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Der Geheime Orden

Der Geheime Orden

Titel: Der Geheime Orden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Smith
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vollständig vom Clubhaus und einer hohen Mauer auf der Rückseite eingefasst. In der Mitte des Gartens, umstanden von sorgfältig gestutzten Rosenbüschen, stand die Skulptur eines nackten Jungen, aus dessen Glied eine Wasserfontäne spritzte. Ein Riesenangebot aus Bagels, Donuts und Säften war ansprechend auf einem Tisch arrangiert worden, während sich auf einem weiteren Tisch die größten Obstschalen drängten, die ich in meinem Leben gesehen hatte. Berge von Räucherlachs und Bagels lagen auf diversen Silbertabletts. Zwei Serviererinnen standen hinter dem Tisch und hielten die Ordnung aufrecht, während jedermann sich griff, was er wollte, und sich keine Gedanken um den Dreck machte, den er dabei hinterließ. Eine kleine Bar war neben der hinteren Veranda aufgestellt worden, und ich erkannte die Frau wieder, die auf der Cocktailparty Drinks serviert hatte. Sie bearbeitete die Bestellungen so schnell, wie sie ihr zugeworfen wurden. Ich konnte nicht fassen, dass jemand am frühen Morgen so harten Alkohol vertragen konnte.
    Mehrere Jungs hatten sich um ein Fass versammelt und tranken abwechselnd direkt aus dem Hahn, verschütteten Bier über ihre Hemden und Jacken, griffen sich gegenseitig in die Haare und sangen Trinklieder, während sie das kalte Bier hinunterwürgten. Ich wusste sofort, dass es ein saumäßiger Tag werden würde. Es mussten ungefähr neunzig Leute sein, allesamt gekleidet, als wären sie auf dem Weg zu einem Bewerbungsgespräch, und die meisten hatten noch eine Fahne vom Abend zuvor. Ich überflog die Gesichter, konnte Clint McDowell aber nicht entdecken – den verschwitzten Typ, den ich auf der Cocktailparty getroffen hatte und der so sicher gewesen war, die Erfolgsformel dafür gefunden zu haben, wie man in die nächste Runde kam. Der kleine Binky Grunwald stand auf der obersten Stufe der Verandatreppe und hielt wie gewohnt Hof, umringt von ein paar Jungs, die ihre Biergläser zu einem Prosit in die Höhe hielten.
    Doch dann sah ich Satch Washington, und mein Blut gefror zu Eis. Ellis Satch Washington war der meistgehasste schwarze Student auf dem Campus. Er war kaum größer als ein Fingerhut, seine Haut besaß die Farbe von altem Pfannkuchenteig, und sein dickes, gewelltes Haar sah professionell geglättet und gebleicht aus. Er war die Verkörperung all dessen, was gegen die Assimilierung sprach. Im vergangenen Jahr hatte ihn die Vereinigung Schwarzer Studenten ruck, zuck an die Spitze der Liste der meistgehassten Studenten gesetzt, nachdem er vor einer dicht gedrängten Menge im Sanders-Theater verkündet hatte, dass Frauen und Minderheiten zu viele Stipendien bekommen würden und endlich aufhören sollten, ihre Hautfarbe oder ihr Geschlecht als Entschuldigung für ihre Unzulänglichkeiten zu missbrauchen. Nun war es nicht so, dass andere Minderheitenvertreter nicht mit einigen von Satchs Argumenten übereinstimmten, aber was uns sofort zur Weißglut brachte, war die Tatsache, dass er seine Ideen vor einem solch gemischten Publikum verkündete und damit unsere dreckige Wäsche direkt vor den Augen der Neokonservativen wusch, die sich vor Schadenfreude schier überschlugen. Satch hatte seine Herkunft verraten, und das machte ihn zum Geächteten Nummer eins.
    Ich war nicht überrascht, dass Satch von einem Club in Betracht gezogen wurde. Er hatte alles, was sie auch hatten, abgesehen von der Hautfarbe – und die hätte er wahrscheinlich auch, würde er damit durchkommen, seine Haut zu bleichen. Sein Stammbaum war unbefleckt. Sein Vater war zuerst auf dem Dartmouth College und hatte anschließend Jura in Yale studiert. Mittlerweile war er einer der hochrangigsten schwarzen Richter am Bundesappellationsgericht. Seine Mutter hatte Harvard besucht, anschließend die Business School in Wharton, bevor sie zu Goldman Sachs ging, wo sie derzeit die Abteilung für Unternehmensfusionen und Übernahmen leitete. Er hatte zwei ältere Brüder, die beide in Harvard studiert hatten, mittlerweile in der weiten Welt an ihren eigenen Erfolgsstorys bastelten und ihren Teil zur Washington-Legende beitrugen. Wir waren nicht etwa neidisch auf die Washingtons, im Gegenteil: Es war für uns andere ermutigend zu sehen, dass eine schwarze Familie in ihrer Welt so viel erreichen konnte. Den Leuten stieß allerdings unangenehm auf, dass Satch alles nur Denkbare unternahm, um sein Schwarzsein zu leugnen. Er hatte keine schwarzen Freunde, ging nur mit den blassesten, blondesten und weißesten Mädchen aus und hatte

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