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Der Gegenschlag - Extreme Measures

Der Gegenschlag - Extreme Measures

Titel: Der Gegenschlag - Extreme Measures Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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deine eigenen Operationen finanzieren und durchführen.«
    Karim lächelte kurz. Er würde nie vergessen, was ihm sein Freund vor zwei Jahren eines Abends gesagt hatte, als sie zusammen am Lagerfeuer saßen. Karim war in einer besonders andächtigen Stimmung und verärgert über Hakim, weil er so viel Zeit mit den afghanischen Drogenhändlern verbrachte. Der Streit hatte mit einer einfachen Frage von Hakim begonnen: Worin unterschied sich Opium denn vom Öl? Karim war schockiert über die Dummheit der Frage, aber nicht lange. Hakim erklärte ihm seine Ansicht, dass Opium ein Gut wie jedes andere sei. Als Karim einwandte, dass das Öl keine Menschenleben zerstöre, lachte ihn Hakim aus. Er fragte Karim, was Saudi-Arabien letztlich von den Erträgen aus dem Ölgeschäft habe. Sie hatten schon an der Hochschule oft über diese Frage diskutiert. Darüber, wie das Öl ihr Land korrumpieren würde. Hakim ging noch einen Schritt weiter und warf Karim vor, ein Heuchler zu sein. Das Geld aus dem Ölgeschäft würde er gern nehmen, um damit seinen Dschihad zu finanzieren, doch die Gewinne aus den hiesigen Gütern seien ihm anscheinend nicht gut genug.
    In dieser Nacht waren sie so wütend zu Bett gegangen, wie sie es nie zuvor aufeinander waren, doch später begann sich Karim zu fragen, was Allah wollte. Er wollte, dass sie siegten, das stand fest, aber um welchen Preis? Karim war sich nicht sicher, aber nachdem sich die Führung der Al-Kaida und der Taliban immer mehr als unfähig erwies, begann er nach anderen Wegen zu suchen. Nach Möglichkeiten, wie er den Feind bekämpfen konnte, ohne sich dabei auf die Al-Kaida zu stützen. Karim ging
wenig später weg. Er wollte selbst zu Geld kommen. In Saudi-Arabien war das nicht möglich, weil es dort kaum Aufstiegschancen gab. Die königliche Familie und ihre Vasallen hatten das Monopol auf Macht und Reichtum.
    Als Karim zum ersten Mal diese Landebahn und die Drogenhändler hier sah, dachte er sofort an Hakim. In den folgenden Monaten begann er einen Plan B auszuarbeiten, der es ihm ermöglichen sollte, sich von der Al-Kaida zu lösen. In einer verschlüsselten E-Mail teilte er seine Idee Hakim mit, dem sie sofort gefiel. Als dann die zwei anderen Zellen verschwanden, fasste Karim den Entschluss, dass er Hakim mit seinem Flugzeug kommen lassen würde.
    »Das ist ein sehr guter Tag, Karim.«
    »Ja, das ist er.«
    »Kannst du nicht wenigstens lächeln? Zeig doch, dass du glücklich bist.«
    »Allah will, dass wir demütig bleiben.«
    »Allah will auch, dass du glücklich bist, und heute ist ein Tag zum Glücklichsein.«
    Karim gestattete sich ein kurzes Lächeln, dann erinnerte er sich daran, was noch vor ihnen lag. Sein Gesichtsausdruck wurde wieder ernst, und Hakim fragte ihn, was los war. Karim blickte zu seinen Männern hinüber, die auf dem Boden saßen und aus ihren Feldflaschen tranken. In ein, zwei Wochen würden sie alle tot sein. Diese perfekten jungen Körper, die so voller Leben waren, würden zerrissen werden. Wahrscheinlich auch von Kugeln durchsiebt. Sein einziger Trost war, dass sie Amerika großen Schmerz zufügen würden. Sie würden ihrem Feind wirkliche Angst einjagen, und dann würde der zweite Akt folgen, und dann der dritte und der vierte. Nach ihrem Erfolg würden ihnen viele nacheifern. Sie
würden Amerika wieder und wieder treffen. Er würde einen richtigen Dschihad anführen. Nicht einen großen Angriff durchführen und sich dann zurücklehnen. Die gegenwärtige Führung der Al-Kaida widerte ihn an.
    »Was ist los?«, fragte Hakim.
    »Wenn wir anfangen, Amerikaner zu töten, dann werde ich lächeln. Bis dahin gibt es nichts zu feiern.«

30
    WASHINGTON D. C.
    Nash fuhr auf dem Beltway in weitem Bogen um die Stadt herum. Er hatte scheinbar zufällig angehalten - an einer Tankstelle, in einem Café und einem Drugstore. Seine Telefone hatte er abgeschaltet und die Akkus herausgenommen. Nachdem er auch den eingebauten GPS-Computer in seinem Minivan nicht mehr in Betrieb hatte, würden seine kleinen Zwischenstopps auch auf keinen Aufzeichnungen erscheinen. Unmittelbar nach den Anschlägen in New York und Washington war das alles noch nicht notwendig gewesen. In Saudi-Arabien und Syrien war das etwas anderes; er war es gewohnt, dass er beschattet wurde, wenn er dort operierte, aber nicht hier in Amerika.
    Als sie jedoch beschlossen, ihre eigene Operation in Amerika durchzuführen, änderte sich alles. Aus politischen Gründen war das FBI nicht gerade begeistert

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