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Der Geheime Orden

Der Geheime Orden

Titel: Der Geheime Orden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Smith
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eher ein schmutziger Rosenkrieg. Das erste Spiel war noch nicht einmal angepfiffen worden, da war Trainer Beasley schon wieder in seine gewohnte üble Dauerlaune verfallen. Er marschierte wie ein Tyrann an der Seitenlinie auf und ab und beschimpfte uns mit dem gesamten Wörterbuch der Vulgärsprache. In den Sommerferien hatte er ein paar neue Flüche entdeckt, die sogar einen betrunkenen Matrosen vor Neid hätten erblassen lassen. Man hätte ja denken können, dass er nach drei Monaten Pause verjüngt und ausgeglichen zurückgekehrt wäre, doch die Säcke unter seinen Augen waren noch schwerer und dunkler geworden, und seine Halbglatze schien ihre Größe verdoppelt zu haben. Wie in jeder anderen Hierarchie fiel die Scheiße nach unten: an den Assistenztrainern vorbei und uns auf die Schultern.
    Während Harvard in jeder Sportart vorn Fechten bis zum Eishockey schon einmal eine Meisterschaft gewonnen hatte, konnte die Herrenabteilung im Basketball nicht eine einzige Meisterschaft in der Ivy League vorweisen. Der Druck durch die Sponsoren hatte nie geahnte Höhen erreicht, und der Trainer war entschlossen, den Pokal nach Cambridge zu holen oder bei dem Versuch zu sterben – und uns dabei auch gleich umzubringen. Also starben wir einen qualvollen Tod.
    Ich erreichte den Speisesaal eine Viertelstunde, bevor die Küche schloss, und rang mit einem Salisburysteak, das aussah und schmeckte wie ein Pappkarton nach einem Platzregen. Dann rannte ich in mein Zimmer zurück und duschte. Ich war noch halb nackt, als das Telefon klingelte.
    »Wie läuft’s?«, fragte Dalton.
    »Ich bin schon halb angezogen.«
    »Denk dran, dass du nicht zu früh kommst. Am besten, du erscheinst mindestens eine Viertelstunde zu spät. Zu früh kommen bedeutet, zu eifrig sein. Immer cool bleiben. Diese Leute wollen niemanden, der sich anbiedert.«
    »Keine Sorge, ich liege genau im Zeitplan«, sagte ich. »Bin ich erst einmal angezogen und dorthin gegangen, werde ich spät genug sein.«
    »Eigentlich rufe ich wegen etwas anderem an«, sagte Dalton. »Ich glaube, ich könnte beweisen, dass Onkel Randolph ein Mitglied der Altehrwürdigen Neun ist.«
    Ich musste mich erst einmal setzen. »Was für einen Beweis?«
    »Das ist eine lange Geschichte, aber es hat etwas mit einer Sache zu tun, die ich in seinem Schlafzimmer gesehen habe, als ich ein Junge war. Eines Nachmittags hatte ich mich in seinem Kleiderschrank versteckt und dabei eine kleine hölzerne Kiste gefunden. Ich war ganz aufgeregt, weil sie blitzblank poliert war und möglicherweise sogar Zigarren enthielt. Seine Initialen waren unter einer seltsamen Verzierung eingeschnitzt, die mir jetzt in der Erinnerung deutlich als Fackeln vor Augen stehen. Ich öffnete also die kleine Kiste und fand darin einen schmalen Streifen Stoff, ungefähr zwanzig Zentimeter lang. Er war mit Diamanten bestickt, die sich zu den Buchstaben einiger seltsamer Wörter zusammenfügten, die ich nicht einmal aussprechen konnte. Ich glaubte, soeben eine große Entdeckung gemacht zu haben, also brachte ich meinen Fund zu Tante Theodora. Doch statt mir zu danken, regte sie sich ganz furchtbar auf und schärfte mir ein, dass ich niemandem erzählen dürfe, was ich gefunden hatte, nicht einmal meinen Eltern. Sie ließ es mich bei meinem Leben schwören.«
    »Bei deinem Leben?«, sagte ich. »Ziemlich viel Theater um ein paar Diamanten, findest du nicht?«
    »Ich habe noch nie jemanden gesehen, der so viel Angst hatte«, erwiderte Dalton. »Ich war bis ins Mark erschrocken und habe diese Geschichte all die Jahre verdrängt … bis heute Morgen. Ich habe dieselben Worte, die dort mit Diamanten gestickt worden waren, in einem meiner Bücher über europäische Geschichte gesehen. Gestern Abend habe ich ein Kapitel über das alte Rom gelesen, und die Worte waren in den Sockel einer Skulptur auf dem Forum gemeißelt. Serva Sodalitatem.«
    »Was soll das denn bedeuten?«
    »Es ist Lateinisch und heißt ›Beschütze die Bruderschaft‹.«
    Für eine Minute versuchte ich den Spielverderber zu mimen. »Aber kann dieser Streifen nicht alles Mögliche bedeuten? Es existieren die verschiedensten Bruderschaften. Einen direkten Beweis, dass er mit den Altehrwürdigen Neun zu tun hat, gibt es nicht.«
    »Da irrst du dich«, sagte Dalton. »Ich kann mich auch daran erinnern, dass diese lateinischen Worte von zwei Neunen umrahmt wurden, die ebenfalls aus Diamanten gestickt waren. Und diese Neunen sind nicht dahin gekommen, weil noch ein paar

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