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Der geheime Zirkel 01 - Gemmas Visionen

Der geheime Zirkel 01 - Gemmas Visionen

Titel: Der geheime Zirkel 01 - Gemmas Visionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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ne zu wissen, wohin, und ohne einen Menschen, der für sie da ist. Wä h rend ich mit gemischten Gefühlen dem Besuch meiner F a milie entgegensehe, wird sie den ganzen Tag allein verbri n gen. Der Familientag muss für sie die reinste Qual sein.
    »Na schön«, seufze ich. »Wenn du dir diese Tortur antun willst, kannst du mitkommen.«
    Sie bedankt sich nicht. Wir wissen beide, dass es ein Akt der Barmherzigkeit ist, aber für wen von uns, kann ich noch nicht sagen. Ich betrachte sie. Weißes Kleid, das über einem pummeligen Körper spannt. Strähnen dünnen Haars, die sich schon aus ihrem Dutt gelöst haben und in ihre wässrigen Augen hä n gen. Sie ist nicht die Schönheit, die ich letzte Nacht im Garten gesehen habe.
    »Schauen wir mal, was wir mit deinem Haar machen können.«
    Ann versucht, an mir vorbei in den Spiegel zu sehen. »Was stimmt nicht mit meinem Haar?«
    »Nichts, was sich nicht durch festes Bürsten und mit ein paar Nadeln beheben lässt. Halt still.«
    Ich nehme ihr Haar herunter. Die Bürste rupft durch ein verfilztes Knäuel dicht an ihrem Schädel. »Au!«
    »Der Preis der Schönheit«, sage ich entschuld i gend, aber nicht wirklich bedauernd.
    Felicity stößt die Tür auf und lehnt sich kokett in den Rahmen. »Bonjour, mes demoiselles . Ich bin ’ s, die Königin von Saba. Ihr könnt euch euren Kniefall für später aufsp a ren.« Ihr Korsett ist so fest g e schnürt, dass ihre Brüste merklich vorstehen. »Was meint ihr, meine Lieben? Bin ich nicht unwiderste h lich?«
    »Sehr schön«, antworte ich. Da Ann zögert, stupse ich sie mit dem Fuß an.
    »Ja, sehr schön«, echot sie.
    Felicity lächelt, als würde sie soeben die Welt entd e cken. »Er kommt. Ich kann es kaum erwarten, was er für Augen machen wird, wenn er sieht, was für eine vollendete Dame in den vergangenen zwei Ja h ren aus mir geworden ist. Könnt ihr euch vorstellen, dass ich meinen Vater seit zwei Jahren nicht mehr gesehen habe?« Sie tanzt durchs Zimmer. »Ihr müsst ihn natürlich kennenlernen. Ich bin sicher, er wird von euch allen begeistert sein. Er soll sehen, dass ich hier gut zurechtkomme. Hat jemand von euch e i nen Duft?«
    Ann und ich schütteln die Köpfe.
    »Keinen einzigen Tropfen Parfüm? Ich kann nicht g e hen, ohne lieblich zu duften ! « Felicitys Stimmung sinkt im Nu.
    »Hier«, sage ich und ziehe eine Rose aus der Vase auf dem Fensterbrett. Die Blütenblätter lassen sich leicht zerreiben und hinterlassen einen süßen, klebr i gen Saft auf meinen Fingern. Ich tupfe ihn hinter F e licitys Ohren und auf ihre Handgelenke.
    Sie schnuppert daran. »Perfekt! Gemma, du bist ein G e nie.« Sie umarmt mich und gibt mir einen kleinen Kuss. Diese Seite von Felicity ist ein bis s chen beunruhigend, so als würde man einen Hai als Haustier haben, der sich selbst für einen Goldfisch hält.
    »Wo ist Pip?«, fragt Ann.
    »Unten. Ihre Eltern sind mit Mr Bumble gekommen. Was sagt ihr dazu? Hoffen wir, dass sie ihm heute den Laufpass gibt. Nun ja«, sagt Felicity und schickt sich zum Gehen an. »Adieu, les filles . Bis sp ä ter.« Ein kleiner Knicks und schon ist sie fort, in e i ner Wolke aus Rosenduft und Hoffnung.
    »Also los, komm schon mit«, sage ich zu Ann, während ich die letzten Blütenspuren von meinen Fingern wische. »Bringen wir ’ s hinter uns.«
     

     
    Als wir hinunterkommen, ist das vordere Empfang s zimmer gedrängt voll mit Mädchen und ihren diversen Familiena n gehörigen. In den berüchtigten ind i schen Eisenbahnen habe ich eine bessere Organisation erlebt. Meine Familie ist ni r gends zu sehen.
    Pippa kommt mit gesenktem Kopf zu uns herüber. Eine Frau mit einem ausladenden Hut folgt ihr auf dem Fuße. Das Kleid, das sie trägt, wäre für eine jüngere Frau und zumal für den Abend besser geei g net. Eine Pelzstola ist um ihre Schultern drapiert. Sie ist in Begleitung von zwei Mä n nern. In dem einen erkenne ich sofort den schnurrbä r tigen Mr Bumble. In dem anderen vermute ich Pippas V a ter.
    »Mutter, Vater, darf ich euch Miss Gemma Doyle und Miss Ann Bradshaw vorstellen?«, sagt sie fast im Flüste r ton.
    »Ich bin entzückt, Pippas kleine Freundinnen kennenz u lernen.« Pippas Mutter ist ebenso schön wie ihre Tochter, aber ihre Gesichtszüge sind schärfer, was sie mit reichlich Schmuck zu kaschieren ve r sucht.
    Ann und ich knicksen und sagen höflich Guten Tag. Nach einem Augenblick des Schweigens räu s pert sich Mr Bumble.
    Mrs Cross verzieht den Mund zu einem schmalen L

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