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Der Geheime Orden

Der Geheime Orden

Titel: Der Geheime Orden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Smith
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Labyrinth von Räumen, die anders aussahen als diejenigen, die ich bei meinem letzten Besuch durchquert hatte. Schließlich gelangten wir in einen geräumigen Salon mit schweren antiken Möbeln und einer grünen Tapete, die für eine wärmere Atmosphäre sorgte. Was mich bei meinem ersten Besuch überrascht hatte, war die Enge in Campbells Arbeitszimmer, aber dieser Raum war luftiger und sorgfältig aufgeräumt. Hier schien er nicht besonders viel Zeit zu verbringen. Die Ausstattung hatte einen entschieden aristokratischen Touch, Erdtöne und dunkles Holz sowie ein Perserteppich, der fast den gesamten Parkettboden bedeckte. Ein großes Gemälde von einem alten Afroamerikaner hing über dem Kamin; ich nahm an, dass es sich um einen Verwandten handelte. Leise klassische Musik strömte aus den Lautsprechern unter der Decke. Reverend Campbell saß in einem hohen, ledernen Ohrensessel mit Troddeln. Neben ihm stand ein Teeservice. Er wackelte mit der Fußspitze, während er sich Notizen in einem Buch machte, bei dem es sich möglicherweise um seinen Terminkalender handelte. Er schaute auf, als ich den Raum betrat.
    »Treten Sie ein, Mr. Collins«, sagte er, schlug das Buch zu und stand auf. Wir gaben uns die Hand, und ich war überrascht von der Kraft, die in seinem Griff lag. Ich hatte ihn mir immer als einen dieser weichen, schlaffen Händeschüttler vorgestellt. »Kann ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?«, fragte er.
    Angesichts der hämmernden Schmerzen im Hinterkopf war »Trinken« das letzte Wort, das ich hören wollte, auch wenn es sich in diesem Fall auf nichtalkoholische Getränke bezog. Ich hatte mir bereits einige Aspirin eingeworfen, doch der Presslufthammer war immer noch in Betrieb.
    »Danke, im Augenblick nicht«, sagte ich und wartete auf seine Aufforderung, bevor ich mich im Sessel neben ihm niederließ. Er war wesentlich bequemer, als er aussah.
    »Danke, dass Sie sich die Zeit genommen haben«, sagte er. »Ich wollte noch einmal auf dieses mysteriöse Zitat zurückkommen, das Sie mir letzte Woche dagelassen haben. Ich hatte inzwischen Gelegenheit, es mir genauer anzusehen, und es scheint mir eine ziemlich seltsame kleine Sache zu sein.«
    »Was meinen Sie mit seltsam, Sir?«
    »Ich konnte mich nicht erinnern, es schon einmal gelesen zu haben, also wandte ich mich an einige meiner Kollegen an der theologischen Fakultät. Ein paar von ihnen haben es sich angeschaut. Sie scheinen der Ansicht zu sein, dass es aus einer puritanischen Schrift des siebzehnten Jahrhunderts stammen könnte.«
    »Und das ist das Seltsame daran?«, fragte ich.
    »Nein, das macht es zunächst einmal nur selten. Seltsam wird es dadurch, dass selbst die Leute aus der Forschungsabteilung es nicht zuordnen können, nicht einmal, nachdem sie diverse Quellen zurate gezogen haben. Und ich darf hinzufügen, dass es sich um einige der bedeutendsten Bibelforscher der Welt handelt.«
    Das war nicht unbedingt, was ich hören wollte, doch überrascht war ich auch nicht. Ich wusste, dass es schwierig sein würde, die Quelle anhand so spärlicher Informationen zu identifizieren. »Sie glauben also, dass man es niemals zurückverfolgen kann?«
    »Man kann alles zurückverfolgen«, sagte Campbell mit einem Lächeln. »Ich wollte nur sagen, dass die Suche wesentlich schwieriger werden wird, als ich zunächst angenommen habe.« Er trank einen Schluck Tee, und ich bemerkte einen goldenen Siegelring an seinem rechten kleinen Finger. Bilder von Percy gingen mir durch den Kopf. »Sagen Sie, Mr. Collins, wie kommt es, dass ein Biologiestudent von der South Side in Chicago, der in der Basketballmannschaft spielt, ein solch obskures Zitat findet?«
    Ich spürte seinen bohrenden Blick, und dem Tonfall nach war es weniger eine Frage als eine Anklage. Ich begann jeden Schlag der verdammten Glocken in der Memorial Church zu verfluchen, die mich glauben gemacht hatten, Campbell wäre die beste Hilfe bei meiner Suche. Es war naiv zu glauben, dass der Reverend die Antwort liefern würde, ohne weitere Fragen zu stellen.
    »Wie ich schon sagte, Sir, ich habe es abgeschrieben.«
    »Ja, ich erinnere mich, dass Sie das sagten. Aber Sie haben es auch abgelehnt, die Quelle zu offenbaren, von der Sie es abgeschrieben haben. Inzwischen hatten Sie ja ein wenig Zeit, darüber nachzudenken. Möchten Sie mir jetzt verraten, worum es wirklich geht?«
    Ich rutschte beunruhigt auf dem Sessel hin und her, und ich wusste, dass auch mein Schweigen eine Antwort war.
    »Mr. Collins,

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