Der Geheime Orden
Bauernhaus mit schwarz glänzenden Fensterläden und hohen Ziegelschornsteinen. Es lag weit ab von der Straße neben einem silberfarbenen Silo, der aussah wie eine Mondrakete an der Startrampe. Der Bus wurde langsamer, und wir fuhren auf den Zufahrtsweg, der hinter das Haus auf eine frisch gemähte Wiese führte. Wir hielten schließlich vor einer roten Scheune, die beinahe so groß war wie das Haus selbst. Die Felder erstreckten sich so weit das Auge reichte.
Nachdem der Staub sich gelegt hatte und das Motorengeräusch erstorben war, entkamen wir den Bussen und wurden von einem Mann mittleren Alters mit Cowboyhut, Jeans, Stiefeln und einer übergroßen Schürze empfangen. »Willkommen auf der Milgorn Farm«, sagte er. Er war ein großer, lustiger Kerl mit stämmigem Hals, großem Bart und einem Lächeln, das sein ganzes fleischiges Gesicht erstrahlen ließ. »Mein Name ist John Milgorn, Abschlussjahrgang 59«, sagte er. Alle erwiderten seine Begrüßung. Diejenigen, die ihm am nächsten standen, gaben ihm die Hand. »Das Essen ist auf dem Spieß. Lauft herum, wo ihr wollt, und amüsiert euch. In etwa einer Stunde wird alles bereit sein. Fühlt euch wie zu Hause. Ich habe den Jungs gesagt, sie sollen die Pferde satteln, falls ihr einen Ritt über die Ländereien unternehmen wollt. Nehmt euch nur vor Zeus in acht, dem schwarzen Quarter Horse. Es hat sich in letzter Zeit ein bisschen seltsam benommen.« Der Mann tippte mit dem Finger an seinen Zwanzig-Liter-Hut und schlenderte zur Grillgrube, die von einem Kreis weiß gedeckter Tische und bequemen Gartenmöbeln umgeben war.
Ich betrachtete die riesigen Traktoren und die Kühe, die sich auf den welligen Hügeln tummelten. Es war das erste Mal in meinem Leben, dass ich auf einem richtigen Bauernhof war. Ich war überrascht, dass ein Harvard-Absolvent einen Hof besaß und tatsächlich auch bewirtschaftete, denn mein Bild von einem Alumnus beinhaltete eher schicke Bürogebäude, gesicherte Anwesen und exklusive Country Clubs. Doch meine Verwunderung ließ schlagartig nach, als ich den Mercedes und den Jaguar entdeckte, die auf der anderen Seite der Scheune parkten. Selbst Absolventen, die draußen auf dem Land wohnten und anscheinend den Kontakt zum Rest der Welt verloren hatten, blieben ihrem materiellen Erfolg verbunden.
Wir zogen unsere Jacketts und Khakihosen aus und schlüpften in die dicken Trainingsanzüge und Sportschuhe. Ein paar Jungs spielten sich einen Football zu, während andere mit einem alten Fußball herumkickten. Die Trinker bildeten eine lange Schlange vor den Fässern und begannen große Krüge schäumenden Biers zu zapfen. Die Sonne zeigte sich immer noch nicht am Himmel, aber die kühle Luft erwärmte sich allmählich, ebenso wie die Geister auf unserer Wiese.
Brimmer nahm sich ein Megafon und kündigte den ersten Wettbewerb an. »Die Zeit für die Spiele ist gekommen«, sagte er. »Stellt euch nach Mannschaften geordnet auf. Die Mitglieder werden jedem von euch ein Teamtrikot geben. Gruppe eins kommt zu mir. Wir sind die rote Mannschaft. Die zweite Mannschaft trägt blau, die dritte weiß. Die Regeln sind einfach. Meine Mannschaft spielt zuerst gegen die Blauen, anschließend spielen die Weißen gegen den Sieger. Das geht so lange, bis jedes Team zweimal gegen jedes andere gespielt hat. Wer nach seinen vier Spielen die besten Ergebnisse hat, ist Sieger und bekommt am Ende des Wettbewerbs den ersten Preis. Jedes Spiel dauert fünfzehn Minuten, zwei Time-outs pro Mannschaft, bei Gleichstand entscheidet das Los.«
Im Verlauf der nächsten Stunde misshandelten wir uns aufs Übelste, und ein Spiel, bei dem eigentlich nur abgeschlagen werden sollte, verwandelte sich in eine Schlacht mit krachenden Bodychecks und schweren Tacklings. Ich entschied mich, die Rolle des Wide Receiver zu übernehmen, eine Position, die es mir ermöglichte, bei den meisten Spielzügen Körperkontakt zu vermeiden. Unser Trainer würde nicht gerade Freudensprünge machen, wenn ich mit einem gebrochenen Arm oder einem verrenkten Knöchel auftauchte. Jon Carderro, ein Kandidat, der Tennis spielte und in Leverett House wohnte, teilte meine Besorgnis und wählte ebenfalls eine Position, die ihn davor bewahrte, niedergetrampelt zu werden. Die Spiele begannen kämpferisch, aber erstaunlich organisiert, doch als der Alkohol seine Wirkung entfaltete und der Testosteronspiegel seinen Höhepunkt erreichte, wurde es immer weniger ein Footballspiel als ein Gemetzel nach dem Motto: »Bring
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