Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Geheime Orden

Der Geheime Orden

Titel: Der Geheime Orden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Smith
Vom Netzwerk:
es wäre damals schon so gewesen, als ich in eurem Alter war. Zu jener Zeit war es eine Greisenkolonie, ein Ort, den die reichen New Yorker zum Sterben aufsuchten.«
    Ein Kellner erschien, und wir bestellten schnell unser Frühstück. Unsere Maschine ging in ein paar Stunden, und wir waren gewarnt worden, dass die Fahrt zum Flughafen je nach Verkehrsdichte ziemlich lang werden konnte. Eine Zeit lang saßen wir schweigend da, betrachteten die Segelyachten und beobachteten die Möwen.
    »Ich habe mich oft gefragt, ob mein Leben anders geworden wäre, wenn ich Ras in das Haus begleitet hätte«, sagte Dunhill, ohne dass wir ihm ein Stichwort geben mussten. »Vielleicht hätten wir einander be schützen können. Ich habe die ganzen Jahre immer wie der darüber nachgedacht. Es war eine der wenigen Entscheidungen in meinem Leben, die ich bereut habe.«
    Dalton stieß mich unter dem Tisch mit seinem Fuß an, bevor er sagte: »Sie haben also gesehen, wie Abbott in das Haus gegangen ist.«
    Dunhill nickte bedächtig. »Ja, Ras ging hinein. Ich stand einfach da und schaute ihm dabei zu. Sobald er die Tür hinter sich geschlossen hatte, kam es mir vor, als wären meine Füße am Boden festgewachsen. Ich wusste nicht, ob ich zur Tür rennen und ihm folgen sollte oder ob es besser wäre, so schnell wie möglich Land zu gewinnen, bevor uns jemand schnappte. Am Ende sind es wenige kritische Entscheidungen, die ein Leben ausmachen. Ich entschied mich zu verschwinden. Das rettete mir das Leben und hat ihn wahrscheinlich seines gekostet.«
    »Also war alles, was Sie gesehen haben, dass Abbott hineinging?«, fragte Dalton.
    »Nicht ganz«, sagte Dunhill. »Als ich übers Gitter kletterte, um wieder aus dem Hof rauszukommen, konnte ich noch einmal einen Blick aufs Haus werfen, als ich auf der anderen Seite herunterkletterte. Ich schaute zu einem der oberen Stockwerke hinauf, und da sah ich ihn. Er sah so fies aus wie ein Bulle mit geschwollenen Eiern. Seine Augen waren schmal und schwarz, und sein Kopf glänzte im Mondschein. Wir hatten alle schon von ihm gehört, aber er war selten außerhalb des Clubhauses zu sehen. Er lebte zurückgezogen und ließ alle anderen in Ruhe.«
    »Wer war es?«, fragte ich.
    »Moss Sampson«, sagte Dunhill. »Er stand in einem der Fenster und schaute mich an. Er musste alles gesehen haben.
    Ich war so erschrocken, dass ich den Halt verlor und das restliche Stück hinunterfiel. Ich hab mir fast den Knöchel gebrochen. Ich wollte schreien und Ras warnen, aber er war schon im Haus, also stand ich auf und rannte weg, so schnell ich konnte.«
    »Und das war das letzte Mal, dass Sie Abbott gesehen haben?«, fragte Dalton.
    Dunhill nickte langsam.
    »Glauben Sie, dass er jemals wieder aus dem Delphic herausgekommen ist?«, fragte ich.
    Dunhill schüttelte den Kopf. »Es ist seitdem kein Tag vergangen, an dem ich mir diese Frage nicht gestellt habe. Aber dann muss ich jedes Mal an den Ausdruck auf Sampsons Gesicht denken. Er sah aus wie ein gemeiner Fiesling. Falls Sampson Ras erwischt hat, war Schluss mit lustig. Mein Gefühl sagt mir, dass Ras nicht lebend da rausgekommen ist … aber wer weiß schon, was wirklich geschah? Sonst war ja niemand da.«
    »Wurde Sampson wegen Abbotts Verschwinden vernommen?«, fragte ich.
    Dunhill zuckte mit den Schultern. »Vielleicht. Aber abgesehen davon, dass er im Clubhaus lebte, hatten sie ja keinen besonderen Grund, den Mann zu befragen.«
    »Haben Sie nicht allen erzählt, dass sie Sampson im Fenster gesehen hatten, nachdem Abbott eingestiegen war?«
    »Um Gottes willen, nein«, sagte Dunhill. »Ich fühlte mich nicht nur schuldig und durcheinander, sondern war zu Tode erschrocken. Wenn herausgekommen wäre, dass ich Ras in jener Nacht tatsächlich begleitet und Sampson in diesem Fenster gesehen hatte, wusste ich nicht, in was für eine Lage mich das gebracht hätte. Außerdem war mir klar, dass man mich einen Feigling nennen würde, weil ich nicht mit Ras hineingegangen war. Schlimmer noch, man hätte mich für seinen Tod verantwortlich gemacht.«
    Dunhill hielt für einen Augenblick inne und biss die Zähne zusammen.
    »Wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte, würde ich es anders machen. Ich würde direkt zur Polizei gehen und alles erzählen. Aber ich war noch ein Grünschnabel, und ich hatte all diese Gerüchte über das Clubhaus des Delphic gehört und ihre Geheimnisse und was sie bereit wären zu tun, um diese Geheimnisse zu schützen.«
    »Haben Sie nicht wenigstens

Weitere Kostenlose Bücher