Der Gegenschlag - Extreme Measures
bestraft wurden. Mike und seine Kollegen im Clandestine Service waren diese älteren Geschwister. In mancher Hinsicht konnte man das Misstrauen verstehen, das diese Leute Männern wie Nash und Rapp entgegenbrachten.
»Nein, Mr. President«, sagte Irene Kennedy, als sie sich mit ihrem Sessel wieder zu ihm umdrehte. »Ich kann Ihnen versichern, dass es von der CIA keine Zustimmung zu einer derartigen Operation gegeben hat.« Sie hörte einige Augenblicke zu, dann sagte sie: »Sie regen sich gern auf, Sir. Es gibt ihnen einen Grund, im Fernsehen aufzutreten und ihren Wählern zu zeigen, dass sie noch leben.« Sie hörte wieder zu und sagte schließlich: »Ja, Sir. Ich bin um vier Uhr da.«
Nash stand in der Mitte des geräumigen Büros und bemühte sich nach Kräften, gelangweilt dreinzublicken, und unbeeindruckt von der Tatsache, dass sich auch der Präsident schon in die Sache eingeschaltet hatte.
Kennedy legte den weißen Telefonhörer auf und sah Nash an. »Der Präsident ist sehr besorgt.«
Nash wusste nicht, was er sagen sollte, und so nickte er einfach nur.
Kennedy hielt ihr Exemplar der Washington Post hoch. »Das ist gar nicht gut«, stellte sie fest.
»Das finde ich auch.«
»Bitte sagen Sie mir, dass das frei erfunden ist.«
»Das ist frei erfunden.«
Der Mann, der neben Nashs Boss saß, lachte ungläubig.
Nash drehte sich um und sah Glen Adams, den Generalinspekteur der CIA, abschätzig an. Der Mann verfolgte
ihn seit über vierzehn Monaten. Mike konnte sich nichts Befriedigenderes vorstellen, als den Kerl in den Schwitzkasten zu nehmen und zu verprügeln.
Kennedy blickte zu Adams und dann wieder zu Nash zurück. »Unser geschätzter Generalinspekteur ist nicht Ihrer Meinung.«
»Ich warne Sie seit Monaten«, sagte Adams rechthaberisch. »Er ist eine tickende Zeitbombe. Ich wette, er hat die ganze verdammte Operation geleitet.«
Nash spürte, dass seine Kopfschmerzen wiederkamen. Er schloss einen Moment lang die Augen und sah dann Adams an. Er dachte an den Zeitungsartikel und fragte sich, ob etwa Adams die ungenannte Quelle war, die der Autor zitierte. Nash trat einen Schritt näher zur Couch und sagte als Antwort auf Adams’ Vorwurf: »Beweisen Sie’s.«
»Das ist nicht mein Job, aber ich bin überzeugt, dass aufgrund dieses Artikels das Justizministerium und das FBI schon dabei sind, genau das zu tun.«
»Ja, ich frage mich, ob irgendjemand hier in diesem Haus ihnen einen Hinweis gegeben hat.«
»Wollen Sie jetzt mich angreifen?«, erwiderte Adams mit trauriger Stimme.
»Scheren Sie sich doch zum Teufel.«
»Mike!«, sagte Kennedy empört.
»Das ist doch Bullshit«, rechtfertigte sich Nash, zur Direktorin gewandt. »Ich möchte wissen, wie viele Terroristen diese Niete schon gefangen hat. Wie viele Leute aus seinem Büro sind seit dem elften September in Erfüllung ihrer Pflicht ums Leben gekommen?«
»Hier geht es doch nicht um mich, Mr. Nash.« Adams schüttelte den Kopf und schnippte beiläufig einen Fussel von seinem Hosenbein.
»Nein, da haben Sie ausnahmsweise Recht, denn mir fällt nicht das Geringste ein, was Sie beigetragen hätten, um das amerikanische Volk vor einem neuen Anschlag zu schützen.«
»Wir haben alle unsere Rolle zu spielen.«
»Manche eine wichtigere als andere.«
Adams seufzte, als würde ihn die Diskussion langweilen. »Von Ihnen werde ich mich nicht in einen Streit hineinziehen lassen, wo ich mit der Sache überhaupt nichts zu tun habe.«
»Und ob Sie das haben.« Zu Kennedy gewandt fragte Nash: »Ich möchte wissen, ob die Gestapo hier eine Untersuchung gegen mich durchführt.«
Bevor Kennedy etwas antworten konnte, sagte Adams: »Das geht Sie nichts an.«
»Was ist mit meinen Rechten?«
»Die gelten hier drin nicht.«
»Was ist mit Ihnen? Wer untersucht das, was Sie tun?«
Adams lachte. »Das ist wirklich lustig, Mr. Nash. Wer untersucht das, was ich tue?« Er schüttelte den Kopf. »Das braucht niemand zu untersuchen, weil ich mich nämlich an die Spielregeln halte.«
»An Ihre eigenen Spielregeln vielleicht, aber nicht an die unseren.«
»Beruhigen wir uns alle miteinander«, mahnte Kennedy.
Nashs Kopfschmerzen wurden schlimmer. Er sah die Frau an, die er immer respektiert hatte, und verlor plötzlich seine Geduld. »Scheiß drauf.«
»Wie bitte?« Kennedy war schockiert.
»Das ist doch alles Bullshit. Sie sagen mir, ich soll mich beruhigen. Ich habe auch die Titelseite der Post gesehen.
Das sind alles Lügen, aber das spielt keine
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