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Der geheime Name: Roman (German Edition)

Der geheime Name: Roman (German Edition)

Titel: Der geheime Name: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Winterfeld
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die Tür auf, und der Geheime sprang heraus. Seine roten Haare waren ordentlich zurückgekämmt, er trug Stiefel und seine besten Kleider. Nur kurz erfasste Mora dieses Bild, bevor er zielte und warf, auf das Herz seines Herrn.
    Das Messer zischte durch die Luft. Der Geheime stand noch still, suchte nach dem, was er gehört hatte. Die Klinge würde ihn treffen, Mora sah es, Millisekunden, bevor das Messer den Herrn erreichte, bevor es herumwirbelte und zu Mora zurückraste, Sonnenlicht blitzte auf der Klinge.
    In einem Reflex hob Mora den Arm vor die Brust. Spitzer Schmerz durchbohrte sein Handgelenk, ließ ihn aufschreien und warf ihn zu Boden.
    Seine Sicht wurde weiß, der Schmerz raste, wollte seinen Arm verschlingen. Immer neue Schreie strömten aus seiner Brust.
    »Hat es etwa versucht, seinen Herrn zu töten?« Ein scheinheiliger Singsang perlte auf ihn herab.
    Mora blinzelte. Er hatte verloren! Sein Blick fiel auf das Messer in seinem Handgelenk. Es steckte dort, wo seine Schlagader sein musste. Blut quoll hervor, langsam und doch beständig. Noch schien die Klinge die Ader zu verschließen. Sobald sie herausgezogen wurde, würde er ausbluten wie ein Tier.
    Der Herr kniete sich neben ihn, neigte seinen Kopf und sah von unten in Moras Gesicht. »Hatte es nicht versprochen, ihm das Weibchen zu bringen?« Seine riesigen Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen, fingen an zu glühen. »Hat Morasal sie etwa fortgeschickt? Damit der Herr sie nicht bekommt?« Er legte die Hand an das Messer. »O ja, das hat es getan, nicht wahr? Er sieht es an seinem Blick!« Mit einem Ruck zog er das Messer aus dem Gelenk.
    Mora schrie auf, zeitgleich mit dem Brüllen des Herrn: »Es hat ihn betrogen!«
    Ein Pulsieren sprang durch Moras Arm, fast so, als würde das Blut herausspritzen. Doch was er sah, erzählte etwas anderes: Dunkles Blut sickerte aus seinem Handgelenk, das Messer hatte die Schlagader verfehlt.
    Der Herr lachte auf, sein hysterisches Giggern erfüllte den Wald. »Oh, die Wunde tötet es gar nicht! Noch nicht sofort!« Die Stimme knurrte. »Es bleibt ihm also genug Zeit, um die Strafe seines Herrn zu fühlen!«
    Der Geheime sprang auf. Er packte Moras Handgelenk, zog ihn durch das Laub. Moras Schrei zerfetzte die Luft. Sein Gelenk schien zu reißen, sein Körper glitt über die Türschwelle in die Hütte. Der Herr ließ ihn los. Doch Moras Schrei blieb, irrte mit den Schmerzen durch seinen Kopf. Er krümmte sich auf dem Boden zusammen, presste die Hand um sein Gelenk.
    Etwas Kaltes legte sich auf seine Hüfte, ließ ihn erstarren.
    Die Finger des Herrn schoben sich in seine Hose. »Warme Menschenkleidung hat sie ihm geschenkt. Um seine Haut vor der Kälte zu schützen.« Der Geheime wurde ganz leise. Er hielt Moras Messer in der Hand, im Licht des Feuers blitzte es auf. »Morasal wird sie ausziehen müssen.« Er schob die Klinge unter das Bündchen, schnitt das Gewebe von Moras Hüften, trennte es von seinen Beinen.
    Moras Schlottern kehrte zurück, erfasste seinen ganzen Körper. Er wollte stillhalten, um der Klinge auszuweichen. Doch seine Muskeln gehorchten nicht. Der Stoff ratschte unter dem Messer, ein endloses, reißendes Geräusch, bevor der Herr die Jeans in seinen Händen hielt. »So ein lächerliches Beinkleid!« Er rieb den Stoff zwischen den Fingern. »Hart wie Stroh. So wenig zählt Morasal für sie, dass sie ihn in minderwertige Lumpen kleidet.«
    Moras Gedanken wirbelten durcheinander, mischten das Gift der Worte mit seinen Schmerzen. Könnte der Geheime recht haben? Könnte es sein, dass Fina ihn getäuscht hatte?
    Der Herr trug die Hose zum Feuer, warf sie hinein und grinste.
    Mora zuckte zusammen.
    »Mach es weiter!« Der Herr zeigte auf seinen Pulli, strich mit den Fingern über das Messer. »Zieh es sich aus!«
    Mora fühlte den weichen Pulli an seiner Haut. Plötzlich wusste er wieder, dass Fina es gut gemeint hatte. Sie hatte das Gewebe extra für ihn angefertigt. Es hatte lange gedauert, hatte ihr viel Mühe bereitet. Davon hatte sie erzählt. Ganz gleich, was der Herr sagte, ihr Geschenk war sehr kostbar.
    Mora richtete sich auf, blickte dem Geheimen in die Augen. Selbst, wenn er Fina niemals wiedersehen würde – solange sie auf ihn wartete, durfte er nicht aufgeben.
    Wenn es schon nicht möglich war, eine Waffe auf den Herrn zu richten – vielleicht konnte er auf andere Weise gegen ihn kämpfen.
    Die Wut verdrängte die Schmerzen, erfüllte ihn mit einer Kraft, die er nicht kannte. Er

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