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Der geheime Zirkel 01 - Gemmas Visionen

Der geheime Zirkel 01 - Gemmas Visionen

Titel: Der geheime Zirkel 01 - Gemmas Visionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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Ann hat die wunderbarste Sti m me. Sie ist die Schülerin, von der ich euch erzählt habe –die Stipendiatin.«
    Ann verschwindet fast unter dem Tisch.
    Großmama ist verwirrt. »Ich dachte, Sie sagten, Ihre E l tern seien im Ausland …«
    Anns Gesicht zuckt und ich weiß, dass sie in Tr ä nen ausbrechen wird. Sie stürzt vom Tisch und wirft dabei e i nen Stuhl um.
    Cecily mimt Betroffenheit. »Oje, ich hoffe, ich habe nichts Falsches gesagt.«
    »Sobald du den Mund aufmachst und etwas sagst, ist es das Falsche«, zische ich.
    Großmama reißt der Geduldsfaden. »Gemma, was ist heute in dich gefahren. Bist du krank?«
    »Ja, verzeiht mir«, sage ich und werfe meine zusa m mengeknüllte Serviette auf den Tisch. »Meine Cholera bricht wieder aus.«
    Später werde ich mich entschuldigen müssen – es tut mir so leid, ich weiß nicht, was über mich g e kommen ist. Aber für den Augenblick pfeife ich darauf, die Maske des A n stands zu tragen. Während ich durch den Ballsaal und die Treppe hinunterstürme, muss ich eine Hand auf meinen Magen legen, u m meinen Atem zu beruhigen und nicht ohnmächtig zu werden. Zum Glück sind die Fenster geöf f net, um frische Luft hereinzulassen. Ich trete auf den Rasen hinaus, wo gerade ein Krocketspiel im Gange ist. Elegant gekleidete Mütter mit breitkrempigen Hüten schubsen mit ihren Schlaghölzern bunte Holzbälle durch kleine Tore, während ihre Ehemänner kopfschüttelnd neben ihnen st e hen und sie sanft korrigi e ren. Die Mütter lachen und treffen wieder nicht, man könnte meinen absichtlich, damit ihre Männer erneut zu Hilfe eilen müssen.
    Ich gehe unbemerkt an ihnen vorbei, den Hang hinunter, wo Felicity allein auf einer Steinbank sitzt.
    »Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich habe g e nug von diesem Zirkus«, sage ich, einen kumpelhaften Ton a n schlagend, der überhaupt nicht meiner Stimmung en t spricht. Eine heiße Träne rollt über meine Wange. Ich w i sche sie fort und wende meine Augen dem Spiel zu. »Ist dein Vater schon geko m men? Habe ich ihn verpasst?«
    Felicity sagt nichts, sitzt nur da.
    »Fee? Was ist los?«
    Sie überreicht mir die Karte aus edlem weißen Karton, die sie in der Hand hält.
     
    Meine liebste Tochter, e s tut mir leid, Dir dies in aller Kü r ze mitteilen zu müssen, aber mich ruft eine anderweitige Verpflichtung, und die Pflicht gege n über der Krone ist von allergrößter Wichtigkeit, wo r in Du mir gewiss zustimmen wirst. Ich wünsche Dir einen vergnüg t en Tag und vielleicht werden wir ei n ander zu Weihnachten w iedersehen.
    Herzlichst,
    Dein Vater
     
    Ich weiß nicht, was ich sagen soll.
    »Es ist nicht einmal seine Handschrift«, sagt sie schlie ß lich mit tonloser Stimme. »Er hat sich noch nicht mal die Mühe gemacht, einen persönlichen Gruß dazuzuschre i ben.«
    Draußen auf dem Rasen toben einige der jüngeren Mä d chen herum, spielen Abschlagen, fallen hin und kugeln sich vor Lachen auf dem Boden, während i h re Mütter in der Nähe wachen und über verschmutzte Kleider, aufgelöste Haare, Bänder und Hauben schimpfen. Zwei Mädchen hüpfen Arm in Arm an uns vorbei, während sie ein Gedicht rezitieren, das sie für den heutigen Tag auswendig gelernt haben.
     
    Vergessen waren Tuch und Mühn,
    m an sah sie hin zum Fenster gehn,
    s ie sah die Wasserlilien blühn,
    s ah seinen Hut im Lichte glühn,
    s ie schaute hinab nach Camelot.
     
    Oben am Himmel kämpfen Flecken von Blau gegen b e drohliche, graue Wolkenmassen. Ab und zu bli n zelt sogar die Sonne hervor.
     
    Das Tuch flog weit aus dem Gemach,
    i hr gelber Spiegel klirrend brach;
    »der Fluch, er ist gekommen«, sprach
    d ie Lady von Shalott.
     
    Die Mädchen werfen sorglos ihre Köpfe zurück und lachen sich halb tot über ihren dramatischen Vortrag. Der Wind hat nach Ost gedreht. Ein Sturm ist im Anzug. Ein übler; modriger Geruch hängt in der Luft. Einzelne Tropfen fa l len, lecken an meinen Händen, meinem Gesicht, meinem Kleid. Die Gäste schreien überrascht auf, wenden ihre Handflächen zum Himmel und suchen schleunigst D e ckung.
    »Es fängt an zu regnen.«
    Felicity starrt wortlos vor sich hin.
    »Du wirst nass werden«, sage ich und springe auf, um mich unter das schützende Dach der Schule zu flüchten. Felicity macht keine Anstalten, mir zu fo l gen. Also gehe ich allein, obwohl es mir nicht richtig erscheint. Als ich die Tür erreicht habe, sehe ich, dass sie immer noch dort auf der Bank sitzt und sich durchweichen lässt. Sie hat die Ka

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