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Der geheime Auftrag des Jona von Judaea

Titel: Der geheime Auftrag des Jona von Judaea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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Gerschon mit müder Stimme und langen Pausen zwischen den Worten. »Das muss… vor drei Tagen gewesen sein… Mein Wasserschlauch ist... beim Sturz eingerissen... Habe fast alles... Wasser verloren... Konnte vor Schmerz nicht mehr laufen... und der Durst... halb wahnsinnig hat er mich gemacht...«
    »Und deshalb bist du mit dem Schwert auf uns los?«
    »Ja«, kam es heiser zurück. »Ich habe nur... eure Wasserschläuche... gesehen und da... da konnte ich... nicht anders … Verzeiht... verzeiht!«
    »Und woher hast du das Schwert?«, meldete sich Timon nun wieder zu Wort.
    »Hab’s oben in einem Wadi gefunden«, lautete Gerschons wenig glaubhafte Antwort.
    Timon lachte geringschätzig. »Sicher! Bei dem Schwert lag bestimmt auch dieser breite Ledergürtel, den du da umgeschnallt hast und an dem man so eine schwere Waffe trägt. Und gleich erzählst du uns, dass du dich hier in der judäischen Wüste herumtreibst, weil du einen hübschen Stein für eine neue Töpferscheibe suchst!«, höhnte er. »Sag mal, für wie einfältig hältst du uns?«
    Gerschon schwieg und schloss die Augen.
    »Ja, schweig dich nur aus! Dein Schweigen sagt uns mehr als all deine Lügengeschichten. Wir wissen schon, was wir von dir zu halten haben! Wir sprechen uns noch, Bursche! So, und jetzt habe ich Hunger auf ein frisch gebackenes Fladenbrot!« Ärgerlich wandte Timon ihrem Gefangenen den Rücken zu und kehrte mit Jona zum Feuer zurück, das sie neu entfachen mussten, damit ihnen wieder ausreichend Glut zum Brotbacken zur Verfügung stand. Doch das war rasch geschehen.
    »Du hättest nicht sofort zum Wasserschlauch greifen, sondern ihn noch länger zappeln lassen sollen«, sagte Timon vorwurfsvoll, als sie sich den ersten Brotfladen teilten.
    »Und was wäre damit gewonnen gewesen?«, fragte Jona zurück und tunkte ein Stück Brot in die mit Olivenöl und Traubensirup gefüllte Vertiefung im Wasserschlauch. »Was hätten wir denn von ihm erfahren, was wir nicht auch so schon wissen? Oder zweifelst du vielleicht daran, dass dieser Gerschon ein Strauchdieb und Räuber ist, der sich bestimmt nicht aus ehrenhaften Gründen in die Wüste geflüchtet hat?«
    Timon blickte zu ihrem Gefangenen hinüber, der sich auf die Seite gerollt und die Beine angezogen hatte. Der Schlaf der Erschöpfung schien ihn übermannt zu haben. »Recht hast du ja«, räumte er versöhnlich ein. »Dass er ein Töpfer sein und das Schwert in einem Wadi gefunden haben will, ist wirklich lachhaft. Nur wer vor dem Gesetz flieht, nimmt das Risiko auf sich, allein und schlecht ausgerüstet durch die judäische Wüste zu marschieren.«
    »Ja, nur Leute wie wir, die nichts zu verlieren haben«, warf Jona selbstironisch ein.
    »Du kannst uns doch nicht mit Straßenräubern auf eine Stufe stellen!«, protestierte Timon sofort. »Dass wir vor Ablauf unserer Schuldverpflichtung weggelaufen sind, ist doch reine Notwehr, um nicht von diesem Lump Berechja in lebenslange Sklaverei verkauft zu werden! Das kann man doch nicht vergleichen mit...«
    »Ist ja schon gut! Du brauchst mich nicht davon zu überzeugen, Timon! Ich bin ja ganz deiner Meinung. Oder wäre ich sonst hier?«, fiel Jona ihm rasch ins Wort. »So bitterernst habe ich das auch nicht gemeint. Also reg dich nicht so auf! Und sprich vor allem ein bisschen leiser. Der Bursche muss ja nicht unbedingt jedes Wort mitbekommen!«
    »Ach was, der schläft doch, wie du siehst!«
    »Mag sein, aber wir müssen unser Glück ja nicht herausfordern«, sagte Jona mit vollem Mund. »Lass uns lieber darüber reden, was jetzt mit diesem Gerschon geschehen soll.«
    »Was soll denn schon groß mit ihm geschehen?«, fragte Timon verwundert. »Er hat uns mit blanker Klinge angegriffen, und wir haben ihn nicht mit seinem eigenen Schwert abgestochen, sondern ihm zu trinken gegeben. Ich denke, dass wir uns damit recht anständig verhalten haben.«
    »Wer immer der Mann auch sein mag, er ist trotz der fürchterlichen Schmerzen in seinem Fuß über uns hergefallen, weil ihn der Durst fast um den Verstand gebracht hat. Das war eine Tat der Verzweiflung und nicht räuberische Mordlust«, gab Jona zu bedenken. »Wer weiß, was wir an seiner Stelle getan hätten. Ich wette, genau dasselbe.«
    »Vermutlich, aber was können wir dafür, dass er einer Schlange in die Quere gekommen ist, sein Wasser vergossen hat und mit dem geschwollenen Fuß nun nicht mehr richtig auftreten kann?«, erwiderte Timon. »Die Wüste kennt keine Nachsicht und keine

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