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Der geheime Name: Roman (German Edition)

Der geheime Name: Roman (German Edition)

Titel: Der geheime Name: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Winterfeld
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Träume! Bald würde er bekommen, was ihm gehörte!
    Eine Welle der Euphorie spülte über ihn hinweg. Der Geheime lachte schallend, sprang von seinem Lager auf und sah sich in seiner Hütte um. »Es ist noch viel zu tun, bevor seine Braut in ihr neues Heim kommt.« Er kniff die Augen zusammen, blickte durch die offene Tür in die Schlachtkammer und betrachtete den gehäuteten Keiler, der darauf wartete, zerteilt zu werden. Ein knuspriger Braten würde über dem Feuer brutzeln, wenn sie zu ihm kam – und saftiger Schinken würde in der Räucherkammer hängen, wenn sie in den nächsten Tagen etwas zu essen bereiten wollte.
    »Ein prächtiges Hochzeitsmahl werden sie genießen.« Der Geheime schnurrte. »Bald schon, ganz bald wird sein Diener sie zu ihm bringen. Freiwillig muss sie seinen Tarnkreis betreten, dann ist sie sein. Und dem Jungen vertraut sie, ihm wird sie folgen.« Der Geheime kicherte, sprach weiter mit sich selbst, um sich noch einmal an der Geschichte zu belustigen: »Ihrem geheimen Traum ist sie nachgereist, der Geruch des Moores hat sie angelockt. So ein leichtgläubiges Kind. Lockende Träume sind gefährlich. Hat sie das vergessen? Hat sie das nie gelernt, das arme Menschenkind?« Er wiegte seinen Kopf hin und her, verwandelte seine Worte in einen leichten Singsang. »Sie ist ein törichtes Weibchen, aber sooo ein schönes.« Er begann, im Kreis zu tanzen, sich zu wiegen im Takt ihrer Hochzeitsmusik: »Grummelscrat, Grummelscrat ist sein geheimer Name – Grummelscrat, des Moores Hüter, holt sich seine Dame.«
    Er verstummte, erschrak über seinen Gesang. Es war gefährlich, den Namen des Geheimen laut auszusprechen.
    Grummelscrat warf seinen Kopf herum, lauschte durch die Wände der Hütte in den Wald. Doch es schien niemand in der Nähe zu sein, der ihn gehört haben könnte. Ein zufriedenes Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. So war sein Plan doch noch geglückt. Morasal würde es nicht wagen, sich ihm noch einmal zu widersetzen.
    »Bald schon wird sie bei ihm sein.« Der Geheime schnurrte wieder, kniff die Augen zusammen und betrachtete das neue Lager, das er ihr eingerichtet hatte. Mit den schönsten und weichsten Fellen, direkt neben seinem.
    Er müsste nur die Hand nach seiner Braut ausstrecken, um sie endlich in Besitz zu nehmen.

17. Kapitel
    E s schien eine Ewigkeit zu dauern, bevor Mora zurückkam. Mindestens eine Stunde musste vergangen sein, als er endlich von außen an die Tür klopfte.
    Fina sprang auf und ließ ihn herein.
    Mora war nass. Sein dunkles T-Shirt klebte schlaff an seinem Oberkörper, rötliches Wasser lief seine nackten Beine hinab, und seine Haut färbte sich bläulich. Er trug den Bottich vor sich her, der bis oben mit Wasser gefüllt war, und stellte ihn neben dem Feuer ab.
    »Hast du dich im Bach gewaschen?« Fina starrte ihn an.
    Mora antwortete nicht, wandte sich ab und ging wieder nach draußen.
    Finas Herz fing an zu rasen. Er konnte so nicht nach draußen gehen. Er würde erfrieren!
    Aber schon nach wenigen Minuten kehrte er zurück. Er trug seine Kleidung auf dem Arm und warf sie neben das Feuer. Der Goldstaub schimmerte noch darauf, die letzte Erinnerung an schönere Momente.
    Fina wartete darauf, dass er sie anzog. Doch Mora holte eines der Ledertücher aus seiner Truhe. Er zog sein nasses T-Shirt über den Kopf, und für einen Augenblick sah sie seinen nackten Po, während er sich die Unterhose auszog und sich das Ledertuch umband. Auf seiner Haut glänzten noch immer die Wassertropfen, seine Wunden schimmerten in einem dunklen Blau.
    Schließlich ging er zu seinem Wasserbottich. Fina sah, wie seine Muskeln zitterten, als er Wasser in den Kessel schüttete und ihn über das Feuer hängte.
    Fina konnte seinen Anblick kaum ertragen. »Du musst dich abtrocknen … und anziehen! Sonst holst du dir den Tod.«
    Moras Blick streifte sie. Die Muskeln an seinen Wangen zuckten, und plötzlich begriff sie, gegen wen sich seine Wut richtete: nicht gegen sie. Er war wütend auf sich. So gnadenlos wütend, dass er sich selbst folterte.
    Fina holte eines ihrer Handtücher, ging zu ihm und drückte es gegen seine Brust. »Trockne dich ab! Sonst muss ich es tun!«
    Mora starrte sie an. Zum ersten Mal, seit er weggelaufen war, wurde sein Gesicht wieder weicher.
    »Warum tust du das?« Fina schluckte. »Warum bist du so hart zu dir?«
    Ein bitteres Lächeln huschte über Moras Gesicht. »Weil es das verdient.« Er hauchte die Worte nur, während er anfing, das

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