Der Gegenschlag - Extreme Measures
hätten wir zufällig davon gehört.«
Lonsdale runzelte die Stirn. »Das ist doch kindisch.« »Nicht wirklich. Jedenfalls nicht, wenn ihm an seiner Laufbahn in der Air Force etwas liegt.«
»Ich denke, ich habe beim Vorsitzenden des Streitkräfteausschusses noch etwas gut und kann dafür sorgen, dass der Junge jeden Job bekommt, den er haben will. Wir müssen ihn dazu bringen, dass er eine Art offizielle Stellungnahme abgibt. Wen haben wir dort unten, dem wir trauen können?«
»Babs«, wandte Wassen mit Nachdruck ein, »du hörst mir nicht zu, und wenn du irgendwas vom Militär verstehen würdest, dann wüsstest du, warum er nicht derjenige sein will, der damit herauskommt … und warum er keine offizielle Beschwerde einreichen kann.«
»Ralph, ich weiß, das wird dich jetzt überraschen, aber es ist mir scheißegal. Ich bekomme Mitch Rapps Kopf auf dem Silbertablett serviert, und diese Chance lasse ich mir nicht entgehen. Sag dem Typen, wenn er keine offizielle Beschwerde einreicht, dann betrachte ich das als Vertuschungsversuch.«
Wassen verdrehte seine müden Augen. Als Stabschef hatte er viele Aufgaben, und eine davon war, seine Chefin vor sich selbst zu schützen. Sie war eine großartige Wahlkämpferin, weil sie so wie der legendäre
Südstaaten-General Stonewall Jackson nie daran dachte aufzugeben. Sie war ständig in der Offensive und ließ ihrem Gegner nicht die kleinste Verschnaufpause. Aus diesem und einigen anderen Gründen gab Wassen seine Informationen oft nur stückweise an sie weiter. Auf diese Weise hatte er wenigstens manchmal die Möglichkeit, sie in eine einigermaßen vernünftige Richtung zu lenken. »Da ist noch etwas, das ich dir nicht gesagt habe.«
»Du hast doch mit ihm geschlafen, stimmt’s?« Lonsdales braune Augen traten ihr fast aus dem Kopf.
»Genug von meinem Liebesleben, ja? Ich habe nicht mit ihm geschlafen, und ich werde es auch nie tun, und wenn du noch einmal damit anfängst, dann werfe ich dir diesen Hefter an den Kopf.«
»Na fein«, sagte sie, als wäre Wassen derjenige, der sich unvernünftig benahm.
»Hast du dich schon einmal gefragt, warum Rapp so etwas tut?«
»Du meinst, jemanden schlagen? Das brauche ich mich nicht zu fragen. Er ist ein mordlustiger Irrer.«
»Ich hab’s dir schon so oft gesagt, aber du machst immer den gleichen Fehler«, erwiderte Wassen eindringlich. »Wenn du dich mit Rapp und Kennedy anlegst, musst du aufhören, sie zu unterschätzen.«
»Würdest du das bestreiten, was ich gerade gesagt habe?«
»Nein … Rapp hat tatsächlich einen gewissen Hang zum Töten, aber ich glaube nicht, dass er ein Irrer ist.«
»Gut … dann sind wir uns in dem Punkt wohl nicht ganz einig. Worauf wolltest du eigentlich hinaus?«
»Du hast dich noch gar nicht gefragt, warum Leland Rapp festnehmen wollte.«
»Also gut … warum wollte Leland Rapp festnehmen?«
Wassen klatschte in die Hände und schickte sich an, die Bombe platzen zu lassen. »Erinnerst du dich an die beiden hochrangigen Zielpersonen, die wir gesehen haben, als wir dort waren … Abu Haggani und Mohammad al-Haq?«
»Ja.« Lonsdale drückte ihre Zigarette aus. »Und ich weiß noch, dass ich den Leuten dort sehr deutlich gesagt habe, dass sie die Gefangenen nach den Richtlinien der Genfer Konvention zu behandeln haben.«
»Ja, das hast du, aber das dürfte Mr. Rapp entgangen sein, weil er nämlich letzten Samstag in den frühen Morgenstunden zusammen mit einigen anderen Individuen auf dem Stützpunkt aufgetaucht ist, und zwar waren sie als Offiziere des Air Force Office of Special Investigations verkleidet.«
»Bist du dir da sicher?«
»Laut Captain Leland ging Rapp schnurstracks zu dem Haus, in dem al-Haq und Haggani festgehalten werden.« Wassen hielt kurz inne, um die Wirkung seiner Worte zu erhöhen.
»Und?«, fragte Lonsdale ungeduldig.
»Er hat mindestens einen der Gefangenen geschlagen und den anderen angeblich bedroht.«
»Geschlagen?«, fragte Lonsdale gespannt. »Was heißt das genau? Sprichst du von einer Ohrfeige, einem Tritt, einem Faustschlag … bitte etwas genauer.«
»Er hat ihn mit der Faust geschlagen und gewürgt. Angeblich ist viel Blut geflossen.«
»Bitte sag mir, dass dieser Captain das alles aufgezeichnet hat.« Lonsdale griff nach einer Zigarette und gestattete sich einen kurzen Gedanken an den Ruhm, der ihr zuteil würde, wenn sie Bildmaterial vorweisen konnte,
auf dem zu sehen war, wie Rapp einen wehrlosen Gefangenen verprügelte.
»Sie können das
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