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Der Geheime Orden

Der Geheime Orden

Titel: Der Geheime Orden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Smith
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Mahagoniwände trugen zu der feierlichen Atmosphäre des Raums bei. Als wäre es die ursprüngliche Absicht gewesen, hatte er sich in ein Mausoleum verwandelt, in dem die düstere Bibliothekarin Wache hielt. Fasziniert und schaudernd zugleich verließ ich an jenem Nachmittag still und leise diesen einsamen Raum, um nie wieder dorthin zurückzukehren.
    Dalton und ich gelangten in den ersten Stock und kamen an Reihen von Computernutzern vorüber, die wild auf den Tastaturen hämmerten. Wir betraten den geräumigen Lesesaal, der groß genug war, um ein Rockkonzert darin zu veranstalten. Die unruhige Akustik wurde gelegentlich vom Geräusch scharrender Stühle und dem eifrigen Umblättern von Buchseiten unterbrochen. Die bebrillte alte Referenzbibliothekarin saß hinter ihrem Tisch; ihre arthritischen Finger umklammerten den Griff einer länglichen Leselupe. Die kleinen Lettern eines Gedichts von Walt Whitman sprangen mir in die Augen.
    »Entschuldigen Sie bitte«, sagte ich, »könnten Sie uns vielleicht sagen, wie wir die Zeitungen ausfindig machen können, die 1927 und 1928 in Boston erschienen sind?«
    Sie blickte auf, legte die rechte Hand hinters Ohr und beugte sich vor. »Wie bitte, junger Mann?«, fragte sie.
    Ich erhob meine Stimme, aber nicht so laut, dass der Rest der Bibliothek mein Ersuchen hören konnte. »Wir würden gern die Namen der Zeitungen herausfinden, die 1927 und 1928 in Boston erschienen sind.«
    »Das könnte schwierig werden«, sagte sie. »Ich habe eine solche Aufstellung nicht zur Hand.« Sie dachte einen Augenblick nach und sagte dann: »Aber es könnte ein Verzeichnis geben, in dem solche Informationen gebündelt vorhanden sind. Suchen Sie nach Tages-, Wochen oder Monatszeitungen?«
    Ich schaute Dalton an.
    »Alle«, sagte er.
    Sie schüttelte den Kopf, und ich bekam Angst, das verdammte Ding könnte herunterfallen. Erstaunt beobachtete ich, wie schnell sie ihre krummen Finger über die Tastatur tanzen ließ.
    »Ah, da haben wir etwas«, sagte sie und beugte sich näher an den Monitor heran. »Ich habe fünf größere Verzeichnisse. Das erste ist die History and Bibliography of American Newspapers, 1690-1820, herausgegeben von Clarence S. Brigham.«
    »Hilft uns nicht«, sagte ich. »Wir brauchen 1927.«
    »Hier ist ein anderes«, sagte sie. » Working Press of the Nation. Nein, das trifft es auch nicht. Es beginnt nicht vor 1945.« Sie drückte ein paar weitere Tasten. »Hier haben wir’s«, verkündete sie stolz. »N. W. Ayer & Sons American Newspaper Annual. Verlegt bei N. W. Ayer & Sons in Philadelphia.«
    »Welche Jahre deckt es ab?«, fragte Dalton.
    »1880 bis 1986«, sagte sie. »Hier steht, dass es jährlich als Ayers Directory erscheint und sämtliche Zeitungen und Periodika verzeichnet, die in den Vereinigten Staaten und Kanada herausgegeben werden, und sie geographisch ordnet. Es enthält auch thematische Listen, wie etwa Essen, Inneneinrichtung, Mode, Ehe, Putzwaren, Handarbeit und Frauenvereine. Interessieren Sie sich für eines dieser Themen, meine Herren?«
    »Nein, aber wenn wir in das Verzeichnis schauen, finden wir vielleicht die Zeitung, nach der wir suchen«, sagte ich.
    »Und welche soll das sein?«
    »Wir wissen es nicht genau«, sagte ich. »Wir haben nur das Datum und einen Teil des Titels.«
    »Welchen Teil des Titels haben Sie?«
    »Boston«, sagte Dalton.
    »Viel Glück«, sagte sie und schüttelte den Kopf. »Ich hatte gehofft, Sie wussten ein Wort, dass die Liste ein wenig einschränkt, aber damals gab es viele Zeitungen, die das Wort Boston im Titel trugen. Sie müssen nach jeder einzelnen Zeitung aus dem Verzeichnis suchen.«
    »Wo finden wir dieses Verzeichnis?«, fragte Dal ton.
    »Im siebten Stock des Magazins«, sagte sie und kritzelte die Signatur auf ein Blatt Papier. »Sobald Sie den Namen der Zeitung im Verzeichnis gefunden haben, können Sie in den Mikrofilm-Lesesaal hinunter und sehen, ob wir sie auf Film haben.«
    Ich dachte einen Schritt weiter. »Haben Sie eine Liste der Zeitungen, die auf Mikrofilm archiviert sind?«, fragte ich.
    »Sicher«, sagte sie und klimperte auf der Tastatur. »Wir haben sie nach Staaten und Städten sortiert. Ich drucke Ihnen die Liste aus, dann können Sie sie mitnehmen und nachsehen, ob das, was Sie im Verzeichnis finden, auch in unserer Sammlung ist. Wenn sie den Film unten nicht haben, können sie Ihnen vielleicht sagen, in welcher anderen Bibliothek Sie einen finden können.«
    Innerhalb weniger Minuten hatten wir

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