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Der geheime Stern

Der geheime Stern

Titel: Der geheime Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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werden. “Wenn du mal kein guter Beobachter bist.”
    “Das ist nun mal mein Job. Das sollte dich aber nicht stören.”
    “Ich bin noch nicht sicher, ob es mich stört oder nicht. Bist du Polizist geworden, weil du so aufmerksam bist, oder bist du so aufmerksam, weil du Polizist bist?”
    “Schwer zu sagen. Irgendwie war ich wohl nie etwas anderes.”
    “Nicht mal als Junge?”
    “Es gehörte immer zu meinem Leben. Mein Großvater war ein Cop. Mein Vater war ein Cop. Der Bruder meines Vaters ist einer. Unser Haus war immer voller Polizisten.”
    “Also wurde von dir erwartet, auch einer zu werden?”
    “Es war einfach selbstverständlich”, verbesserte er. “Wenn ich Klempner oder Mechaniker geworden wäre, wäre das auch in Ordnung gewesen. Aber ich wollte zur Polizei.”
    “Warum?”
    “Weil ich an Gesetze glaube. An richtig und falsch.”
    “So einfach ist das?”
    “Sollte es sein. Mein Vater war ein guter Polizist. Aufrecht. Fair. Solide. Mehr kann man nicht verlangen.”
    Sie legte eine Hand auf seine. “Du hast ihn verloren.”
    “Er ist während der Ausübung seiner Pflicht ums Leben gekommen. Ist lange her.” Der Schmerz war ebenfalls vor langer Zeit verblasst, zurückgeblieben war vor allem Stolz. “Er war ein guter Cop, ein guter Vater und ein guter Ehemann. Er sagte immer, man hätte die Wahl, das Richtige oder das Falsche zu tun. Beides hätte seinen Preis. Aber wenn man für das Richtige bezahle, dann könne man morgens in den Spiegel sehen.”
    Grace küsste ihn zart auf die Wange. “Mit dir hat er jedenfalls alles richtig gemacht.”
    “Meine Mutter war Polizistengattin, standhaft wie ein Fels in der Brandung. Jetzt ist sie Polizistenmutter und noch immer standhaft. Noch immer da. Als ich Detective wurde, bedeutete ihr das genauso viel wie mir.”
    Es gibt also eine Verbindung zwischen ihnen, dachte Grace. Eine wahrhaftige und tiefe Verbindung. “Sie macht sich bestimmt Sorgen um dich.”
    “Manchmal. Aber daran ist sie gewöhnt. Es bleibt ihr ja nichts anderes übrig.” Er lächelte schief. “Ich habe noch zwei jüngere Geschwister, einen Bruder und eine Schwester. Auch bei der Polizei.”
    “Das habt ihr im Blut”, murmelte sie. “Steht ihr euch nahe?”
    “Wir sind eine Familie”, erklärte er nur, doch dann dachte er an Graces Familie und daran, dass seine Situation eben nicht selbstverständlich war. “Ja, wir stehen uns nahe.”
    Er ist also der Älteste, überlegte sie, während er in die Auffahrt zu seinem Haus einbog. Bestimmt hatte er seine Rolle als ältester Sohn ernst genommen und nach dem Tod des Vaters auch dessen Pflichten übernommen. Somit war es kaum verwunderlich, dass ihm Pflichterfüllung und Verantwortungsgefühl über alles gingen. Sie tippte an die Waffe unter seinem Jackett.
    “Hast du jemals …” Sie hob den Blick. “Musstest du jemals?”
    “Ja. Aber ich kann morgens noch immer in den Spiegel sehen.”
    Daran zweifelte sie keine Sekunde. “Du hast da eine Narbe.” Sie berührte seine rechte Schulter. “Wurdest du angeschossen?”
    “Vor fünf Jahren. Das war eben so eine Sache.” Er sah keinen Sinn darin, näher darauf einzugehen, auf die verunglückte Verhaftung, das Geschrei und das Entsetzen, als die Kugel ihn traf. “Meistens beschäftigen wir uns mit Routinearbeit – langweiligem Papierkram und so was.”
    “Aber nicht immer.”
    “Nein, nicht immer.” Er schaltete den Motor aus. Er wollte sie wieder lächeln sehen, wollte sich einfach in dem dunklen Auto weiter mit ihr unterhalten. “Du hast eine Tätowierung auf deinem unglaublich perfekten Hintern.”
    Sie kicherte. “Hätte nicht gedacht, dass du das bemerkt hast.”
    “Habe ich aber. Warum hast du ein geflügeltes Pferd auf deinem Hintern, Grace?”
    “Das war eine spontane Idee, so ein Mädchending zwischen uns dreien.”
    “Sag bloß, die beiden haben auch geflügelte Pferde auf ihren …”
    “Nein. Was sie haben, bleibt ihr Geheimnis. Ich habe mich für das geflügelte Pferd entschieden, weil es so ein freies Wesen ist. Man kann es nicht einfangen, es sei denn, es will sich einfangen lassen.” Sie hob eine Hand an sein Gesicht. “Ich wollte niemals eingefangen werden. Bis jetzt.”
    Er glaubte ihr fast, senkte den Kopf und berührte ihre Lippen. Der Kuss war ruhig und sanft. Ihre Zungen bewegten sich langsam und vorsichtig. Sie strich über seine Brust, dann schlang sie die Arme um seinen Hals. “Es ist lange her, dass ich auf dem Vordersitz eines Autos

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