Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der geheime Vortrupp – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Inspektor-Appleby-Serie (German Edition)

Der geheime Vortrupp – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Inspektor-Appleby-Serie (German Edition)

Titel: Der geheime Vortrupp – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Inspektor-Appleby-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Innes
Vom Netzwerk:
wie ein wehender Vorhang, der bald hier, bald dort einen kleinen Flecken Erde enthüllte und ihn gleich wieder verbarg; große flache Stratuswolken, die wie Dächer über stillen Tälern lagen und Brücken von unsichtbarem Gipfel zu unsichtbarem Gipfel spannten. Und hinter alldem ging die Sonne auf. Oder alles erhob sich und strebte zum Licht: die ganze fließende Welt, aus der in der Ferne, scharf umrissen im Westen, glitzernd eine einzelne verschneite Bergspitze aufragte.
    »Ich würde vermuten«, sagte Evans, »daß hier nicht oft Polizisten vorbeikommen. Ein kleiner Bauernhof wahrscheinlich, weitab von der Welt. Aber wir sollten keine Zeit verlieren; ich denke mir, unsere Freunde müssen eine Art Basis irgendwo in der Nähe haben. Ob sie wohl meinen Rucksack mit hergebracht haben? Den könnten wir brauchen.« Er sprach abgehackt, den Blick auf den fernen Berggipfel geheftet. »Warten Sie.« Er ging noch einmal zu dem ärmlichen Häuschen zurück, das ihr Gefängnis gewesen war.
    Vorsichtig sah Sheila sich um. Die Andeutung eines Pfades führte von der Tür fort – bergab, war zu vermuten – und verlor sich im Nebel. Und von diesem zweigte ein zweiter Pfad ab zu einem notdürftigen Stall ein paar Schritt abseits. Mehr sah sie nicht, denn schon war Evans zurück. »Hab’ ihn«, sagte er. »Wir gehen nach da drüben und sehen mal, was drin ist.«
    Von dem Stall war kaum mehr übrig als zwei aneinanderstoßende Wände. Sie suchten sich einen Platz, von dem aus sie die Kate im Auge behalten konnten, und Evans packte aus, was er dabeihatte. Er tat es auf eine geschäftige, sachverständige Art, die Sheila beruhigend fand. »Karte und Kompaß«, sagte er – »das Wichtigste. Schokolade, das Zweitwichtigste. Hier, nehmen Sie ein Stück. Pullover, ein vertretbarer Luxus. Brieftasche, Dosenöffner, Klappmesser …«
    »Sollten Sie ihn nicht lieber anziehen?«
    Er zog den Pullover an. »Regenmantel – der ist für Sie. Pfeife. Tabak. Ersatzpaar lederne Schuhriemen …« Er stutzte, und Sheila sah, wie er den Tabaksbeutel kritisch musterte. »Haben Sie jemals Caravaggios Jungen Krieger gesehen?«
    »Ich glaube nicht.« Sheila beantwortete diese abwegige Frage, als stünde außer Zweifel, daß sie ihnen den Ausweg aus ihrer Notlage finden half.
    »Schon als Kind hat er mich fasziniert. David gegen Goliath. Ich habe immer …« Wieder stutzte er und klappte das Messer auf. »Nehmen Sie noch ein Stück Schokolade. Und dann erzählen Sie mir alles, was ich wissen muß.«
    Sheila überlegte. »Vor allem kommt es darauf an, daß wir einige Gedichtzeilen nicht vergessen – Zeilen, die ich im Zug gehört habe.«
    »Sicher«, sagte Evans ungerührt. Seine Finger waren mit dem Tabaksbeutel beschäftigt; von Zeit zu Zeit ließ er aufmerksam den Blick über den nebligen Horizont schweifen.
    »Hören Sie es sich an.«
    Wo am westlichsten Gipfel ein felsiger Sporn ragt,
    Einem Falken gleich hoch überm Herzen der Bucht,
    Nach dreimal sieben Meilen ein einsamer Born labt,
    Eine Meile gen Morgen den Garten man sucht.
    Evans runzelte die Stirn. »Es bräuchte einen Startpunkt«, sagte er.
    »Wahrscheinlich.« Sheila sah ihn anerkennend an in dem kühlen Licht.
    »Das Gedicht ist eine Beschreibung, wie man zu diesem Garten kommt, was das auch sein mag. Aber man braucht einen Startpunkt. Wenn Sie wissen, wo Sie am Anfang stehen, geben der felsige Sporn und das Herz der Bucht die Richtung an … Das war eine Geheimbotschaft in dem Zug, oder? Jemand saß dabei und sollte nicht wissen, was gesagt wird.«
    »So habe ich es verstanden.« Sheila berichtete ihm kurz, was geschehen war.
    Evans nickte. »Hört sich vernünftig an«, sagte er. »In einem Pickwickschen oder kontinentalen Sinne des Wortes, meine ich.«
    »Das ist wahr«, sagte Sheila ein wenig verlegen.
    »Clevere Art, was so Verrücktes über die Bühne zu bringen. Dieser Pennyfeather wurde von dem Burschen mit den blonden Haaren verfolgt – oder bildete sich das ein. Er mußte seine Informationen weitergeben, und Dousterswivel war der Empfänger. Muß ziemlich dringend gewesen sein, wenn sie dermaßenen Aufwand treiben.«
    »Das denke ich mir auch.« Sheila sagte es mit besorgter Miene. »Und wer weiß, wie wichtig es ist.«
    »Erst mal müssen wir hier weg. Dann sehen wir zu, daß wir Kontakt mit der Polizei aufnehmen, und die kann sich dann drum kümmern. Mal was anderes für einen Dorfgendarmen hier.«
    »Ich könnte mir vorstellen, daß noch andere da sind.«
    »Ah.« Er

Weitere Kostenlose Bücher