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Der geheime Garten

Der geheime Garten

Titel: Der geheime Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances Hodgson Burnett
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Zweig kurz über der Erde ab. »Da hast du es«, sagte er frohlockend. »Ich hab's dir gesagt. Er ist grün. Sieh ihn dir an.«
    Mary lag nun auch auf den Knien und schaute gespannt.
    »Was auch nur ein bißchen grün und saftig aussieht, hat Leben«, erklärte Dickon. »Wenn der Zweig inwendig trocken und brüchig ist, wie dieses Stück, das ich abgeschnitten habe, dann ist es vorbei.«
    Er sah hinauf zu den Ranken, die über ihm hingen und sagte: »Das wird im Sommer aussehen wie ein Springbrunnen aus Rosen.«
    Sie drangen von Busch zu Busch, von Baum zu Baum. Dickon war stark und wußte genau, wie man die trockenen Zweige wegschneidet. Er konnte auch sagen, wann ein Zweig, der auf den ersten Blick abgestorben aussah, noch grün war. Spaten und Hacke und Rechen erwiesen sich als sehr nützlich. Er zeigte Mary, wie man die Hacke gebraucht, während er die Wurzeln mit dem Spaten freigrub, die Erde lockerte und für Luftzufuhr sorgte. Sie arbeiteten fleißig um eine der größten hochstämmigen Rosen herum, da bemerkte Dickon etwas, das ihn überraschte.
    »Sieh her!« rief er und deutete auf das Gras. »Wer hat das wohl getan?«
    Er zeigte auf eine der Stellen, die Mary kürzlich vom Unkraut gesäubert hatte.
    »Das war ich«, sagte Mary.
    »Aber — ich dachte, du verstehst nichts von Gartenarbeit.«
    »Tu ich auch nicht. Aber sie waren so klein, und das Gras war so dick und stark. Sie sahen aus, als wenn sie keinen Platz zum Atmen hätten.«

    Dickon hatte wieder sein breites Lächeln im Gesicht. »Das hast du richtig gemacht. Ein Gärtner hätte es dir nicht besser zeigen können. Es sind Krokusse und Schneeglöckchen, und hier sind Narzissen. Und das hier sind Osterblumen. Ha, wie hübsch das aussehen wird!«
    Er lief von einer gesäuberten Stelle zur anderen.
    »Für ein kleines Mädchen, wie du es bist, hast du eine Menge getan«, lobte er und schaute sie an.
    »Ich werde dicker«, sagte Mary, »und darum werde ich auch stärker. Wenn ich grabe, macht es mich überhaupt nicht müde. Ich rieche die Erde so gern, wenn sie aufgerissen ist.«
    »Gut für dich«, nickte er weise. »Nichts ist so angenehm wie der Geruch der guten Erde, und noch besser duftet es, wenn der Regen auf das junge Grün fällt. Wenn es regnet, bin ich oft im Moor, und dann lege ich mich unter einen Busch und horche, wie die Tropfen auf die Heide fallen. Ich schnuppere und schnuppere. Meine Nase zittert wie bei einem Kaninchen, sagt meine Mutter immer.«
    »Erkältest du dich nicht dabei?« fragte Mary verwundert.
    »Ich doch nicht«, sagte er lachend. »Ich bin noch nie erkältet gewesen. Ich laufe wie die Kaninchen bei jedem Wetter im Moor herum.«
    Während er redete, arbeitete er ununterbrochen. Mary tat es ihm nach und half ihm mit dem Rechen oder der Hacke.
    »Hier gibt es eine Menge Arbeit«, sagte er, zufrieden um sich blickend.
    »Wirst du wiederkommen und mir helfen?« fragte Mary bittend.
    »Ich selber kann natürlich auch viel tun. Ich kann graben und jäten und was du mir sonst noch beibringst. Ach, komm doch oft, Dickon!«
    »Ich komme bei Regen und Sonnenschein, wann immer du willst«, antwortete er mit Überzeugung. »Es ist das schönste Erlebnis, das ich gehabt habe — sich hier einschließen und einen Garten zum Leben erwecken.«
    »Wenn du kommen willst«, sagte Mary, »wenn du mir helfen willst, alles lebendig zu machen, dann — dann weiß ich nicht, was ich für dich tun würde«, endete sie hilflos. Was konnte sie schon für einen solchen Jungen tun?
    »Ich sage dir, was du tun könntest«, antwortete Dickon lächelnd.
    »Du mußt schön dick werden und tüchtig essen, dann wirst du lernen, mit dem Rotkehlchen zu reden, so wie ich es kann.« Er begann umherzugehen. Nachdenklich betrachtete er die Bäume, Büsche und Mauern.
    »Ich möchte keinen Garten daraus machen, wie ihn die Gärtner haben, alles gut geschnitten, piekfein und schnurgerade. Oder magst du das gern? Ich finde, es sieht viel netter aus, wenn alles hängt und wild durcheinander wächst, wie es eben wachsen will.«
    »Nein«, sagte Mary ängstlich, »wir dürfen ihn nicht zu ordentlich machen. Dann würde er nicht mehr geheimnisvoll aussehen.«
    Dickon rieb seinen rostroten Schöpf. Er sah ein bißchen verwirrt aus.
    »Es ist ein geheimer Garten«, sagte er, »das steht fest. Aber mir scheint, daß außer dem Rotkehlchen hin und wieder jemand hiergewesen sein muß, seit er verschlossen wurde.«
    »Das Tor war verschlossen und der Schlüssel

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