Der geheime Zirkel 01 - Gemmas Visionen
ä cheln. »Pippa, hast du nicht jemanden vergessen?«
Pippa schluckt. »Darf ich außerdem vorstellen, der e h ren w erte Mr Bartleby Bumble.« Das Folgende kommt he r aus wie ein ersticktes Schluchzen. »Mein Verlobter.«
Ann und ich sind so überrascht, dass wir kein Wort h e rausbringen.
»Erfreut, Ihre Bekanntschaft zu machen.« Mr Bumble schaut über seine Nase auf uns herunter. »Hoffentlich wird bald Tee serviert«, sagt er mit e i nem ungeduldigen Blick auf seine Taschenuhr.
Dieser ungehobelte, aufgeblasene alte Lackaffe mit se i nem feisten Gesicht soll der Ehemann der wunderhübschen Pippa werden? Pippa, deren G e danken um nichts als reine, unvergängliche, romant i sche Liebe kreisen, wurde an den Höchstbietenden verschachert; einen Mann, den sie nicht kennt, aus dem sie sich nichts macht. Sie starrt auf den Pe r se r teppich, als könnte er sich in die Lüfte erheben und mit ihr davonfliegen.
Ann und ich strecken unsere Hände zu einer matten B e grüßung aus.
»Ich sehe mit Genugtuung, dass meine Verlobte den richtigen Umgang pflegt«, näselt Mr Bumble. »Die Jugend ist leicht zu beeinflussen und neigt zu Unbesonnenheit und Respektlosigkeit. Habe ich nicht recht, Miss Cross?«
»Oh, absolut, Mr Bumble.«
Er verdient, gerädert, gevierteilt und den Geiern zum Fraß vorgeworfen zu werden.
»Oh, da ist Mrs Nightwing. Sie muss von unserer Ne u igkeit unterrichtet werden. Vielleicht wird sie sie schon heute verkünden wollen.« Mit ihrem Mann im Schlepptau steuert Mrs Cross zur anderen Seite des Raums hinüber. Mr Bumble lächelt Pippas Hinterkopf an, als sei sie der Haup t preis bei dieser Mask e rade hier.
»Wollen wir?«, fragt er, ihr seinen Arm bietend.
»Kann ich noch einen Moment bei meinen Freu n dinnen bleiben? Um sie an meinem Glück teilhaben zu lassen?«, fragt Pippa in einem traurigen, sanften Ton. Der Trottel fühlt sich geschmeichelt.
»Selbstverständlich, meine Liebe. Aber halten Sie sich nicht zu lange damit auf.«
Als er weg ist, greife ich nach Pippas Hand. »Bitte nicht«, sagt sie. Ihre Augen schwimmen in Tränen. Ich weiß nicht, was ich sagen soll.
»Er scheint sehr bedeutend zu sein«, meint Ann schlie ß lich.
Pippa lacht kurz und schrill auf. »Ja. Es geht nichts über einen reichen Rechtsanwalt, der Vaters Spielschulden a b deckt und uns vor dem Ruin rettet. Ich bin ein Einsatz, nichts weiter, wirklich.« Sie sagt es nicht bitter. Das ist das Schlimme daran. Sie hat ihr Schicksal akzeptiert, ohne sich dagegen aufzule h nen.
»Ich muss gehen«, sagt Pippa mit der Begeist e rung einer Frau, die ihrem Henker vorgestellt wird.
»Ihr Ring ist fantastisch«, sagt Ann nach einer Weile. Über dem allgemeinen Stimmengewirr hören wir Mrs Nightwings laute Glückwunschbekundungen und den Chor der anderen, die darin einstimmen.
»Ja, ganz fantastisch«, pflichte ich ihr bei. Wir bemühen uns b eide, gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Keine will sich die verzweifelte Hoffnung s losigkeit der Situation eingestehen –oder die E r leichterung, nicht selbst dieses Los gezogen zu h a ben. Wenigstens noch nicht. Ich kann nur hoffen, dass meine Familie, wenn es so weit ist, mich nicht dem erstbesten Mann andreht, der sie zu blenden ve r steht.
Felicity kommt vorbeigesaust. Sie hält ein T a schentuch in der Hand, das sie zu einem schmuddeligen Knäuel ze r drückt. »Was ist passiert? Ihr schaut drein, als wartet ihr auf den Weltuntergang.«
»Pippa ist mit Mr Bumble verlobt«, erkläre ich.
»Was? Oje, arme Pippa«, sagt sie kopfschüttelnd.
»Ist dein Vater schon da?«, frage ich, in der Hoffnung auf eine erfreulichere Nachricht.
»Noch nicht. Entschuldigt mich, aber ich bin viel zu nervös, um hier herumzustehen und zu warten. Ich gehe in den Garten hinaus, bis er kommt. Seid ihr sicher, dass ich präsentabel aussehe?«
»Zum allerletzten Mal, ja«, sage ich, mit den Augen ro l lend.
Felicity ist so aufgeregt, dass sie auf eine schnippische Antwort verzichtet. Stattdessen nickt sie dankbar, und mit einem Gesicht, als könnte sie ihr Frühstück keine Minute länger bei sich behalten, stürzt sie ins Freie.
»Sieh an, das gnädige Fräulein Doyle, wenn ich nicht irre.«
Mit einer weit ausholenden Geste und einer übertrieb e nen Verbeugung setzt Tom seine Ankunft in Szene. Neben ihm Großmama in ihren besten schwarzen Trauerkleidern.
»Ist Vater auch da? Ist er mitgekommen?« Ich ve r renke mir hektisch den Hals, um nach ihm Ausschau zu halten.
»Ja«,
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