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Der geheime Vortrupp – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Inspektor-Appleby-Serie (German Edition)

Der geheime Vortrupp – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Inspektor-Appleby-Serie (German Edition)

Titel: Der geheime Vortrupp – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Inspektor-Appleby-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Innes
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’38 hinzufügen können. Diese Dinge halten einen beschäftigt, glauben Sie mir. Man spürt …« Er sah sich in dem mit Papieren übersäten Raum um und suchte nach dem rechten Ausdruck.
    »Man spürt gewiß«, sagte Appleby, »eine wie gewaltige Aufgabe es ist.«
    Tuftons Miene, die offenbar zum Finsteren neigte, hellte sich sichtlich auf. »Treffend formuliert«, sagte er. »Dr.   Borer war ein unermüdlicher Sammler, aber leider kein systematischer.« Er begann in den Papieren auf seinem Tisch zu wühlen. »Ja – ich fürchte, das muß man sagen. Und seit seinem Tode – er starb im Jahr ’77, Sie werden sich erinnern – hält er mich beschäftigt, außerordentlich beschäftigt. Die Sammlung ist jetzt recht vollständig inventarisiert, oder wird es in nicht ferner Zukunft sein. Aber es bleibt Dr. Borers Tagebuch, und er war ein begeisterter Tagebuchschreiber« – er seufzte –, »ein unermüdlicher Tagebuchschreiber, könnte man sagen. Ich wünschte nur, er hätte seine Notizen tatsächlich in Büchern festgehalten. Es ist nicht vernünftig, ein Tagebuch auf losen Blättern zu führen. Schon gar nicht« – etwas, das schon beinahe Feindseligkeit war, kam in Tuftons Stimme –, »schon gar nicht, wenn man das Datieren für eine überflüssige Mühe hält.«
    Appleby, der spürte, daß dies ein weiteres Stichwort war, brummte mitleidsvoll.
    »Dr.   Borer war ein langes Leben beschieden – er kam, wie Sie wissen, 1798 zur Welt –, und im Laufe dieses Lebens gerieten seine Papiere leider in eine gewisse Unordnung. Und es macht unsere Aufgabe nicht leichter, daß wir beim Sortieren der Blätter in hohem Maße auf inhaltliche Kriterien angewiesen sind. Nehmen Sie hier zum Beispiel …« Wieder wühlte Tufton in seinen Papieren.
    »Ich komme wegen Philip Ploss«, sagte Appleby.
    Tufton, der eben triumphierend ein Blatt hervorgezogen hatte, schien zu überlegen, woher er den Namen kannte. »Ploss?« sagte er und hielt mitten in der Bewegung inne. »Mein lieber Mr.   Ploss, wie schön, Sie wiederzusehen. Ich hatte mir schon Sorgen gemacht.«
    »Ich komme wegen Ploss. Mein Name ist Appleby, und ich komme von der Kriminalpolizei, von Scotland Yard. Ich bin wegen Ploss hier. Ploss ist tot.«
    »Tot?« Tufton ließ das Blatt, das er so mühsam hervorgeholt hatte, wieder ins Chaos sinken. »Oh je, oh je. Die Dichter verlassen uns. Meredith fort, dann dieser dicke Bursche Rossetti, und jetzt auch noch Ploss. Tempus edax rerum , Mr.   Appleby, tempus edax rerum .« Nachdenklich fuhr er sich über seinen langen weißen Bart. Er hätte sich wunderbar, dachte Appleby, als Allegorie der Zeit gemacht.
    »Verstehe ich es recht, Mr.   Tufton, daß Ploss in letzter Zeit hier bei Ihnen forschte?«
    »Ja – oh ja. Er war hier. Er hatte sich Dr.   Borers Briefwechsel mit Sweetapple vorgenommen. Wir überließen ihm den Schreibtisch in der Ecke.« Tufton wies in einen düsteren Winkel.
    »Schreibtisch?« Appleby blickte zweifelnd in die Richtung, die er wies. Nichts war zu sehen außer mannshohen Papierstößen.
    Tufton setzte eine andere Brille auf, ließ den Blick ans Ende des Raumes schweifen und seufzte. »Dr.   Borer war ein eifriger Briefschreiber. Ein äußerst eifriger Briefschreiber. Und er hielt leider nichts von dem schönen Brauch, seine Briefe in Ordnern zu sammeln. Ich glaube, drüben hat jemand begonnen, die Korrespondenz des Jahres ’57 zu sortieren. Ja, ich erinnere mich, das ist es.« Er blickte noch einmal zu der gewaltigen Ansammlung von Papieren. »’57 und ’58 vermutlich. Wenn Sie den Schreibtisch sehen wollen …« Tufton erhob sich ächzend von seinem Platz, Pfeife in der einen Hand, Feuerlöscher in der anderen, und schlurfte hinüber. »Mr.   Ali, Mr.   Dasgupta, dürfte ich um Ihre geneigte Mithilfe bitten?«
    Alle machten sich auf die Suche. Bald war eine Ecke des Schreibtischs gefunden. »Halten Sie es für denkbar«, fragte Appleby, »daß Ploss private Papiere hiergelassen hätte?«
    Tufton überlegte. » De mortuis «, antwortete er, »nil nisi bene . Aber ich muß schon sagen, daß Ploss kein ordentlicher Mensch war.« Er seufzte. »Und wenn ich etwas nicht ausstehen kann, dann ist es Unordnung … Ja, ich halte es für gut möglich, daß er zwischen seinen Besuchen Dinge hier deponierte.«
    Sie suchten weiter, und schließlich fanden sie eine Aktenmappe mit den eingeprägten Buchstaben PP, ein Bündel Notizen, einen Füllfederhalter und ein Tagebuch. »Kann ich die Sachen

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