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Der geheime Vortrupp – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Inspektor-Appleby-Serie (German Edition)

Der geheime Vortrupp – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Inspektor-Appleby-Serie (German Edition)

Titel: Der geheime Vortrupp – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Inspektor-Appleby-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Innes
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so aus. Haben sie Ihnen noch ein paar Kleider gelassen?«
    Erschrocken fühlte Sheila nach. »Alle noch da«, sagte sie.
    Evans lachte. »Als die Rauferei zu Ende war, hatte ich nur noch meine Hose. Und seitdem haben unsere zackigen Freunde mir nichts Neues gebracht.«
    »Rauferei? Sind Sie …«
    »Still!«Irgendwo knarrte eine Tür. Sheila rührte sich nicht; sie versuchte zu überlegen, was das für eine Situation war, in die sie da geraten war. Eine unnatürliche, angsteinflößende Situation … nur daß sie keine Angst hatte. Ihr Verstand verweilte zunächst bei dieser seltsamen psychologischen Beobachtung. Vielleicht war so etwas ja typisch für einen besonders gespannten Zustand der Nerven. Vielleicht war es die belebende Wirkung einer Stimme, die aus dem Dunkel des Dachbodens kam und ihr versicherte, daß sie ein tolles Mädchen sei … Drumtoul. In Drumtoul war sie ausgestiegen. Genauer gesagt war sie ausgestiegen, wo der Mann, den sie nun Dousterswivel nannte, ihr gesagt hatte, es sei Drumtoul. Das war die Erklärung. Ein paar Stationen zuvor war er eine Weile fortgewesen. Er mußte diese Begrüßung arrangiert haben, per Telefon. Das war nicht weiter schwer – jedenfalls nicht, wenn man eine erstklassige Organisation hinter sich hatte. Und deshalb lag sie nun hier, und eine Etage über ihr lag ein gefesselter junger Mann. Und von ihnen beiden hing es ab, ob diese erstklassige Organisation zerschlagen wurde. Unglaublich, dachte Sheila, daß sie diese Erkenntnis einfach so hinnahm, daß sie nicht das Bedürfnis hatte, sich erst einmal zurückzulehnen und in Ruhe zu überlegen, was ihr da Kurioses, Unerhörtes widerfahren war. Noch vor wenigen Stunden …
    Ihre Gedanken zerstoben, als sie ein Knarren direkt neben ihrem Ohr vernahm. Ein Lichtschein huschte einen Moment lang über die anscheinend weißgekalkte Wand; ein Klappern, als ein Topf oder Blechteller hingestellt wurde; dann wieder das Knarren, und gleich darauf umfing sie von neuem die vollkommene Dunkelheit. Sie wartete ein paar Minuten lang, dann richtete sie sich unter Mühen auf. Es war Zeit, die Umgebung zu erkunden.
    Das Bett war nur eine Pritsche. Es stand auf einem Fußboden mit Steinfliesen, und auf allen vier Seiten erhoben sich Mauern aus ein wenig feuchtem unbehauenem Stein. Es gab anscheinend eine Feuerstelle, aber kein Lichtschein kam durch den Kamin; hoch oben in der Wand war ein Fenster, mit einem Laden fest verschlossen; es gab eine wuchtige Tür, und daneben stand eine Bank. Diese befühlte Sheila eben, als Evans sich wieder meldete.
    »Das wäre überstanden. Die Ehre eines ständigen Wärters tun sie uns anscheinend nicht an. Hat Ihnen der Besucher was mitgebracht?«
    »Einen Becher mit etwas, das sich wie Milch anfühlt, und ein Stück Brot.«
    »Da haben Sie Glück. Ich habe nur einen Laternenstrahl ins Gesicht bekommen. Anscheinend gibt es auch bei den Hunnen so was wie den place aux dames . Sagen Sie, wieso sind Sie überhaupt in diesen Wagen gestiegen?«
    »Es war verabredet, daß mich jemand abholt. Und der Fahrer kannte meinen Namen – keine Ahnung wie.«
    »Das ist doch nicht schwer. Den kenne ich auch. Er steht auf Ihrem Koffer – S.   Grant.«
    »Oh. Ja, natürlich. Also …«
    »Wofür steht das S?«
    »Sheila.«
    »He, das ist toll.«
    »Der Chauffeur nahm mein Gepäck, und ich folgte ihm zum Wagen. Es saßen Leute drin. Ich war ein wenig erstaunt, daß sie nicht ausstiegen und mich begrüßten. Aber ich stieg ein. Und das ist das letzte, was ich weiß.«
    »Kein Wunder.«
    »Meinen Sie, ich soll die Milch trinken?«
    »Sicher.«
    Sie hatte, stellte sie fest, um eine Entscheidung gebeten, und die Entscheidung war gefällt worden. Das sorgte für weitere Entspannung der Nerven. »Wie kommen Sie bei der Sache ins Spiel?« fragte sie.
    »Ich wollte gerade einsteigen und nach Drumtoul fahren – ich mache ein bißchen Urlaub hier in der Gegend. Ich sah Sie und sah, wie dieser Bursche Ihr Gepäck nahm. Und dann dachte ich, ich sehe noch einen Moment zu. Drumtoul konnte warten.«
    »Wieso wollten Sie zusehen? Sah man schon, daß ich in Schwierigkeiten kommen würde?«
    »Nein. Manchmal bleibt man eben gern noch ein Weilchen.«
    »Oh.«
    »Ich hatte Sie ge sehen «, fuhr Evans’ Stimme eifrig fort. »Sie standen direkt unter der Lampe. Man verpaßt ja nicht wegen jedem den Zug, wissen Sie.«
    Darauf die richtige Antwort zu finden wäre eine Wissenschaft für sich gewesen. Sheila sagte

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