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Der geheime Garten

Der geheime Garten

Titel: Der geheime Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances Hodgson Burnett
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auch immer! Ich habe weder Zeit noch Aufmerksamkeit für dich übrig. Ich bin zu krank, zu elend, zu zerstreut. Aber ich möchte doch, daß du glücklich bist und daß du dich behaglich fühlst. Ich habe heute nach dir geschickt und wollte dich sehen, weil Frau Sowerby meinte, ich müßte dich kennenlernen. Ihre Tochter hat ihr von dir erzählt. Sie meinte, du brauchtest frische Luft und Freiheit und viel Bewegung.«
    »Sie weiß alles über Kinder«, rief Mary unwillkürlich.
    »Das muß sie wohl«, sagte Mr. Craven. »Sie war so mutig und hielt mich mitten im Moor auf, aber sie sagte — meine Frau sei zu ihr sehr freundlich gewesen.« Es schien ihm schwerzufallen, von seiner verstorbenen Frau zu sprechen.
    »Sie ist eine Frau, die man achten muß. Jetzt, wo ich dich gesehen habe, glaube ich auch, daß sie recht hat«, sagte er.

    »Geh ins Freie, so oft du magst. Der Besitz ist groß, und du kannst gehen, wohin du willst, und spielen, wo du möchtest. Wünschst du dir irgend etwas?« fragte er, als ob ihm ein besonderer Einfall gekommen wäre. »Möchtest du Spielsachen oder Bücher oder Puppen?«
    »Dürfte ich wohl —«, zögerte Mary, »dürfte ich wohl ein bißchen Erde haben?« In ihrem Eifer vergaß sie, wie seltsam die Frage klingen mußte, und daß sie eigentlich etwas anderes fragen wollte.
    »Erde?« wiederholte er. »Was meinst du damit?«
    »Ich könnte Samen säen und Blumen zum Wachsen bringen — beobachten, wie sie lebendig werden.« Mary stockte.
    Er starrte sie an, dann fuhr er mit der Hand schnell über seine Augen.
    »Liegt dir so viel an einem Garten?« fragte er langsam.
    »In Indien nicht«, sagte Mary. »Da war ich immer krank, und es war viel zu heiß. Manchmal habe ich im Sand Beete gemacht und Blumen hineingesteckt. Aber hier ist es ganz anders.«
    Mr. Craven stand auf und wanderte langsam im Zimmer umher.
    »Ein bißchen Erde«, sagte er zu sich selbst. Mary hatte das Gefühl, daß sie ihn an irgend etwas erinnert haben mußte. Als er vor ihr stehenblieb und sie ansah, blickten seine dunklen Augen fast freundlich.
    »Du kannst soviel Erde haben, wie du willst«, sagte er. »Du erinnerst mich an einen Menschen, der die Erde liebte und die Dinge, die sie hervorbringt. Wenn du den Garten siehst, den du haben möchtest, dann nimm ihn, Kind, und laß Leben daraus wachsen.«
    »Kann ich ihn nehmen, wo ich will, und wo er nicht gebraucht wird?«
    »Wo du willst. So — und nun mußt du gehen, ich bin müde.« Er faßte nach der Klingel, um Mrs. Medlock herbeizurufen. »Auf Wiedersehen! Ich werde den ganzen Sommer über fort sein.«
    Mrs. Medlock kam so schnell, daß Mary glaubte, sie habe im Korridor gewartet.
    »Mrs. Medlock«, sagte Mr. Craven zu ihr, »jetzt, da ich das Kind gesehen habe, verstehe ich, was Frau Sowerby meinte. Sie muß kräftiger werden, ehe sie zu lernen anfängt. Geben Sie ihr einfache, gesunde Kost. Lassen Sie sie ungebunden draußen herumlaufen. Kümmern Sie sich nicht zuviel um sie. Sie braucht Freiheit, frische Luft und Bewegung. Frau Sowerby soll kommen und sich hier und da nach ihr umsehen, und Mary soll auch mal zu der Hütte fahren.«
    Mrs. Medlock sah erleichtert aus. Sie war froh, daß sie sich nicht zuviel um Mary kümmern sollte. Sie hatte diese Aufgabe ohnehin ermüdend gefunden. Außerdem hatte sie Marthas Mutter gern.«
    »Danke, Sir«, sagte sie. »Susan Sowerby und ich, wir sind zusammen zur Schule gegangen, und sie ist das gutherzigste und vernünftigste Geschöpf, das man im weiten Umkreis finden kann. Ich habe selber keine Kinder gehabt, aber sie hat zwölf. Sie sind alle gesund und artig. Von ihnen kann Miß Mary nichts Schlechtes lernen. Sie hat das, was Sie vielleicht gesunden Menschenverstand nennen würden — wenn Sie verstehen, was ich meine...« »Ich verstehe schon«, sagte Mr. Craven. »Nehmen Sie Miß Mary nun mit und schicken Sie mir Pitcher.«
    Als Mrs. Medlock sie am Ende des Korridors verließ, flog Mary in ihr Zimmer. Dort saß Martha und wartete. Martha war ins Zimmer zurückgeeilt, nachdem sie das Geschirr in der Küche abgestellt hatte. »Ich darf meinen Garten haben«, schrie Mary. »Ich darf ihn haben, wo ich will. Und es dauert noch lange, bis ich eine Erzieherin bekomme. Deine Mutter soll sich um mich kümmern, und ich darf zu eurem Häuschen fahren. Er sagt, ein kleines Mädchen wie ich könne nichts Schlimmes tun, und ich dürfe machen, was ich wolle, und ich könne überall sein.«
    »Soso«, sagte Martha freudig, »das war

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