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Der geheime Name: Roman (German Edition)

Der geheime Name: Roman (German Edition)

Titel: Der geheime Name: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Winterfeld
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würde sich nicht ausziehen, würde nicht zulassen, dass der Herr seinen Pulli verbrannte! Mora stand auf und ging auf den Geheimen zu, blickte von oben auf ihn hinab. Er war größer als der Wicht, vielleicht sogar stärker.
    Die Augen des Herrn funkelten. Mit vorgestrecktem Kinn sah er zu Mora auf.
    Mora musste blitzschnell sein. Er duckte sich und trat zu: mit dem Schuh in das Gesicht des Alten.
    Etwas Hartes traf Mora am Kinn, warf ihn zur Seite. Ein zweiter Aufprall landete auf seinem Rücken, wirbelte ihn zu Boden. Der Herr saß auf ihm, seine Beine klammerten sich um seine Hüften. Sein Lachen klirrte durch den Raum, drängte sich an Moras Ohr. »Hat es noch immer nicht gelernt? Es kann seinen Herrn nicht töten.« Er schob die Klinge an Moras Hals entlang, fuhr in den Ausschnitt des Pullis. Das Messer fetzte durch die Wolle, glitt über Moras Bauch, seine Arme entlang, raste über seinen Rücken.
    Mora zog den Kopf ein. Er fühlte das kalte Metall und wusste, dass es nur eine Frage von Augenblicken war, bis es in seine Haut schnitt, bis es seine Muskeln zerteilte. Der Herr würde ihn schlachten wie ein Tier – und nur wenn er gnädig war, würde er ihm zuerst die Kehle durchschneiden.
    Mora schloss die Augen. Wie lange würde Fina in ihrer Mühle am Fenster sitzen und auf ihn warten? Wann würde sie begreifen, dass er nicht kam?
    Die Klinge verschwand, das Gewicht löste sich von seinem Rücken, und seine Haut wurde kalt.
    Der Geheime hielt den zerfetzten Pulli in der Hand, zusammen mit dem zerschnittenen T-Shirt. Er schleuderte beides ins Feuer.
    Die Flammen verschlangen es mit einem Fauchen, ließen den Pulli zusammenschmelzen, bis er als glühender Klumpen in der Asche versank.
    Mora biss sich auf die Zunge. Er schluckte, um die Tränen zu verdrängen.
    Der Geheime drehte sich langsam zu ihm um. »Morasal wollte ihn also töten.« Ein scheinheiliges Grinsen legte sich über sein Gesicht. »Was glaubt es, wird der Geheime nun mit ihm tun?«
    Mora stöhnte auf, sein Blick fiel auf das Messer.
    »Oh!« Der Geheime drehte die Klinge im Schein des Feuers. »Hat es etwa Angst vor dem Messer?« Er hockte sich neben Mora, pikste die Spitze des Dolches in seine Schulter. »Aber nein.« Er zog die Klinge zurück, strich ein letztes Mal darüber und steckte sie in seinen Gürtel. »So leicht wird das Menschenscheusal nicht sterben.«
    Die Peitsche zischte, als der Herr sie zog – nur ein winziges Geräusch, doch Mora kannte es genau. Seine Nackenhärchen stellten sich auf, warteten auf den Hieb.
    Der Schlag blieb aus. Nur die harten Knötchen rieselten auf Moras Schultern, wickelten sich um seinen Hals.
    »Warum hat Morasal seinen Herrn nur verraten? War es wegen des Weibchens?« Die Stimme des Geheimen wurde weich, fast weinerlich, während er die Knoten immer enger um Moras Hals zog. »Sollte Morasal sich etwa in sie verliebt haben?«
    Mora röchelte, griff mit der Hand zwischen die Schnüre, bis er wieder atmen konnte.
    »Hat es etwa geglaubt, es könnte mit dem Weibchen zusammenbleiben, wenn der Herr nur tot wäre?« Der Geheime zog die Bänder enger, schnürte das Blut aus Moras Fingern.
    Mora schloss die Augen, drückte mit aller Kraft gegen die Schlaufe.
    Der Geheime lachte. Mit einem Ruck zog er die Schnüre zusammen, presste Moras Hand gegen seinen Kehlkopf. Nur eine Sekunde, bevor er die Bänder wieder lockerte.
    Als wäre nichts geschehen, löste er sie von Moras Hals.
    Mora hustete, saugte die Luft ein und sackte zu Boden.
    »O ja, ganz verliebt ist Morasal in sie.« Die Stimme des Geheimen säuselte: »Alles hat das Menschenscheusal versucht, um ihr zu gefallen. Es wollte so sprechen wie sie, wollte sich so kleiden wie sie. Es wollte stark sein für sie und aufrecht gehen neben ihr.« Der Geheime richtete sich auf. Für einen Moment herrschte Stille.
    In der nächsten Sekunde zuckte sein Kampfschrei durch die Hütte. Die Peitsche knallte über Moras Rücken, knallte ein zweites Mal, ein drittes.
    Moras Schreie zerfetzten die Luft, wechselten sich ab mit dem Knallen, das seine Haut zerriss, mit den Worten, die der Herr zwischen seinen Schlägen hervorstieß: »Es ist ein einfältiger … jämmerlicher … Diener … und sie … war nur … seine neue … Herrin.« Er keuchte im Takt seiner Hiebe. Von rechts und links zogen die Lederbänder über Moras Haut, zeichneten große Kreuze auf seinen Rücken und rissen das Fleisch auf. Mora schrie, der Schmerz raste, ließ das Keuchen des Herrn

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