Der geheime Name: Roman (German Edition)
jeden Moment einschlafen. Nur der Herr hinderte sie daran, riss sie aus ihrer Ruhe und schien genau zu wissen, dass er sie in der nächsten Nacht bekommen würde. Sie hatte den gefährlichen Punkt schon lange überschritten, und es gab nichts mehr, was sie jetzt noch aufhalten konnte: Fina würde einschlafen und in den Traum des Herrn gleiten.
Alles, was danach geschah, hing von Mora ab. Er musste sie wecken – erst in dem Augenblick, in dem sie träumte, aber noch bevor etwas Schlimmes mit ihr geschah.
Das alles ging nur, wenn er wach blieb, wenn er den Moment abpasste. Doch er spürte allzu deutlich, dass der gefährliche Punkt auch bei ihm überschritten war. Nach drei Tagen und zwei schlaflosen Nächten drohten Wachsein und Traum ineinanderzufließen.
Als der Herr sie zu Bett geschickt und sich selbst zum Schlafen gelegt hatte, drehte Mora sich so, dass er Finas Gesicht betrachten konnte. Eine ganze Weile sahen sie sich an. Doch schließlich wurden Finas Lidschläge langsamer, immer länger blieben ihre Augen geschlossen, bis sie sich gar nicht mehr öffneten.
Mora wünschte ihr, dass sie eine Weile schlafen konnte, bevor der Traum begann. Wenigstens ein kleines bisschen Erholung sollte sie finden.
Doch wie er selbst die Zeit überstehen sollte, wusste er nicht. Es wäre so leicht, nachzugeben, sich in den Schlaf ziehen zu lassen … Mora kämpfte gegen seine Augenlider, ließ sie für eine Sekunde zufallen. Nur ganz kurz. Dann würde es besser …
Ein Poltern riss ihn zurück. Er erkannte, wie der Herr aus seinem Bett sprang, wie er Finas Felle zur Seite zog. Er hielt die Peitsche in der Hand. Abgesehen davon war er nackt, so nackt, wie Mora ihn noch nie gesehen hatte. Zum ersten Mal lag die geheime Stelle des Herrn entblößt, in einer Form, in der Mora sich niemals zeigen durfte – und dennoch anders, um so vieles größer … spitzer.
Fina!
Sie schlief noch immer. Schutzlos und nackt lag ihr Körper zwischen den Fellen, dem Herrn dargeboten.
Mora wollte schreien, wollte sich aus seiner Starre lösen und ihr helfen. Aber seine Muskeln waren zu schwer, zu müde, um sich noch zu rühren.
Die Finger des Alten streichelten die Peitsche, ließen die Lederbänder auf Finas Bauch fallen.
Sie schreckte auf, starrte auf seine geheime Stelle. Ihr Mund öffnete sich zu einem stummen Schrei – nur für eine Sekunde, bevor ein Laut daraus hervorkam, ein Brüllen, die Stimme eines Mannes.
Mora sprang aus dem Bett, begriff erst jetzt, dass es sein eigenes Brüllen war, dass sich die Situation geändert hatte.
Der Geheime lag wieder auf seinem Lager, unter seinen Fellen, weit von Fina entfernt. Doch ihr Mund war geöffnet, ihr Atem flatterte, kämpfte um den Schrei, der nicht herauswollte.
Mora rannte zu ihr, fiel neben ihr auf die Knie und rüttelte an ihren Schultern. Er wollte ihr zurufen, wollte sie aus dem Schlaf reißen. Aber er musste sich beherrschen, durfte ihr nur zuflüstern: »Fina! Wach auf! Du träumst!«
Endlich schrie sie, eine Sekunde, bevor er die Hand auf ihren Mund legte. Fina fuhr auf, der Schrei presste sich gegen seine Finger, ihre Augen starrten ihn an.
»Du hast geträumt.« Mora streichelte durch ihre Haare, wischte den Schweiß von ihrer Stirn. »Es ist vorbei, du bist wieder wach.«
Fina fiel in seine Arme, ihr leises Weinen schlich sich in seine Ohren, verstummte schon kurz darauf, während ihr Körper schlaff wurde.
Sie schlief wieder ein!
»Fina, nein!« Mora schob sie von sich. »Nicht einschlafen!« Er schüttelte sie, wartete, bis sie die Augen öffnete, und deutete auf den Herrn.
Der Geheime träumte noch immer. Sein Arm zuckte, als würde er Fina schlagen, sein Daumen glühte, und sein Atem keuchte, so gierig, wie Mora ihn noch nie gehört hatte.
»Was tut er da?«, flüsterte Fina.
»Das möchtest du nicht erfahren.« Mora stand auf, zog an ihrer Hand, bis sie aufstand.
Finas Blick haftete auf dem Herrn, schien sich kaum von dem Bild lösen zu können – wie sein Arm unaufhörlich zuckte, wie sich sein Becken bewegte, während tierische Laute aus seiner Kehle grunzten.
»Komm mit!« Mora legte ihr einen Arm um die Schultern, löste sie von dem Anblick und schob sie zur Tür.
Vor der Hütte drehte Fina sich noch einmal um. Das tierische Grunzen löste sich in einem Brüllen, verstummte kurz darauf und verwandelte sich in das seltsame Schnarchen.
»Es ist ein Wort.« Fina flüsterte. »Er schnarcht ein Wort, hörst du das?«
Mora hörte nur ein
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