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Der geheime Name: Roman (German Edition)

Der geheime Name: Roman (German Edition)

Titel: Der geheime Name: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Winterfeld
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aus, seine Hände zogen sie näher.
    Fina schloss die Augen. Sie erhaschte seinen Geruch, die dunkle Note des Moores, ein salziges Aroma, von dem sie mehr wollte.
    Plötzlich ließ Mora sie los. Er fiel neben seinem Feuer auf die Knie, krümmte sich nach vorne und verbarg den Kopf schützend unter seinen Armen.
    Fina starrte ihn an. Ihre Nase war noch ganz von seinem Geruch erfüllt. Was war mit ihm los? Warum wich er zurück und warf sich auf den Boden?
    Es war eine Falle! Zum ersten Mal seit langem kehrte dieser Gedanke zurück. Moras Geruch hatte sie ins Moor gelockt und in seinen Bann geschlagen. Er schaltete ihren Verstand aus und ließ sie jede Gefahr ignorieren. Um bei ihm zu sein, war sie bereitwillig ins Moor gesprungen – er musste sie nur in den Arm nehmen, und sie vergaß, dass sie verfolgt wurde, dass draußen im Wald eine Gefahr auf sie lauerte. So gierig war sie auf seine Nähe, dass sie gar nicht bemerkte, wie geschickt er ihren Fragen auswich.
    Mora wusste, was dort draußen lauerte. Deshalb lag er jetzt auf den Knien, deshalb konnte er ihr nicht in die Augen sehen.
    »Was war das für eine Kreatur?«, flüsterte Fina. »Auf zwei Beinen, aber unmenschlich schnell und kaum größer als ein Reh.«
    Mora verharrte, ohne zu atmen, lag so regungslos da, als wäre er tot.
    Fina fröstelte. »Du weißt, was das war, oder?«
    Mora reagierte nicht.
    Fina blickte zur Tür, zu den massiven Holzbalken, mit denen sie verbarrikadiert war. Sie ließ ihren Blick über das Fachwerk streifen, mit dem er die Höhle abgestützt hatte. Draußen, oberhalb der Höhle, war es still geworden, zu still.
    Fina starrte auf Moras Körper, darauf, wie er am Boden lag. Sie kannte diese Haltung, kannte die Geste, mit der er sich unterwarf – nur um sie als Herrin zu bezeichnen.
    Doch dieses Mal duckte er sich nicht vor ihr. Finas Blick glitt über seinen Körper hinweg zum Feuer und von dort aus zu dem Loch, das darüber in der Decke klaffte. Fast sah es so aus, als würden sich die Flammen dort oben spiegeln – in einem Paar riesiger Augen.
    Fina schrie auf. Die Augen verschwanden. Etwas raschelte neben dem Loch, trappelte über die Höhle hinweg und brachte die Holzkonstruktion zum Beben. Sand rieselte zwischen den Stämmen hindurch, Laub wehte durch das Loch über dem Feuer herein und verbrannte in den Flammen.
    Dann war es still.
    Fina wurde schwindelig. Mora kannte das Wesen mit den riesigen Augen. Er warf sich vor ihm auf den Boden, als würde er ihm dienen.
    Es war sein Herr!
    Fina schnappte nach Luft, ein leises Winseln entwich ihr. Mora lag noch immer auf dem Boden. Sie betrachtete seine schwarzen Haare, die bräunliche Haut in seinem Nacken.
    Es war eine Falle!
    Finas Knie gaben nach, ließen sie auf den Boden sinken. Ein stilles Lachen zuckte durch ihren Körper, während sie allmählich begriff, was hier vorging. »Ich bin die Maus, Mora.« Sie beugte sich über seinen Nacken, atmete seinen Geruch ein und schloss die Augen. Sie war die Maus, die dem herrlichen Duft folgte, den der Speck verströmte, die gerade mit glücklichem Blick zubeißen wollte …
    Mit einem bitteren Auflachen stieß sie die Luft durch ihre Nase aus. »Und jetzt ist der Weg hinter der Maus verriegelt, und sie sitzt mit dem Speck in der Falle.«
    Das Lachen eroberte ihre Stimmbänder, verwandelte sich in ein irres Kichern, während sie sich wünschte, die Hand auf Moras Nacken zu legen. Sie wollte seine Haut mit ihren Lippen berühren. Er sollte wieder zu ihr aufsehen, sollte sie in den Arm nehmen und festhalten. Wer sonst sollte sie festhalten? Sie hatte nur ihn. Ganz gleich, welchem Herrn er diente.
    Tränen strömten in ihre Augen. »Aber weißt du was, Mora? Der Maus ist es scheißegal, ob sie in der Falle sitzt – weil das dumme Vieh nur an den Speck denken kann.«
    Mora hob den Kopf, seine schwarzen Augen sahen sie an. Fina war sich nicht sicher, ob er ihr Gleichnis verstand, das Geständnis, das darin lag. Sie war sich nicht sicher, was in diesem Moment wichtiger war – ihm nah zu sein oder der Gefahr zu entrinnen.
    Schuld und Angst lagen in Moras Blick. Fina konnte nicht wissen, auf wessen Seite er stand, ob er sie beschützte oder auslieferte, ob er ihr Köder war oder ein Teil des Rudels, das Jagd auf sie machte.
    Sie wusste nicht einmal, woher das Fleisch stammte, das Mora in seinem Versteck aufbewahrte, das er in seinem Kessel kochte und ihr zum Essen servierte.
    Fina heulte auf. Sie krabbelte nach hinten, bis sie an die Wand

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