Der Geheime Orden
Reaktion gewesen, ja«, sagte ich. »Wenn du einfach gegangen wärst, säßen wir jetzt nicht hier, und der Trainer würde sich in der Universitätsverwaltung vor sehr viel mächtigeren Leuten verantworten müssen als vor dir und mir. «
»Er hat noch nicht wieder mit mir gesprochen«, sagte Mitch.
»Zimowski hat mit mir geredet, aber er konnte auch nicht viel sagen.«
»Der Trainer wird dich in sein Büro rufen, wenn er soweit ist. Das ist seine Art.«
»Alle denken, dass er mich auf die Bank verbannen wird, wenn die Saison anfängt.«
»Das wird nicht geschehen. Er will Spiele gewinnen. Er muss Spiele gewinnen. Er ist vielleicht ein Arschloch, aber er ist kein dummes Arschloch. Es gibt zu viele Leute, die genau hinsehen, was er tut, und Fragen stellen, wenn er nicht gewinnt. Er wird nicht vergessen, was du ihm angetan hast, aber er wird seinen Stolz zunächst überwinden, weil du zu wichtig für die Mannschaft bist.«
»Ich hab das Gefühl, ihm irgendetwas sagen zu müssen«, sagte Mitch.
Ich schüttelte den Kopf. »Das wäre ein Fehler. Lass ihn auf dich zukommen. Er braucht seine Zeit, um sich die Dinge durch den Kopf gehen zu lassen. Sei einfach du selbst und lass dir auf dem Spielfeld nichts gefallen. Wir brauchen ein paar große Jungs wie dich in der Mannschaft, die heiß auf die Saison sind. Darum haben sie dich ja hierher geholt.«
»Alle sagen, dass er mich vor den Verwaltungsrat zerren wird.«
»Er hätte die Möglichkeit, aber er würde es im Leben nicht tun.«
»Warum bist du dir so sicher?«
»Weil er seinen Job nicht verlieren möchte. Wenn er dich vor den Verwaltungsrat bringt, weiß er ganz genau, dass dein Vater jeden verklagen wird, von Präsident Rudenstine bis zum Hausmeister.«
Ein paar von Mitchs Freunden entdeckten uns in der Rotunde und setzten sich zu uns. Wir vergaßen den Basketball für eine Weile und wandten uns wichtigeren Dingen zu, den Erstsemesterinnen. Vielleicht ist es wie mit den Kirschen in Nachbars Garten, aber ich schwöre, dass dieser neue Jahrgang tatsächlich doppelt so viele Leckerbissen mitgebracht hatte wie unserer.
Wir beendeten unsere Hauptmahlzeit und beschlossen, das Dessert in der großen Halle zu nehmen, damit wir eine bessere Übersicht über die Östrogenvorräte bekamen. Unser Standortwechsel zahlte sich unmittelbar aus, als wir Roz Minter aus der Fußballmannschaft in einer Gruppe von Mädchen entdeckten, die so hässlich waren, dass man Eier damit abschrecken konnte.
»Das ist mal echte Topqualität«, sagte Fred Carter. Carter hatte nicht gerade das große Los gezogen, was das Aussehen betraf; er war ein kleiner, dicker Kerl mit dichten, glänzenden Haaren und großen, verschlafenen Augen, die zu viel Platz in seinem kleinen, runden Gesicht beanspruchten. Aber er war mit Sicherheit der cleverste Schwarze, den ich je im Leben getroffen hatte. Er war ein Erstsemester aus einer der schlimmsten Gegenden in Detroit; sein Vater war Busfahrer, und seine Mutter arbeitete bei der Stadtreinigung. Er war das älteste von fünf Geschwistern, und es gab Gerüchte, das zwei der Kinder, die nach ihm kamen, so clever waren, dass Carter verglichen mit ihnen zurückgeblieben wirkte. Das wollte schon einiges heißen, war doch Carter erst der zweite schwarze Student in der Geschichte Harvards, der den Höchstwert von 1600 Punkten in den Eignungstests erreicht hatte.
»Verschwende nicht deine Zeit«, sagte Alphonse Lewis. »Sie steht nicht auf Brothers.« Ich hatte Alphonse schon früher auf dem Campus gesehen, wurde aber erst an diesem Abend mit ihm bekannt gemacht. Er hatte die komplette New-York-Nummer drauf, von seiner Kapuzenjacke bis hin zu den offenen Adidas-Sportschuhen mit dicken, roten Schnürsenkeln. Dazu kam der typische Hüftschwung und die Neigung seiner Schultern.
»Woher weißt du das?«, fragte ich. »Angeblich hat sie einen Freund in Kalifornien.«
»Genau, und der ist so weiß wie der Teller auf deinem Tablett«, sagte Alphonse. »Jemand hat ein paar Bilder von dem Typen in ihrem Zimmer gesehen. Außerdem versucht sie nicht mal, mit uns zu reden. Ich sehe sie mindestens einmal am Tag in diesem Saal, und jedes Mal sitzt sie auf der anderen Seite.«
Die Hautfarbe war ein schwieriges Thema in Harvard. Schwarze Studenten waren ständig in einer Position, wo sie von jedermann beurteilt wurden. Wenn wir zu viel Zeit mit weißen Studenten verbrachten, dachten die anderen schwarzen Studenten, wir hätten uns verkauft. Wenn wir zu viel Zeit mit den
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