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Der geheime Zirkel 01 - Gemmas Visionen

Der geheime Zirkel 01 - Gemmas Visionen

Titel: Der geheime Zirkel 01 - Gemmas Visionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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r te mit der Nac h richt von ihrem Vater auseinandergefaltet, hält sie in den Regen und beobachtet, wie jeder Federstrich von dem durchnässten Papier getilgt wird.

27. Kapitel
     
    A m Abend gießt es noch immer in Strömen. Der R e gen fällt in kalten, heftigen Schauern vom Himmel und gibt uns zu verstehen, dass der Sommer endgü l tig vorbei ist. Die frostige Nässe kriecht uns in die Knochen, macht unsere Finger, Rücken und He r zen klamm. Näher kommendes Donnergrollen wette i fert mit dem beständigen Prasseln des Regens. Blitze gehen nieder und erhellen mit ihrem Lich t schein den Eingang der Höhle.
    Wir sind alle da. Nass. Kalt. Stumm. Elend. Felic i ty sitzt auf dem abgeflachten Felsen, unentwegt ein und dieselbe Strähne ihres Haars flechtend und wi e der lösend, lösend und wieder flechtend. Jeder Fu n ken ihres Temperaments ist erloschen, fortg e schwemmt vom Regen, wer weiß wohin.
    Pippa geht eng in ihr Cape gewickelt auf und ab und stöhnt: »Er ist fünfzig! Alter als mein Vater! Es ist zu schrecklich, um es in Worte zu fassen.«
    »Wenigstens will dich jemand heiraten. Du bist keine Aussätzige.« Es ist Ann, die das sagt und die rechte Hand dabei dicht über die Kerzenflamme hält. Sie senkt die Hand tiefer und tiefer, bis sie gezwungen ist, sie rasch zurückz u ziehen. Doch da r an, wie sie zusammenzuckt, merke ich, dass Ann s ich a b sichtlich verbrannt hat –dass sie wieder einmal ausprobiert hat, ob sie noch etwas fü h len kann.
    »Warum wollen mich alle besitzen?«, murmelt Pippa. »Warum wollen alle über mein Leben bestimmen –über mein Aussehen, meine Freunde, über mein Tun oder Nich t tun? Warum können sie mich nicht in Ruhe lassen?«
    »Weil du schön bist«, antwortet Ann, während sie be o bachtet, wie die Flamme an ihrer Handfläche leckt. »Die Menschen meinen immer, dass sie schöne Dinge besitzen können.«
    Pippas Lachen ist bitter, vermischt mit Tränen. »Hal Warum denken Mädchen immer, dass schön zu sein die Lösung aller Probleme ist? Schön sein schafft Probleme. Es ist ein Fluch. Ich wünschte, ich wäre jemand anders.«
    Diese Bemerkung entspringt einem Luxus, den sich nur schöne Mädchen leisten können. Ann quittiert sie mit e i nem scharfen, missbilligenden Schna u ben.
    »Doch! Ich wünschte, ich wäre … ich wünschte, ich w ä re du, Ann.«
    Ann ist so überrascht, dass sie ihre Hand eine Sekunde zu lang über die Kerzenflamme hält und mit einem hörb a ren Schmerzenslaut zurückzieht. »W a rum um alles in der Welt möchtest du ich sein?«
    »Weil«, seufzt Pippa, »du dich nicht mit solchen Dingen herumschlagen musst. Du gehörst nicht zu den Mädchen, an denen ständig herumgenörgelt wird, sodass dir keine Luft zum Atmen bleibt. Ni e mand interessiert sich für dich.«
    » Pippa! «, schreie ich.
    »Was? Was habe ich denn gesagt?«, stöhnt Pippa. Sie ist sich der Grausamkeit ihrer Äußerung überhaupt nicht b e wusst.
    Anns Miene verdüstert sich, ihre Augen werden schmal, aber sie ist zu tief getroffen, um etwas zu erwidern, und Pippa zu egoistisch, um es zu beme r ken. »Du meinst, ich bin reizlos«, sagt Ann schlie ß lich heiser.
    »Genau«, erwidert Pippa und wirft mir einen triumphi e renden Blick zu, der sagt, siehst du, wenig s tens ein Mensch hier in der Höhle versteht mein U n glück. Es dauert eine Sekunde, bis es Pippa dämmert. »Oh. Oh, Ann. Ich hab ’ s nicht so gemeint.«
    Ann wechselt die Hände, hält jetzt die linke über die Kerze.
    »Ann, liebste Ann. Du musst mir verzeihen. Ich bin nicht so klug wie du. Ich meine nicht mal die Hälfte von dem, was ich sage.« Pippa legt ihre Arme um Ann, die nicht widerstehen kann, von jemandem, egal von wem, Zärtlichkeit zu erfahren, und sei es von einem Mädchen, dem sie nicht mehr bedeutet als beispielsweise ein passe n des Haarband. »Komm, e r zähl uns eine Geschichte. Lesen wir ein Stück aus dem Tagebuch von Mary Dowd!«
    »Warum sollen wir uns mit etwas beschäftigen, von dem wir schon wissen, wie es endet?«, sagt Ann, wieder zu i h rer Kerze zurückkehrend. »Sie kommen im Feuer um.«
    »Trotzdem. Ich möchte aus dem Tagebuch lesen!«
    »Pippa, kannst du es nicht für heute gut sein lassen?«, seufze ich. »Wir sind nicht in der Stimmung.«
    »Du hast gut reden. Du bist nicht diejenige, die gegen i h ren Willen verheiratet wird!«
    Der Himmel grollt, während wir hier zusamme n sitzen, meilenweit voneinander entfernt.
    »Soll ich euch eine Geschichte erzählen? Eine ganz neue

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