Der geheime Name: Roman (German Edition)
Schulter. Ihr Körper fing an zu schlottern, verlor den letzten Halt und drückte sich noch enger in seine Arme.
Sie standen mitten in der Hütte! Wenn der Herr erwachte, würde er sie töten – oder Schlimmeres.
Als hätte er den gleichen Gedanken, schob Mora sie von sich, hielt sie nur noch an den Armen fest.
»Wir müssen hier raus.« Fina flüsterte, erinnerte sich daran, was sie schon vor vielen Nächten geplant hatte, noch bevor der Alte mit seinen Träumen über sie hergefallen war.
Mora warf einen hastigen Blick zum Lager des Geheimen. Einen Moment lang lauschten sie dem seltsamen Schnarchen.
Aber schließlich zog Fina Mora zur Tür. »Wenn er so klingt wie jetzt, dann wacht er nicht auf.«
* * *
In Moras Ohren rauschte es, während er hinter Fina durch den Wald lief. Immer schneller rannte sie vor ihm her, immer panischer klang ihr Atem.
»Wo willst du hin?«, rief er ihr nach. Er versuchte, sie zurückzuhalten, und glitt an ihren Fingern ab, sobald er sie zu fassen bekam.
Fina erreichte eine kleine Lichtung, sprang über vermoderte Baumstümpfe und lief auf eine Fallgrube zu, die der Herr im Boden versteckt hatte, um Tiere darin zu fangen. Fina kannte sie nicht, konnte das verdeckte Loch nicht sehen.
Mora rannte schneller, bekam ihre Hand zu fassen und riss sie aus dem Gleichgewicht. Sie strauchelte, fiel zu schnell, als dass er sie noch auffangen könnte, aber gerade rechtzeitig, bevor sie die Grube erreichte.
Mora ging neben ihr in die Knie, griff ihre Handgelenke und hielt sie so fest, dass sie nicht wieder aufspringen konnte. »Wohin willst du?« Er rief noch immer, ahnte bereits ihre Antwort.
Ihre Tränen schimmerten im Mondlicht. »Ich will nach Hause, zurück in meine Welt, zusammen mit dir!«
Mora atmete ein. Wie sollte er ihr sagen, was er sagen musste? Wie sollte sie begreifen, dass es keine Chance gab zu fliehen?
Fina riss sich los, sprang wieder auf. »Na, komm schon! Wir müssen weg sein, bevor er aufwacht!«
»Nicht da lang!« Mora ergriff ihre Hand, deutete auf den Boden. »Darunter ist eine Fallgrube!«
Fina starrte ihn an, riss sich im nächsten Moment los und lief in weitem Bogen um die Grube herum. Mora rannte hinter ihr her, folgte ihr in den Wald, ohne sie noch einmal aufzuhalten.
Schließlich blieb sie keuchend stehen, lehnte sich an einen Baum und starrte in das dunkle Laub, das durchnässt war von Regen und Tauwasser. »Wann kommen wir endlich ins Moor?« Sie drehte sich zu ihm um, schien sein Gesicht im Schatten der Bäume erst suchen zu müssen. »Oder können wir das Tor auch hier streuen?«
Mora blinzelte zwischen den Fichten nach vorne, erahnte weiter hinten das, was er befürchtet hatte. Er tastete nach Finas Hand, zog sie mit sich und führte sie zwischen den Bäumen hindurch.
Vor ihnen erschien die Hütte des Geheimen, kaum mehr als hundert Meter entfernt.
Fina keuchte auf. »Sind wir im Kreis gelaufen?« Ihre Stimme wurde panisch. »Sag doch endlich, wo das Moor ist! Und dann gib mir dein Salz!«
»Ich habe kein Salz«, flüsterte Mora.
Ihr Atem stockte, kehrte kurz darauf mit einem unkontrollierten Winseln wieder zurück. »Dann müssen wir welches holen! Wo bewahrt ihr es auf? In dem Erdkeller?« Sie deutete auf den Erdhügel neben der Hütte, in dem die meisten Lebensmittel lagerten.
Mora schüttelte langsam den Kopf. »Ich weiß nicht, wo er das Salz lagert. Er gibt mir immer nur das, was ich für seine Aufträge brauche.«
»Dann das Salz in der Hütte! Du hast heute noch damit gekocht.«
Mora trat auf sie zu, legte die Hände an ihre Arme. »Das wäre zu wenig. Der Herr füllt nie genug Salz in das Fässchen, dass es für ein Tor reichen würde.«
»Verflucht noch mal!« Fina drückte ihn von sich. »Es muss doch einen Weg geben! Irgendwo ist doch das Salz, irgendwo muss er es verstecken.«
Moras Hals schnürte sich zu. Er musste es endlich sagen, hätte es gleich sagen müssen. »Selbst wenn wir Salz hätten – ich würde sterben, sobald ich über das Tor trete.«
Fina taumelte zurück, fing sich an einem Baum. »Wer sagt das? Er? « Sie deutete auf die Hütte. »Bestimmt belügt er dich! Ja, ganz sicher, damit du ihm nicht wegläufst!«
»Ich weiß nicht, ob er lügt.« Mora sprach so leise, dass er sich selbst kaum hörte. »Seit ich klein bin, sagt er mir, ich sei an seinen Tarnkreis gebunden. Ob das stimmt, weiß ich nicht. Ich habe nur einmal etwas ausprobiert, von dem ich dachte, es könnte eine Lüge sein.« Er trat näher an
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