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Der geheime Auftrag des Jona von Judaea

Titel: Der geheime Auftrag des Jona von Judaea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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erleichtern, hörte er auf einmal die Stimme des Nazoräers und die einiger seiner Jünger von der anderen Seite der Sträucher.
    »... und wofür halten die Leute den Menschensohn?«, fragte Jesus sie gerade.
    »Einige halten dich für den wiedergekehrten Johannes der Täufer«, sagte einer. »Andere für Elija, wieder andere für Jeremia oder einen anderen Propheten.«
    »Und wofür haltet ihr mich?«, wollte der Nazoräer wissen.
    »Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes!«, hörte Jona da die Stimme des Petrus und bei seinen Worten überkam ihn eine Gänsehaut. Jesus der Messias? Der Mensch gewordene Sohn Gottes? Noch nie hatte er etwas so Ungeheuerliches gehört. Wie konnte Petrus so etwas sagen?
    »Selig bist du, Simon Barjona!«, sagte Jesus. »Denn nicht Fleisch und Blut haben dir das enthüllt, sondern mein Vater, der in den Himmeln ist. Und ich sage dir noch einmal, Petrus: Du bist der Felsen, auf den ich meine Kirche bauen will, und die Pforten der Unterwelt werden sie nicht überwältigen. Dir will ich geben die Schlüssel des Reiches der Himmel. Was immer du auch binden wirst auf Erden, das soll auch im Himmel gebunden sein; und was immer du lösen wirst auf Erden, das soll auch im Himmel gelöst sein. Doch ich gebiete euch auch jetzt noch einmal, niemandem zu sagen, dass ich der Messias bin!« 17
    Jona glaubte, seinen Ohren nicht trauen zu dürfen. Der Nazoräer ließ nicht nur zu, dass ihn Petrus den ersehnten Messias nannte, sondern Jesus bestätigte diese Aussage auch noch! Niemals durften diese Worte, die er zu hören bekommen hatte, Eingang in seinen Bericht finden! Kaiphas würde eine solche Anmaßung als Blasphemie, als unverzeihliche Gotteslästerung werten, auf die der Tod stand! Und bei aller Hochachtung für diesen Wanderprediger, war sie das denn nicht auch?
    Mit wachsender Bestürzung lauschte Jona dem, was nun folgte. Denn Jesus sagte ihnen, er müsse nach Jerusalem gehen und von den Ältesten des Sanhedrin und den Schriftgelehrten und Hohenpriestern vieles erleiden und getötet werden, am dritten Tag werde er aber wiederauferstehen.
    Da protestierte Petrus, machte ihm Vorhaltungen ob seiner düsteren Prophezeiung und sagte erschrocken: »Das sei fern von dir, Herr! Das soll dir nicht widerfahren! Dann lass uns besser nicht nach Jerusalem ziehen!«
    Jesus reagierte heftig und rief: »Geh! Hinweg mit dir, Satan! Du bist mir ein Ärgernis, denn du denkst nicht, was Gott will, sondern was der Mensch will! Hört, was ich euch jetzt sage: Wer mir nachfolgen will, verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir. Denn wer sein Leben retten will, der wird es verlieren. Wer aber sein Leben verliert um meinetwillen, der wird es finden. Denn was wird es einem Menschen nützen, wenn er die ganze Welt gewinnt, aber sein Leben verliert? Oder was kann der Mensch geben, um sein Leben einzutauschen? Der Menschensohn wird kommen in der Herrlichkeit seines Vaters mit seinen Engeln und einem jeden vergelten nach seinem Tun!«
    Betretenes Schweigen kam von jenseits des Dickichts. Dann hörte Jona, wie sich die Jünger stumm entfernten und wohl zum allgemeinen Rastplatz bei den Obstbäumen zurückkehrten. Er selbst entfernte sich mit großer Umsicht, um ja nicht entdeckt zu werden, und schlug einen weiten Bogen, bevor er zu Timon und den anderen zurückkehrte. Er sah der Miene des Petrus und auch den Gesichtern von einigen anderen Jüngern an, dass sie schwer an dem zu beißen hatten, was Jesus ihnen vor wenigen Minuten prophezeit und als Forderung an sie gestellt hatte. Und auch er fühlte sich von einer schweren Last niedergedrückt, nur hing sie mehr mit seinem geheimen Auftrag zusammen als mit den ungeheuerlichen Worten des Nazoräers, er sei der Messias und Gottes Sohn, auf den der Tod warte, aber auch die Auferstehung von den Toten nach drei Tagen. Litt dieser Mann unter einer unglaublichen Selbstüberschätzung oder war er vielleicht gar von Sinnen?

4
    Jona brauchte Stunden, um über dieses verstörende Erlebnis einigermaßen hinwegzukommen. Als sie schließlich eine gute Stunde vor Einbruch der Dunkelheit in Kapernaum eintrafen, war er erleichtert, dass sich die Gruppe auflöste und sich die Männer zur Nacht in die einzelnen Häuser ihrer Verwandten oder Freunde begaben. So konnte er endlich einige Zeit ungestört mit seinem Freund verbringen.
    Nachdem sie kurz bei Jakob und seiner Familie vorbeigeschaut und sich für die Nacht angekündigt hatten, begaben sie sich in

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