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Der Gegenschlag - Extreme Measures

Der Gegenschlag - Extreme Measures

Titel: Der Gegenschlag - Extreme Measures Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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Major.« Leland fixierte den Mann mit einem eisigen Blick.
    Collins’ Gesichtsausdruck veränderte sich ebenfalls; sein Lächeln verschwand.
    »Es freut mich, dass Sie es amüsiert, wenn ein anderer Schmerzen hat«, fügte Leland hinzu.
    Collins nickte. Er schien einen Augenblick zu zögern, dann sagte er: »Ja … nun, es hätte keinem netteren Kerl passieren können. Guten Appetit noch, Captain. Ladys, gehen wir, der Film fängt gleich an.« Collins und die beiden Frauen standen auf und gingen.
    Während Leland ihnen schweigend nachsah, krampfte sich alles in ihm zusammen. Wie hat er das gemeint? Wusste Collins etwa, was passiert war - und wenn ja, wie viele wussten es noch? Leland spürte, wie sich sein Gesicht vor Zorn rötete. Auf Militärstützpunkten wurde genauso viel getratscht wie auf einer amerikanischen Highschool. Die Vorstellung, dass die anderen hinter seinem Rücken über ihn tuschelten, kotzte ihn an. Sie waren alle so undiszipliniert. Leland dachte an etwas, das er in der Akademie bekommen hatte. Es war ein Leitfaden, den er von Zeit zu Zeit durchblätterte, um sich in Erinnerung zu rufen, wer er war und worauf es wirklich ankam.
    Er ließ das Tablett auf dem Tisch stehen und ging schnurstracks auf sein Zimmer. Nach einigen Minuten fand er die Broschüre zwischen den Seiten seiner King-James-Bibel. Leland blickte auf das Little Blue Book hinunter und las die ersten Worte laut. »United States Air Force Core Values. Integrität steht an erster Stelle. Der Dienst ist wichtiger als das Eigeninteresse. Was wir tun, muss stets untadelig sein.« Die Worte hatten auch nach so vielen Jahren immer noch ihre Wirkung. Ja, sie bedeuteten
ihm heute sogar noch mehr als vor über zehn Jahren, als er sie als junger Kadett zum ersten Mal gelesen hatte. Warum konnte General Garrison nicht verstehen, wie wichtig diese Grundsätze waren? Leland blätterte den Leitfaden durch, den man ihm einst an der Akademie mitgegeben hatte. Er fand schließlich das Zitat, das er gesucht hatte, auf der zweiten Seite.
    Es lautete:
    Im Jahr 1965 wurde ich schwer verletzt und saß allein in einem nordvietnamesischen Gefängnis. Mir war klar, dass der Feind mich in seiner Gewalt hatte. Ich fragte mich, wie ich jemals hier herauskommen und mir meine Ehre und Selbstachtung erhalten konnte. Da wurde mir eines bewusst: wenn du dir deine Integrität bewahrst, kann dir nichts wirklich Schlimmes passieren. Wenn du einem geschickten Verhörspezialisten gegenüberstehst, gehst du leicht einen Kompromiss nach dem anderen ein. Aber du überstehst das Ganze am besten, wenn du nicht den einfachsten Weg wählst oder auf einen Deal aus bist, und wenn du nicht den erstbesten Kompromiss ein- gehst.
    Admiral James B. Stockdale
    Leland fuhr mit den Fingern über die Worte und las sie noch einmal laut, diesmal mit Tränen in den Augen. Als er fertig war, sagte er sich, dass er nicht den leichteren Weg wählen würde. Er würde ihnen nicht entgegenkommen und keinen Deal schließen. Nein, er würde ihnen entgegentreten. Er würde ihnen zeigen, was es bedeutete, seine Integrität und seine Ehre zu wahren.
    Er schloss die Broschüre, legte sie in die Bibel zurück und begann über seine Möglichkeiten nachzudenken.
Wenn er die Sache nicht richtig anpackte, konnte es leicht passieren, dass er sich damit die Karriere ruinierte. Wenn er es aber richtig anfasste, konnte das ein richtiges Sprungbrett für ihn sein. Aber wohin sollte er sich zuerst wenden? Hier auf dem Stützpunkt war er isoliert; er war Tausende Meilen von den Leuten entfernt, die für sein Anliegen das größte Verständnis gehabt hätten. Wen sollte er anrufen? An wen konnte er sich wenden? Da war einmal das Office of Special Investigations, aber damit hätten sich wieder neue Probleme ergeben. Viele würden ihn für einen Verräter halten, und der Old Boys’ Club, der in der Air Force immer noch das Sagen hatte, würde ihm wahrscheinlich nie mehr trauen. Sein Name wäre für immer mit dem Skandal verbunden, der mit Sicherheit folgen würde. Nein, er musste dafür sorgen, dass jemand anders die Sache aufdeckte. Ein anderer musste Alarm schlagen und allen zeigen, dass er das wahre Opfer in dieser Farce war.
    Nervös ging Leland in seinem kleinen Zimmer auf und ab. In Gedanken ging er alle befehlshabenden Offiziere durch, die er schon gehabt hatte, und keiner erfüllte die Voraussetzungen. Wer wäre bereit, sich mit der CIA anzulegen?, fragte sich Leland. Plötzlich hielt er inne und dachte an

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