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Der Geheime Orden

Der Geheime Orden

Titel: Der Geheime Orden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Smith
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die Universität formell gebeten, ihn aus jedem offiziellen Register zu streichen, in dem er der schwarzen Studentenschaft zugerechnet wurde. Da stand ich nun und betrachtete sein großes, falsches Grinsen und sein aufgehelltes Haar und konnte an nichts anderes denken als an meinen sehnlichen Wunsch, ihm eine rechte Gerade ans Glaskinn zu hämmern und zu sehen, wie er sich vor Schmerz auf dem Boden krümmte.
    »Hallo, Spencer, wie geht’s?«, hörte ich eine Stimme rufen.
    Ich drehte mich um und sah Duke McCallister über den Hof auf mich zukommen. Er war das einzige Mitglied, das keine Krawatte trug, und er lächelte, als wären wir alte Freunde. Ich hatte Duke sofort sympathisch gefunden, als wir uns auf der Cocktailparty begegnet waren, und ich war davon überzeugt, dass er mein Fürsprecher war, als es darum ging, wer in die zweite Runde kam. Sobald er mich erreicht hatte, gaben wir uns die Hand.
    »Du bist bereit für den heutigen Tag?«, sagte er.
    »Ich glaub schon«, sagte ich. »Ich weiß allerdings nicht so recht, was mich erwartet.«
    »Als ich Kandidat war, hatte ich dasselbe Gefühl. Es ist ziemlich nervenaufreibend, all diese kryptischen Mitteilungen zu bekommen, und niemand erzählt einem, um was es eigentlich geht. Ich wäre beinahe nicht zum Ausflug erschienen, hätte nicht eines der Mitglieder mich davon überzeugt, dass es ein großer Spaß würde.«
    »Tatsächlich?«
    »Sagen wir mal, es war ganz anders, als ich erwartet hatte«, sagte er. »Aber ich glaube, heute haben wir eine gute Truppe zusammenbekommen. Du wirst mehr Mitglieder und Kandidaten kennen lernen können. Wir haben versucht, die richtige Mischung aus zurückhaltenden Typen, so wie du einer bist, und Partylöwen zu finden.«
    Er deutete auf die Gruppe, die sich um das Bierfass geschart hatte. Mittlerweile führten sie Fasshandstände auf, bei denen der Trinker seine Hände aufs Fass legte, während zwei andere seine Beine anhoben, bis er einen Handstand machte. Der dritte Mann platzierte den Hahn im Mund des Trinkers, und der vierte maß die Zeit, wie lange er aus dem geöffneten Hahn trinken konnte, ohne abzusetzen. Ich hatte das Spiel in meinem ersten Semester einmal mitgemacht und so viel getrunken, dass sie mich zum Universitätsgesundheitsdienst schleppen mussten. Danach hatte ich mich zurückgehalten.
    »Wie weit werden wir fahren?«, fragte ich.
    »Es sollte nicht länger als fünfundvierzig Minuten dauern«, sagte Duke. »Wir fahren jedes Jahr dorthin. Es ist ein unglaubliches Anwesen fernab der Zivilisation. Und es wird für jeden eine Überraschung geben.« Er zwinkerte mir zu. »Es wird dir gefallen.«
    Ein anderes Mitglied rief Duke zu den Serviertischen hinüber, doch bevor er ging, erzählte er mir, er habe dafür gesorgt, so wie ich im zweiten Bus zu sitzen. In unserer Gruppe würde es einige Trinker geben, aber er könne mir versichern, dass es nicht allzu verrückt würde. Nachdem Duke gegangen war, betrachtete ich das Haus. Es war alt, aber gut erhalten. Hinter jedem der mindestens dreißig Fenster hing ein blauer, undurchdringlicher Vorhang. Die Außenlampen besaßen die Form von Fackeln, und ich konnte mir nur ausmalen, wie großartig sie nachts vor der roten Ziegelwand wirkten. Dann dachte ich daran, wie Dunhill die Nacht beschrieben hatte, in der er und Abbott über das Gitter geklettert waren. Ich sah es mir an: Es war hoch und robust und mit frischer grauer Farbe gestrichen. Dann schaute ich zu den drei kleinen Stufen hinüber, die zur Hintertür und der Küche führten. Dort musste Abbott das Haus betreten und Dunhill zugewinkt haben, er solle ihm folgen. Ich ging in die Mitte des Hofes und schaute zum zweiten Stock hinauf. Dort gab es vier kleine Fenster direkt unter dem Dach, und ich fragte mich, von welchem Fenster aus Moss Sampson geschaut hatte, als Dunhill ihn erblickte.
    Meine Gedanken wurden plötzlich durch das Geräusch von Tafelsilber unterbrochen, das gegen Glas schlug. Graydon Brimmer stand auf einem Stuhl und bat um unsere Aufmerksamkeit. Er faltete einen kleinen Zettel auseinander, den er in der Hand hielt:
    »Weichet von mir, ihr wilden Bestien«, rief er aus. »Wehe dem Mann, der spricht, während ich auf der Bühne stehe.«
    Heisere Beifallsrufe erklangen im Hof.
    »Willkommen im Hof des Delphic«, las Brimmer laut vor. »Ein Ort, an dem Kinder zu Männern und Männer zu Trägern ihrer finstersten Geheimnisse gemacht werden. Ihr, die ihr vor mir versammelt seid, habt erfolgreich die

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