Der Geheime Orden
Block, bevor ich das Buch aufschlug. Innen war es stark gealtert, und das Leder war an den spitzen Ecken und flachen Kanten ziemlich strapaziert. Am auffälligsten war ein rechteckiges Exlibris, das in den Einband geleimt worden war. Es handelte sich um eine Art exotisches Kunstwerk, unter dem der Name des Besitzers gedruckt war:
Lawrence Waters Jenkins Ex Libris
Ich notierte mir den Namen. Anschließend hob ich das lose Ende des Exlibris an. Mein Herz gefror zu Eis, als ich die handschriftliche Notiz darunter bemerkte:
Aus der Bibliothek König Jakobs I.,
Titelseite angerissen
Ich starrte die Worte an, las sie mir sogar leise vor, während ich jeder Kurve, jeder Neigung der Buchstaben folgte. Ich wollte sichergehen, dass es keine andere Lesart gab als die, dass dieses Buch tatsächlich einmal König Jakob I. gehört hatte. Die Reichweite dieser Erkenntnis war gewaltig. Plötzlich verstand ich, warum Davenport mich so unerwartet gefragt hatte, was ich von König Jakob I. wisse, und warum er darauf bestanden hatte, dass ich das Buch selbst betrachten solle, um die Antworten auf einige meiner Fragen zu finden. Er wusste genau, was ich mit ein bisschen Forschergeist herausfinden würde – und wie jeder gute sokratische Lehrer wollte er mir das Erlebnis der Entdeckung nicht stehlen. Ich wollte es gleich hier, mitten in diesem Lesesaal, hinausschreien.
Ich schaute zum Informationsschalter, voller Angst, dass die Bibliothekare mich mit Argusaugen beobachteten. Doch sie waren damit beschäftigt, andere Kunden zu bedienen und an ihren Computern zu arbeiten. In dem Wissen, unbeobachtet zu sein, ließ ich die Finger behutsam über dieselben Seiten gleiten, die einst von einem der mächtigsten europäischen Monarchen berührt worden waren, einem König, nach dem eine der langlebigsten Bibelübersetzungen benannt worden war. Kurze Stromstöße jagten durch mein Rückgrat, und meine Haut fühlte sich kalt an und kribbelte. Ich schaute zur Titelseite hinüber; obwohl sie an der Oberkante leicht ausgefranst war, wie die Notiz besagte, war der größte Teil unbeschädigt und die Worte vollständig lesbar. Steckte die Erklärung für Erasmus Abbotts Tod und die Mission der Altehrwürdigen Neun irgendwo auf diesen 674 Seiten?
Ich drehte das Buch um und betrachtete die Rückseite. Sie sah genauso aus wie die Vorderseite, dasselbe Wappen mit demselben Motto des Hosenbandordens. Dann schlug ich das Buch von hinten auf und stieß auf ein anderes Exlibris, das ebenfalls Lawrence W. Jenkins als Besitzer auswies, zusätzlich aber Salem, Massachusetts, als seinen Heimatort angab. Das war nur ein weiterer Beweis dafür, dass dieser Jenkins, wer immer er gewesen sein mochte, einst eines der seltensten Bücher der Welt besessen und aus irgendeinem Grund beschlossen hatte, es Harvard zu schenken. Ich machte Notizen.
»Ich habe die Antwort«, sagte eine Stimme über meine Schulter.
Ich blickte auf und sah Stephanie hinter mir stehen. Sie schien mit sich zufrieden zu sein.
»Bevor Gore Hall abgerissen wurde, mussten alle Bücher vorübergehend ausgelagert werden, also entwickelten sie einen Plan, nach dem alle Bücher über den ganzen Campus verteilt werden sollten«, sagte sie. »Einige Bücher landeten in den Vorlesungsgebäuden auf dem Yard und in der Freshman Union, doch fast zwei Drittel der Sammlung, inklusive der seltenen Bücher, wurden in der Randall Hall untergebracht, die vorher als Speisesaal gedient hatte.«
»Und wo ist die Randall Hall?«, fragte ich.
»Wo sie war, wäre wohl die richtige Frage«, sagte sie. »Sie stand auf dem Eckgrundstück, auf dem sich jetzt die Williams James Hall befindet.«
»Darf ich Sie noch etwas fragen?« Ich hob das Exlibris auf dem vorderen Buchdeckel an. »Ich wollte nur sichergehen, dass ich richtig gelesen habe. Gehörte dieses Buch wirklich zur persönlichen Bibliothek von König Jakob I.?«
Ihre Antwort kam sofort. »Definitiv«, sagte sie. »Es war eine der großartigsten Schenkungen, die unserer Sammlung im letzten Jahrhundert gemacht wurden. Dies ist eine handschriftliche Notiz eines der damaligen Bibliothekare. Damals wurden solche Notizen nur gemacht, wenn man sicher war, dass die Angabe stimmte. Heutzutage schreiben wir nicht mehr so in die Bücher hinein, also ist diese Notiz mit Sicherheit schon vor langer Zeit gemacht worden, wahrscheinlich, als das Buch zu uns kam.«
Ich nickte, während sie sich wieder entfernte, und blätterte durch die dicken,
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