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Der Geheime Orden

Der Geheime Orden

Titel: Der Geheime Orden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Smith
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lassen und den Abschlussjahrgang hinter unseren Namen nicht zu vergessen. Aber sie hatten uns nie gesagt, was wir tun sollten, wenn unsere Harvardverbindungen genau die entgegengesetzte Wirkung hatten, wie es bei Ashley der Fall war. Wir waren zum Abendessen aus und hatten einen gemeinsamen Kinobesuch hinter uns, und ich hatte selbst am Ende des Abends noch die Finger von ihr gelassen. Jetzt blieb mir nur noch, vor ihr in die Knie zu gehen und um Gnade zu flehen. Sie können sich also meinen Schock vorstellen, als ich von meinen vormittäglichen Seminaren zurückkam, um die letzte Ecke auf meinem Flur bog und erstarrte. Da saß sie auf dem kleinen Stuhl, den wir vor unserer Tür aufgestellt hatten, und blätterte in einem Buch.
    »Was tust du hier?«, fragte ich und klopfte mit der Hand an die Wand, um sicher zu gehen, dass ich nicht träumte. Ich hatte früh gelernt, dass ein verzweifeltes Herz die unheimliche Fähigkeit besaß, den Verstand zu täuschen.
    »Ich freue mich auch, dich zu sehen«, sagte sie, klappte ihr Buch zu und stand auf. »Ich hab versucht, ein bisschen zu arbeiten.«
    »Aber warum hier?«
    »Ich arbeite heute drüben im Quincy House, und meine Schicht fängt erst in einer Stunde an. Ich hatte sonst keinen Ort zum Lernen, und dieser Stuhl war nicht besetzt.«
    Ich näherte mich ihr und flüsterte gleichzeitig ein Dankgebet, dass Gott mir dieses Glück beschert hatte. »Ist dein Telefon kaputt?«, fragte ich.
    »Heute Morgen hat es noch funktioniert.«
    »Ich hab dich letzte Woche zwei Mal angerufen, und du hast dich nie gemeldet.«
    »Ich hatte viel um die Ohren, im College und bei der Arbeit.« Sie hob ihre Tasche auf und warf sie sich über die Schulter. Als ich ihr in die großen Rehaugen schaute, war mein Zorn schlagartig verflogen.
    »Es hätte dich nicht umgebracht, hättest du dir die zehn Sekunden Zeit genommen, mich einmal anzurufen«, sagte ich.
    »Müssen wir den ganzen Tag in diesem Flur stehen, Mr. Harvard, und dieses Gespräch führen, oder wirst du irgendwann einmal diese Tür öffnen?«
    Ich schloss die Tür auf. Sie folgte mir hinein, blieb aber nach ein paar Schritten schon wieder stehen.
    »Ganz anders, als ich erwartet hatte«, sagte sie.
    »Du darfst ruhig reinkommen und dich setzen«, sagte ich. »Ich beiße nicht.«
    Sie nahm ganz hinten auf dem Sofa Platz und machte damit klar, dass sie körperlich auf Abstand bleiben wollte. »Dein Geschmack ist gar nicht so schlecht«, sagte sie. »Hast du es eingerichtet oder eine Exfreundin?«
    Die Wahrheit war, dass eins von Percys Zimmermädchen eine Woche, bevor er einzog, hergekommen war und alles eingerichtet hatte. Das Einzige, für das ich verantwortlich zeichnete, war der Kerzenständer auf dem Kamin. Mein Physiklehrer auf der Highschool und seine Frau hatten ihn mir zum Schulabschluss geschenkt. Meine Mutter sagte, es sei echtes Kristallglas. Abgesehen von dem silbernen Tiffany-Rahmen, den meine Ex mir geschenkt hatte, war es der wertvollste Einrichtungsgegenstand, den ich besaß.
    »Diese Frage fasse ich als Beleidigung auf«, sagte ich. »Einige der größten Innenarchitekten waren Männer.«
    »Klar, und sie sind alle in der South Side von Chicago aufgewachsen, haben Basketball gespielt und in Harvard studiert, wo sie lernten, die richtigen Farben zu kombinieren. Netter Versuch, aber ich glaube dir nicht. Das hier hat definitiv einen weiblichen Touch.«
    »Du unterschätzt immer noch meine Talente«, sagte ich.
    »Das einzige Talent, das ich bisher entdeckt habe, ist die Fähigkeit, ununterbrochen Müll zu quatschen«, sagte sie. »Ich bin gekommen, um dich zu fragen, ob du nächsten Samstagabend schon was vorhast.«
    »Ich bin vollkommen frei«, sagte ich.
    »Ich habe zwei Eintrittskarten für ein New-Edition-Konzert im Garden. Vielleicht hast du Lust, mich dort zu treffen, wenn du nichts anderes vorhast.«
    »Heißt das, du willst mit mir ausgehen?«
    »Nein, es ist ein Treffen.«
    »Okay. Dann komme ich nicht.«
    Keiner von uns beiden sagte ein Wort, und ich tat so, als würde ich etwas im Bücherregal suchen. Sie schaute mich an und trommelte mit der Fußspitze. Nach einer Weile sagte sie: »Tja, ich möchte diese zweite Eintrittskarte ungern wegwerfen.«
    »Das wäre wirklich schade, nicht wahr?«, sagte ich.
    Sie trommelte schneller mit dem Fuß, und ich spürte, dass sie angestrengt nachdachte. Ich weigerte mich, ihr zu Hilfe zu kommen. Schließlich sagte sie: »Ich muss dich im Voraus warnen, dass es nicht die

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