzte das als Gelegenheit, um den anderen zu zeigen, wie man es nicht machte.

    Eines Abends führte Karim einen Scheinangriff durch. Er teilte das Team in zwei Gruppen und führte sie bis auf wenige Meter an die Baracke heran, in der die Männer tranken und spielten. Die Übung hob das Selbstvertrauen der Truppe, doch Karim konnte es nicht als große Leistung betrachten, sich an einen Haufen Männer im Alkohol- und Drogenrausch anzuschleichen. Diese Idioten waren keine würdige Prüfung für sie, und er wies seine Männer sehr eindringlich darauf hin, dass die Amerikaner viel wachsamer sein würden.
    Wie er so durch sein Fernglas spähte, dachte Karim an den Tag zurück, als er zum ersten Mal vom Bergkamm aus die chaotische Organisation dieser Drogendealer beobachtet hatte. Nach wenigen Sekunden hatte er sich gefragt, wie er diesen Ort angreifen würde. Wie würde ich meine Männer einsetzen? Wie stünden die Erfolgschancen? Was würde ich tun, wenn ich einen oder mehrere meiner Männer verlieren würde?
    So arbeitet der militärische Verstand, dachte er sich. Das ist eine Gabe. Wir betrachten ein Ziel, wie ein Bildhauer einen Steinblock betrachtet oder ein Tischler einen Holzklotz. Nur dass diese Aufgabe viel schwieriger war. Sein Gegenstand war nicht unbewegt. Er würde sich wehren, wenn es ihm möglich war. Deshalb musste er den Feind überraschen. In Afghanistan hatte Karim gesehen, was passieren konnte, wenn die Kugeln erst einmal hin und her flogen. Gewiss setzte sich meistens taktisches Geschick und Zielsicherheit durch, doch es konnte immer passieren, dass man von einer verirrten Kugel getroffen wurde. Er konnte es sich nicht leisten, auch nur einen einzigen Mann zu verlieren. Jedenfalls nicht bevor sie in Amerika waren und die richtige Schlacht begann.

    Farid kroch neben ihn und blickte auf die leere Startbahn aus Erde und Gras hinunter. »Deine Befehle, Amir?«
    »Wir brechen in einer halben Stunde auf. Schick zwei Männer los, damit sie den Pfad vor uns absuchen, und sag ihnen, sie sollen uns über Funk Bericht erstatten.«
    »Darf ich fragen, was du vorhast?«
    Karim spähte weiter durch sein Fernglas. »Gegen neun Uhr wird ein Flugzeug eintreffen. Wir werden den Flugplatz sichern, bevor es landet.«
    »Dann ist das Flugzeug von uns?«
    »Ja.«
    »Du hast das schon seit Monaten geplant.«
    Karim ließ das Fernglas sinken und sah den Mann lächelnd an. »Warum sollte ich so etwas tun?«
    »Weil du Zawahiri nicht vertraust?«
    »Das stimmt.«
    Farid sah eine ganze Weile schweigend auf die Landebahn hinunter.
    »Hast du irgendwas auf dem Herzen?«, fragte Karim.
    Ohne ihn anzusehen, fragte Farid: »Vertraust du uns?«
    »Natürlich.«
    »Warum sagst du uns dann so vieles nicht?«
    »Aus Sicherheitsgründen. Es wissen auch so schon zu viele Leute viel zu viel. Die ersten beiden Teams sind gescheitert. Wir sind die letzte Hoffnung.«
    Farid beobachtete, wie der Wind die Baumwipfel beugte. »Du hast uns wie die amerikanischen Spezialkommandos ausgebildet, aber du führst das Kommando nicht wie sie.«
    Die ehrlichen Worte waren für Karim wie ein Schlag ins Gesicht. »Wie meinst du das?«

    »Du hast uns in den letzten Monaten dazu angehalten, viel zu lesen. Ich denke, du hast zu viel über die großen amerikanischen Generäle gelesen.«
    Karim war verärgert über das, was er da hörte. »Sprich weiter«, sagte er trotzdem.
    »Ich habe teilweise dieselben Bücher gelesen. Da ist immer wieder davon die Rede, dass der Kommandant hoch über der Truppe stehen muss, damit sein Urteil nicht angezweifelt wird. In der

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