Der Gegenschlag - Extreme Measures
von der Idee, Agenten in Moscheen zu schicken. Der Vorschlag war von verschiedenen Seiten gekommen, und das öfter, als man zählen konnte. Die Leute im Bureau wussten, dass es der richtige Schritt im Sinne der nationalen Sicherheit war, doch sie wussten auch, dass man sich damit großen Ärger mit der Politik einhandeln würde, und so
fand das FBI einen Kompromiss. Seine Lösung bestand darin, sich von den Moscheen fernzuhalten und sich dafür auf muslimische Wohlfahrtsorganisationen zu konzentrieren. Eine Zeit lang war diese Strategie auch sehr erfolgreich. In diesen Dingen war das FBI wirklich gut. Sie ließen hundert aufgeweckte und motivierte Agenten ermitteln und lösten einen Fall, indem sie jedem noch so kleinen Hinweis nachgingen, bis sie alles zu einem beeindruckenden Gesamtbild zusammengefügt hatten.
Die Ermittlungen bei den Wohlfahrtsorganisationen ergaben, dass viele dieser scheinbar harmlosen Vereine in Wahrheit nur Fassade waren, hinter der sich Gruppen wie Hisbollah, Hamas und Al-Kaida verbargen. So wie das organisierte Verbrechen lernten diese Gruppen schnell, was sie zu tun hatten. Als sie merkten, dass ihnen das FBI auf den Leib rückte, zogen sie sich hinter die Mauern der Moscheen zurück, und das FBI musste an dieser Linie haltmachen. Es war eine Linie, die im First Amendment als solche festgelegt war. Das Recht für jedermann, seinen Glauben zu praktizieren, zu sagen, was man wollte, und sich zu treffen, mit wem man wollte. Es wurde befürchtet, dass die Männer und Frauen vom National Counterterrorism Center oder NCTC, dem Nervenzentrum im Kampf gegen den Terrorismus, dieses Grundrecht aushöhlen würden.
Die wenigen, die es wagten, etwas dagegen zu sagen, wiesen darauf hin, dass es hier nicht um Bürgerrechte und Freiheiten gehe. Die Entscheidung, sich von den Moscheen fernzuhalten, sei Political Correctness zum Quadrat. Sie entspringe der Angst vor dem Vorwurf, religiöse Minderheiten auszuspionieren - dabei gebe es handfeste Gründe, sich gerade die Moscheen näher anzusehen. Ein FBI-Agent drückte es gegenüber Nash einmal so aus:
»Wenn morgen vier Abtreibungskliniken in die Luft gejagt würden und Hunderte Menschen dabei ums Leben kämen, und wenn eine Gruppe von Weißen, alles eingefleischte Abtreibungsgegner der Southern-Baptist-Richtung, sich zu dem Anschlag bekennen würde - glaubst du, wir würden auch nur eine Sekunde zögern, unsere Undercover-Agenten in ihre Kirchen zu schicken?«
Die Frage wurde nie beantwortet. Es kam die Anweisung von oben, die Wohltätigkeitsorganisationen weiter im Auge zu behalten, sich aber von den Moscheen fernzuhalten. Das war jetzt fast zwei Jahre her, und damals setzten sich Irene Kennedy, Stan Hurley und einige wenige Senatoren zusammen und kamen überein, dass etwas getan werden musste. Sie wandten sich an Rapp und Nash und gaben ihnen grünes Licht für gezielte Operationen. Alles sollte inoffiziell finanziert werden. Man ging von einem Anfangsbudget von zehn Millionen aus. Die erste Million kam von verschiedenen Schließfächern einer alten Bank in Williamsburg. Noch mehr kam aus Übersee, und es wurde peinlich darauf geachtet, dass keinerlei schriftliche Aufzeichnungen über diese Transaktionen zurückblieben. Kennedy vertraute darauf, dass Rapp und Nash das Geld klug einsetzten, und das taten sie auch. Der schwerste Teil war die Rekrutierung der Agenten. Sie begannen mit vier Mann, die mit zwei Argumenten überzeugt wurden: der Möglichkeit, ihrem Land einen großen Dienst zu erweisen, und einer Menge Geld. Eine Million für jeden, steuerfrei und mit der Möglichkeit, einen großen Teil davon auf einem Auslandskonto zu deponieren.
Sie nahmen vier Moscheen aufs Korn - eine in Washington, eine in Philadelphia und zwei im Großraum New York. Inzwischen waren es acht Agenten, die laufend
Informationen lieferten. So erfuhren sie unter anderem, dass die Al-Kaida Kommandoteams darauf vorbereitete, nach Amerika zu kommen, um hier koordinierte Anschläge auf Personen und Gebäude durchzuführen. In den vergangenen sechs Monaten war man auf eine wahre Goldgrube von Informationen gestoßen. So kam man schließlich dem Terrornetzwerk auf die Spur, das eigens zu dem Zweck errichtet wurde, den Dschihad in Amerika zu fördern. Zwei Zellen wurden aufgespürt, und man wusste inzwischen, dass es noch eine dritte gab. Und jetzt sollte er die Notbremse ziehen und alles beenden.
Nash fuhr durch den Sicherheits-Checkpoint des NCTC und stellte seinen Wagen in der
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