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Der geheime Vortrupp – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Inspektor-Appleby-Serie (German Edition)

Der geheime Vortrupp – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Inspektor-Appleby-Serie (German Edition)

Titel: Der geheime Vortrupp – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Inspektor-Appleby-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Innes
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des Küstenschutzes, daß die gesamte Besatzung der Maschine die notwendige Behandlung in komfortabler Umgebung erhalte. Allerdings sei nicht damit zu rechnen, daß sie in absehbarer Zeit zu ihren Einheiten zurückkehrten .‹«
    »Der geheime Vortrupp«, sagte Sheila. Sie schwiegen. Der Zug zockelte weiter in die Dämmerung hinein. Sie blickte hinaus. »Es wird früh dunkel. Lange Schatten und mächtige Wolken.« Sie suchte ihre Sachen zusammen. »Wir haben uns nicht schlecht geschlagen.«
    »Die Runde geht an Sie«, sagte Dick. Er lächelte. »Ich bin froh, daß sie mich eingelocht haben, da oben auf dem Bauernhof.«
    »Und ich bin froh, daß Sie sich wieder befreit haben. Sonst wäre alles anders gekommen.«
    »Das ist wahr.«
    Nun schwiegen sie nicht mehr. Hetherton hatte sein Journal beiseite gelegt und sah sie ernst und ein wenig traurig an. »Erinnern Sie sich an das letzte Kapitel von Rasselas ?« fragte er. »Es ist überschrieben ›Ein Schluß, an dem nichts zum Schluß kommt‹. Genauso ist es bei uns. Und Sie beide sollten nicht denken, jetzt wo der Krieg kommt, müßten manche Dinge für immer verloren sein. Die Schatten sind schwarz über Europa; so finster« – er lächelte –, »daß selbst Caravaggio sie zum Fürchten fände. Wir müssen warten, warten in dem Bewußtsein, daß es immer Fackeln gibt, die nicht verlöschen.«
    »Und erst einmal«, sagte Dick, »können wir anscheinend überhaupt nichts tun.« Er blickte Sheila an.
    Der Zug hielt. Sie stand auf. »Nichts.«
    Er öffnete die Tür. Herein wehte dieselbe unbestimmbare Mischung von Gerüchen, die ihr schon in Perth aufgefallen war. Der Duft von Schottland.
    Sie reichte ihnen die Hand.

Nachwort
    Im 19. Jahrhundert entwickelt sich der Detektivroman aus der breiteren Tradition des Zeit- und Gesellschaftsromans: Die Geheimnisse der menschlichen Gesellschaft, seien es Massenarmut, Mädchenhandel, Kinderkriminalität, Doppelmoral oder Standesvorurteile verengen sich zu Verbrechensgeheimnissen, aus den mutigen Einzelnen bei Immermann, Möllhausen, Marlitt, Dickens oder Wilkie Collins, die die Übel aufdecken, den Heuchlern die Maske abreißen und Reformen einleiten, werden Detektive mit ihren speziellen Markenzeichen und Methoden – bis heute fällt Sherlock Holmes’ gigantischer Schatten auf die Geheimnisliteratur und macht ihre späteren Vertreter in 95   % aller Fälle zu Detektivgeschichten. Aber natürlich bleibt auch das engere Genre der Detektivliteratur der Gesellschaft seiner jeweiligen Zeit verhaftet; viele der Verbrechen im Holmes-Corpus – den ›Heiligen Schriften‹ der Holmesianer – haben so z.   B. einen kolonialen Hintergrund oder wurzeln in den spezifischen englischen Erbgesetzen.
    Immer wieder, vor allem in Krisenzeiten, wendet sich auch das Genre der aktuellen Situation zu. Auch hier ist Holmes schlechthin mustergültig – in »His Last Bow« von 1917 leistet der Meisterdetektiv seinen Beitrag zur moralischen Aufrüstung Großbritanniens im Ersten Weltkrieg, wenn er dem deutschen Superspion von Bork das Handwerk legt. Die Holmes-Geschichten erschienen von 1886 bis 1927, ohne daß die vier Jahrzehnte eine Rolle spielten – in den Geschichten ist es ›für immer 1895‹, wie die berühmte Formulierung lautet. Es gibt ein bemerkenswert dichtes Eisenbahnnetz mit beneidenswerten Fahrplänen, einen ebensolchen Post- und Telegraphendienst, aber das Telefon ist noch nicht erfunden. Und zum Bahnhof fährt man mit der Kutsche. Mit einer einzigen Ausnahme – in »His Last Bow«, dessen Beginn auf den 2.   August 1914 datiert ist, fahren sowohl von Bork als auch Holmes und Watson Auto.
    Sir Arthur Conan Doyle und sein Held hatten dabei einen berühmten Vorläufer: 1903 erschien von Erskine R.   Childers (1870   –   1922) »The Riddle of the Sands«, der schönste Segelkrimi aller Zeiten. In ihm entdecken zwei junge Briten, die im ostfriesischen Wattenmeer segeln, durch Zufall deutsche Pläne einer Invasion Englands mit einem Massenaufgebot kleiner Boote. Childers, der später wegen seiner Untergrundtätigkeit als glühender irischer Patriot standrechtlich erschossen wurde, wollte damit ganz konkret auf Englands verwundbarste Stelle hinweisen: das Fehlen einer nennenswerten Armee auf den Britischen Inseln selber.
    Englands Trauma ist die Invasion – seit der Landung Wilhelms des Eroberers 1066, die man als durchaus positiven Bestandteil in die eigene Geschichte integriert hat, ist Großbritannien nie mehr auf eigenem

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