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Der geheime Name: Roman (German Edition)

Der geheime Name: Roman (German Edition)

Titel: Der geheime Name: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Winterfeld
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schrie auf, duckte sich an seinen Hals.
    Mora zog sie näher, legte seine Arme um ihren Rücken und versuchte, sie mit seinem Körper zu beschützen.
    Doch die Bänder peitschten nur umso schneller um sie herum, rissen die Knötchen über ihre Haut und konzentrierten sich auf das Mädchen in seinen Armen. Finas Schreie zerfetzten Moras Ohren, ihre Hände klammerten sich an ihn, zerkratzten seine Schultern und glitten schließlich kraftlos daran herab.
    »Er soll aufhören!« Mora schob sie von sich und sprang auf, stellte sich vor sie und starrte von oben auf den Herrn hinab. »Es ist Moras Schuld! Ich habe sie genommen, habe sie dem Geheimen gestohlen. Weil er ein schäbiger, alter Wicht ist, dem es nicht zusteht, so etwas Schönes zu besitzen!«
    Das Gesicht des Herrn verzerrte sich, seine Peitsche zuckte vor Fina zurück, Sekunden, bevor sie über Moras Brust knallte, immer wieder, bevor sie ihn in die Knie zwang, auf den Boden, während der Schmerz über ihn hinwegraste. Sein Blick fiel ein letztes Mal in Finas Augen, erkannte, wie sie am Boden lag, nur eine Armlänge entfernt, wie sich ihr Mund zu einem Schrei formte. Im nächsten Moment wurde er von ihr fortgerissen, von einem Schmerz, den er noch nicht kannte, der ihn mit voller Wucht traf und ihn zum letzten Mal in die Dunkelheit schickte.
    * * *
    Mora rührte sich schon lange nicht mehr, als der Geheime endlich aufhörte, mit den Stiefeln auf ihn einzutreten.
    Fina lag zusammengerollt am Boden. Ein hohes Winseln presste sich durch ihren Kopf, ein stetes Geräusch, das irgendwann begonnen hatte und sich im Takt ihres Atems fortsetzte. Es flatterte in einer zähen Flüssigkeit vor ihrer Nase, betäubte das Brennen ihres Körpers und ließ nichts anderes in ihre Gedanken als Moras letzten Blick. Sie hatte ihn verloren, als der Herr ihn zum ersten Mal trat, hatte sekundenlang gehofft, seinen Blick wiederzufinden, bis die Tritte seinen erschlafften Körper hin und her warfen.
    Erst jetzt lag sein Gesicht wieder vor ihr, kaum zu erkennen zwischen den blauen Schwellungen und dem Blut, das seine Haut verschmierte. Ganz langsam sickerte es noch aus seiner Nase – als wollte ihn das Leben nicht verlassen, ohne ihr noch einmal zuzuflüstern.
    Das Winseln in ihrem Kopf wurde zum Heulen, das Bild vor ihren Augen verschwamm, und durch ihren Kopf drängten sich die Worte, von denen sie nichts wissen wollte: Mora war tot, nicht wieder lebendig zu machen, einfach aus seinem Körper verschwunden.
    Fina versuchte, auf ihn zuzurobben, wollte das klebrige Blut aus seinen Haaren streichen.
    Doch der Herr kam ihr zuvor, fasste Moras Handgelenk und zog ihn mit sich, zerrte ihn in einen der Käfige und ließ ihn fallen. Moras Körper schlug dumpf auf den Boden, blieb in verrenkter Haltung liegen, während der Alte die Käfigtür mit einem Schloss verriegelte.
    Es war diese eine Geste, die einen Rest von Hoffnung in ihr weckte. Warum sollte er einen Toten einsperren?
    In der nächsten Sekunde starb die Hoffnung und ließ nichts zurück als ihr Zittern und Heulen: Der Herr kam auf sie zu, fixierte sie mit zusammengekniffenen Augen und griff nach ihrem Handgelenk. Der Schmerz jagte durch ihren Arm, als wollte er ihn mit einer Drehung aus ihrer Schulter reißen. Schwindel tobte durch ihren Kopf, ließ sie für eine Sekunde nichts anderes mehr wahrnehmen.
    Als er sie losließ, fand sie sich in einem der Käfige wieder. Das Schloss vor ihr schnappte zu, brachte ein goldenes Gitter zwischen sie und den Wicht.
    Der Geheime blieb vor ihr stehen, betrachtete sie wie einen exotischen Vogel. »Morgen werden sie heiraten.« Er legte den Kopf zur Seite, ließ seinen Blick über ihren Körper gleiten. »Und dann wird sie bei ihm liegen, wie sie es ihm versprochen hat.«
    Es war ein rasendes Gefühl, das in Finas Bauch wuchs, das in Sekundenschnelle explodierte und sie gegen die Gitterstäbe springen ließ. »Gar nichts werde ich tun!« Sie spuckte ihm ins Gesicht. »Vielleicht kannst du mich vergewaltigen und versklaven – aber du kannst mich niemals zwingen, dich zu lieben! Du bist ein hässlicher, bösartiger Wicht. Vielleicht bist du schon zu alt, um dich an deine Mutter zu erinnern. Vielleicht hattest du auch niemals eine und hast nie erlebt, was Liebe bedeutet. Aber solange du schlägst und mordest, wirst du es niemals erfahren – und wenn du noch weitere tausend Jahre lebst!«
    Der Geheime wischte sich ihre Spucke von der Wange. Sein spitzer Bart bebte, als er anfing zu sprechen: »Es

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