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Der geheime Zirkel 01 - Gemmas Visionen

Der geheime Zirkel 01 - Gemmas Visionen

Titel: Der geheime Zirkel 01 - Gemmas Visionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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möchten.
    In der Oberfläche des Spiegels zeigt sich ein Sprung. Ich zerberste. »Gibt es irgendetwas Neues über Mutter? Hat die Polizei neue Erkenntnisse?«
    Tom lacht spöttisch auf. » Ho-ho! Schon wieder das alte Lied? Miss Bradshaw, Sie müssen meine Schwester en t schuldigen. Sie hat einen ausgeprägten Hang zur Dramatik. Unsere Mutter ist an der Cholera gestorben.«
    »Sie weiß alles. Ich habe es ihr erzählt«, sage ich und beobachte ihre Reaktionen.
    »Es tut mir leid, dass meine Schwester sich einen so dummen Scherz mit Ihnen erlaubt hat, Miss Bra d shaw.« Und zwischen zusammengebissenen Zähnen, warnend: »Gemma, du weißt, dass unsere arme Mutter von der Ch o lera hinweggerafft wurde.«
    »Ja, von ihrer persönlichen Cholera. Erstaunlich, dass die Cholera nicht uns alle getötet hat. Aber vie l leicht tut sie ’ s ja noch. Vielleicht verbreitet sie sich als schleiche n des Gift in unserem Blut und wir sterben Tag für Tag lan g sam vor uns hin«, gebe ich mit gleicher Miene zurück.
    »Ich denke, wir wechseln besser das Thema. Miss Bra d shaw i st nicht hier, um sich mit solchen Kindereien a b zugeben.« Großmama nimmt einen Schluck Tee, womit sie mir zu verstehen gibt, dass sie nichts mehr davon hören will.
    »Ich finde, meine arme Mutter ist ein ausgezeichneter Gesprächsstoff. Was meinst du, Vater?«
    Komm schon, Vater. Gebiete mir zu schweigen. Sag mir, ich soll mich benehmen, ich solle zur Hölle gehen, was auch immer. Zeig einen Funken deines alten Kampfgeistes.
    Nur das pfeifende Geräusch der ein - und ausstr ö menden Luft aus seinem schlaffen Mund ist zu ve r nehmen. Er hört nicht zu. Er ist in seine eigene Welt versunken, den Teelö f fel noch immer in den Händen drehend.
    Es ist mir unerträglich mitanzusehen, wie sie die Augen vor der Wahrheit verschließen. »Danke für euren Besuch. Wie ihr seht, komme ich hier ganz gut zurecht. Ihr habt eure Pflicht erfüllt und könnt jetzt alle getrost zu euren wie auch immer gearteten B e schäftigungen zurückkehren.«
    Tom lacht. »Nun, das nenne ich wahre Dankba r keit. Ich versäume deswegen ein Kricketmatch. Was ist, sollten sie dir hier nicht Manieren beibringen?«
    »Gemma, du bist unverschämt und kindisch. Und noch dazu vor unserem Gast. Miss Bradshaw, bitte entschuld i gen Sie meine Enkelin. Möchten Sie noch Tee?« Großm a ma gießt ihr nach, ohne eine Antwort abzuwarten. Ann starrt auf die Tasse, froh, ihren Blick daran festhalten zu können. Sie ist entsetzt über mich. Alle sind entsetzt über mich.
    Ich stehe auf. »Ich will euch nicht den netten Nachmittag verderben und verabschiede mich daher. Kommst du, Ann?«
    Ann wirft einen schüchternen Blick auf Tom. »Ich bin noch nicht fertig mit meinem Tee«, sagt sie.
    »Ah, wenigstens ist eine wohlerzogene junge Dame u n ter uns.« Tom klatscht leicht in die Hände. »Bravo, Miss Bradshaw .«
    Sie lächelt in ihren Schoß hinunter. Tom bietet ihr K u chen an und Ann, die in ihrem ganzen Leben noch nie e i nen Bissen zu essen ausgeschlagen hat, lehnt ab, wie es sich für eine wohlerzogene junge Dame aus gutem Haus gehört, wenn sie nicht als Vielfraß gelten will. Ich habe ein Monster am Busen genährt.
    »Wie du willst«, brumme ich. Ich beuge mich über V a ters Knie, ergreife seine Hände und ziehe ihn vom Tisch weg. Seine Hände zittern. Schweiß tritt auf seine Stirn. »V a ter, ich gehe jetzt. Wollen wir nicht einen Spaziergang m a chen?«
    »Gerne, Liebling. Den Ländereien einen Besuch absta t ten, ja?« Er versucht ein Lächeln, das sich zu einer Grima s se des Schmerzes verzerrt. Was Großmama ihm auch g e geben hat, es war nicht genug. Er wird bald noch mehr brauchen und dann können wir ihn ganz abschreiben. Wir machen ein paar Schritte, doch er stolpert und muss sich an einem Stuhl fes t halten. Alle im Saal heben die Köpfe. Tom ist sofort neben mir und nimmt Vaters Arm, um ihn zum Tisch zurückzuführen.
    »Da siehst du ’ s, Vater«, sagt er ein bisschen zu laut, s o dass es jeder hören kann. »Du weißt, dass Dr. Price gesagt hat, du darfst noch nicht auf diesem Fuß auftreten, um den Knöchel nicht zu belasten. Diese Poloverletzung muss erst verhei l en.« Die Köpfe im Saal senken sich zufrieden wi e der, bis auf einen. C e cily Temple hat uns erspäht. Mit ihren Eltern im Schlepptau steuert sie auf unseren Tisch zu.
    »Hallo, Gemma, hallo, Ann.« Anns Gesicht ist ein Bild des Entsetzens. Cecily kostet die Situation aus. »Ann, wirst du später für uns singen?

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