Der geheime Auftrag des Jona von Judaea
wo er seine Verfolger leicht hätte abschütteln können. Nicht jedoch in diesem Bereich der Stadt.
Eljakim schrie im Laufen hinter ihm her: »Haltet den entlaufenen Sklaven!… Zwei Schekel für den, der ihn ergreift!« Er wollte also die Situation zu seinen Gunsten ausnutzen. Denn Berechja würde ihm ja drei Schekel zahlen, wenn er ihn zu ihm brachte. Zudem merkte er wohl, dass er es mit ihm an Schnelligkeit nicht aufnehmen konnte.
Jona rannte um sein Leben, schlug einen Haken in eine nach rechts abzweigende Straße und mobilisierte all seine Kräfte, um Eljakim hinter sich zu lassen und sich irgendwo durch eine offen stehende Hoftür seinen Blicken zu entziehen, sowie er eine volle Gassenlänge Vorsprung herausgeschunden hatte.
Als er einen Blick über die Schulter warf, sah er, dass Eljakim immer mehr hinter ihm zurückblieb. Aber das wilde Geschrei in seinem Rücken schwoll trotzdem immer bedrohlicher an! Der Aufseher brüllte aus vollem Leib und nun stimmten auch andere in das Geschrei ein.
Dennoch wäre er seinen Verfolgern wohl noch entkommen, wenn… ja, wenn nicht auf einmal aus einer Seitengasse zu seiner Rechten zwei Stadtbüttel, durch das Geschrei alarmiert, angerannt gekommen wären. Jona lief gerade in dem Moment an der Abzweigung vorbei, als die beiden Männer kurz vor der Kreuzung auftauchten. Und unglücklicherweise war einer von ihnen so geistesgegenwärtig, ihm seinen Knüppel zwischen die Beine zu werfen.
Jona wollte dem Prügel noch ausweichen, doch es gelang ihm nicht. Er fuhr ihm direkt zwischen die Füße, sodass er stolperte, sich nicht mehr fangen konnte und bäuchlings in den Dreck stürzte.
Noch bevor er sich wieder aufrappeln konnte, waren die beiden Büttel auch schon heran. Er wollte mit einem verzweifelten Satz aufspringen, doch da schlug ihm einer der beiden seinen Knüppel mit voller Kraft zwischen die Schultern, worauf er wieder in den Staub der Straße fiel und benommen liegen blieb.
Augenblicklich packten ihn kräftige Arme und rissen ihn unsanft auf die Beine. Und dann waren auch schon Eljakim und wenig später der Gutsbesitzer bei ihm. Ein Faustschlag des Aufsehers traf ihn.
»Das lässt du mal schön bleiben!«, fuhr sofort einer der Büttel Eljakim ungnädig an, ganz im Bewusstsein seiner Macht. »Wenn hier einer schlägt, dann sind wir das!… Also tritt gefälligst zurück, Mann, und sag, was du gegen diesen Burschen hier vorzubringen hast!«
»Dieser... dieser Kerl da... ist mir entlaufen!«, stieß Berechja atemlos hervor und hielt sich mühsam aufrecht, während er seinen Namen nannte und betonte, ein wohlhabender Gutsbesitzer westlich von Hebron zu sein. »Er ist mein Schuldsklave! … Er hat mit anderen einen… einen Aufstand unter meinen Sklaven angezettelt und ist mit seinem Komplizen auf und davon!… Aber jetzt ist er... uns wieder ins Netz gegangen!« Er warf Jona einen bösartig triumphierenden Blick zu. »Als Erstes werde ich ihm die Peitsche zu schmecken geben, so wie er es verdient hat!«
»Immer eins nach dem anderen!«, sagte der Wortführer der Stadtbüttel, wandte sich mit verschlossener Miene Jona zu und fragte ihn: »Und was hast du zu diesen schwer wiegenden Anschuldigungen zu sagen?«
»Es stimmt, mein Vater hat mich vor vielen Jahren bei Herrn Berechja in die Schuldsklaverei geführt, aber wir haben unsere Schuld längst abgetragen!«, antwortete Jona und suchte Rettung in einer Halbwahrheit. »Er wollte uns in Tyrus auf dem Sklavenmarkt an irgendeinen Heiden verkaufen. Allein deshalb sind wir weggelaufen. Es gibt nichts, was ich mir vorzuwerfen hätte!«
»Eine unverschämte Lüge ist das!«, donnerte Berechja mit hochrotem Kopf. »Der Kerl ist ein Ausbund der Niedertracht und Verlogenheit! Ein dahergelaufener Bauernbursche, der meine Großherzigkeit schändlichst ausgenutzt hat!«
»Er sieht mir aber nicht wie ein Tagelöhner aus!«, wandte der Büttel mit Blick auf Jonas gute und saubere Kleidung ein.
»Ich arbeite für den Großkaufmann Elia ben Eljasaf als Schreiber und rechte Hand seines Verwalters Enosch!«, warf Jona hastig ein, um den günstigen Moment für sich zu nutzen. »Ich habe mich gerade mit einem wichtigen geschäftlichen Schriftstück auf dem Weg zu seinem Geschäftspartner Jerimot ben Ehud befunden, als die beiden über mich hergefallen sind und mich verschleppen wollten!«
»Schreiber und rechte Hand eines Verwalters? Lächerlich!«, erklärte Berechja mit einem geringschätzigen Schnauben. »Er ist ein dreckiger
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