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Der geheime Auftrag des Jona von Judaea

Titel: Der geheime Auftrag des Jona von Judaea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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Täufer lehrte und die Taufe vollzog. Es war ein beständiger Strom von Menschen, der sich nicht nur aus einfachen Leuten zusammensetzte, sondern in dem man auch so manche in teures Tuch gekleidete Gestalt fand. Bei einigen Frommen steckte sogar eine Torarolle im Gürtel.
    Je näher sie dem Fluss kamen, desto langsamer ging es voran. Denn zu den Frommen, den Bußfertigen, den Neugierigen und den Schaulustigen hatten sich auch jene unvermeidlichen geschäftstüchtigen Händler gesellt, die wussten, dass eine große Ansammlung von Menschen stets reichlich Gelegenheit für gute Geschäfte bot. Manche waren mit Handkarren oder bepacktem Esel unterwegs, einige reisten jedoch auch mit schweren Wagen und Ochsengespannen an. Und einer dieser Wagen war ausgerechnet an jener Stelle, wo sich der Weg zum Fluss in einem tiefen Bodeneinschnitt stark verengte, mit Radbruch zum Liegen gekommen. Wer zu Fuß war oder nur einen Esel hinter sich herführte, konnte das auf der Seite liegende Fuhrwerk problemlos passieren, aber für Baruchs Karren reichte der Platz bei weitem nicht.
    »Kein Problem! Das kann uns nicht aufhalten!«, rief Baruch fröhlich. »Ich kenne mich hier bestens aus. Es gibt noch einen anderen Weg zum Fluss hinunter. Und dann nehmen wir einfach die Furt hinter einer der Flussbiegungen ein Stück weiter stromabwärts. Ist zwar ein kleiner Umweg und auf dieser Seite des Jordan auch reichlich holprig, aber immer noch zehnmal besser, als hier festzusitzen wie ein Korken im Flaschenhals und nicht zu wissen, wann es endlich weitergeht!«
    »Wir haben keine Eile«, versicherte Jona.
    Baruch führte sein Maultier aus dem Gedränge heraus, fuhr mit ihnen eine gute viertel Meile zurück und verließ dann den Sandweg. Er lenkte Tier und Karren zwischen zwei Dickichten hindurch, wo ein Ortsfremder nie und nimmer einen Durchlass, geschweige denn dahinter einen befahrbaren Pfad vermutet hätte.
    Jona und Timon mussten sich auf dem Karren gut festhalten, weil die Wegstrecke in der Tat sehr holprig war. Mehr als einmal ging ein so heftiger Stoß durch den einachsigen Karren, dass sie glaubten, von der Ladefläche geschleudert zu werden. Aber nach einem sehr steilen und mit Felsbrocken übersäten Geländestück erreichten sie endlich den grünen, fruchtbaren Ufergürtel des Jordan, der mit vielerlei hoch wachsenden Pflanzen, Sträuchern und Bäumen bewachsen war. Ganz besonders üppig gediehen die salzliebenden Arten wie die Tamarisken, die sich stellenweise zu einem wahren, fast undurchdringbaren Buschwald verbanden.
    Schließlich lag der Jordan vor ihnen, dieser lehmige Fluss, der im Gebirge nordöstlich vom See Genezareth entsprang, diesen träge durchfloss und sich auf seinem Weg hinunter zum Toten Meer in immer neuen und engen Schleifen wie eine sich vielfach krümmende Riesenschlange durch das Jordantal wand und der deshalb und wegen seiner geringen Wassertiefe keinen Schiffsverkehr zuließ.
    Baruch wusste, an welcher Stelle der Jordan hinter einer seiner zahllosen Krümmungen in die Breite ging und wo sich dem Reisenden eine natürliche Furt bot, die ein gefahrloses Überqueren ermöglichte. Mit hochgeschürzten Gewändern wateten sie hinter dem Karren durch das Wasser, dankbar für den kurzen Moment der Kühlung und der Reinigung ihrer staubbedeckten Füße.
    Auf der Ostseite ging die Fahrt im geruhsamen Trott des Maultiers flussaufwärts. Der Pfad folgte, nur einige Wagenlängen vom Ufer entfernt, den scharfen Krümmungen des Jordan und führte mitten durch dichtes Buschwerk. Die Vegetation schien entschlossen zu sein, den schmalen Weg wieder zurückzuerobern und mit ihren Gewächsen zu überwuchern. An manchen Stellen standen Tamarisken und anderes Gesträuch auf beiden Seiten so eng, dass die Äste förmlich nach ihnen zu greifen schienen und an den hohen Rädern des Karrens entlangkratzten.
    Bevor das dichte Unterholz plötzlich vor ihnen zurückwich und sich vor ihnen das freie Gelände der Furt zeigte, die ein Reisender gewöhnlich auf seinem Weg vom Westufer hinüber nach Bethanien und zum Wadi Kharrar benutzte, hörten sie schon eine klare, weit tragende Männerstimme.
    »Das ist er!«, rief Baruch aufgeregt und trieb sein Maultier an, als fürchtete er, ein Wort des Wüstenasketen und Bußpredigers zu verpassen. »Das muss er sein, dieser Johannes der Täufer!«
    Jona und Timon reckten in gespannter Erwartung die Köpfe. Augenblicke später hinderte kein Strauchwerk mehr ihren Blick auf das leicht ansteigende

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