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Der geheime Zirkel 01 - Gemmas Visionen

Der geheime Zirkel 01 - Gemmas Visionen

Titel: Der geheime Zirkel 01 - Gemmas Visionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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zu unseren F ü ßen. Ann beobachtet wimmernd, wie ihre Haut i m mer hässlicher wird.
    »Hilfe!« Pippas Schrei dringt uns durch Mark und Bein. Als wir über das dürre Gras laufen, sehen wir sie. Sie hat sich in ein großes, schwarzes Boot g e flüchtet und auf den Fluss hinaustreiben lassen. Das Ungeheuer ist zwischen uns und dem Ufer und zwingt uns so, Abstand zu halten.
    » O j a, recht so … holt sie zurück «, lacht es.
    »Bitte! Helft mir!«, ruft Pippa. Aber wir sind machtlos. Sie ist von uns abgeschnitten. Wir trauen uns nicht an dem Ungeheuer vorbei. Meine Angst ist so groß, dass ich nur den einen Gedanken habe –uns hier herauszubringen.
    »Durch das Tor – schnell!«, rufe ich.
    Der Wind peitscht Felicitys Haar über ihr blasses G e sicht. »Wir können Pip nicht im Stich lassen!«
    »Wir kommen zurück und dann holen wir sie!«, schreie ich, an Felicitys Hand zerrend.
    »Nein!«
    »Verlasst mich nicht!« Pippa klettert in den Bug des Bootes. Es neigt sich unter ihrem Gewicht.
    »Pippa – nein ! «, schreie ich, aber es ist zu spät. Sie springt in den Fluss, ihre Hände greifen in die Luft und der Fluss schließt sich über ihnen wie Eis, alles unter sich b e grabend außer ihrem erstickten Schrei. Ich erinnere mich an meine Vision am Tag von Pippas epileptischem Anfall, als ich sah, wie sie ins Wasser hinuntergezogen wurde. Und nun endlich verstehe ich, mit maßlosem Entsetzen.
    Das Gespenst heult wütend auf und dann rast die Du n kelheit selbst brüllend auf uns zu.
    »Pippa ! Pippa!«, schreit Felicity, bis sie heiser ist.
    »Felicity, wir müssen fort – schnell!«
    Das Ungeheuer wirft fast schon seinen Schatten auf uns. Zum Überlegen ist keine Zeit. Ich kann nur handeln. Ich erreiche das Tor und schleuse uns hi n durch und zurück in die Höhle, während die Kerzen flackernd und hustend ihr letztes Licht versprühen. Wir sind alle da, in Sicherheit, wie es scheint. Aber Pippas Körper auf dem Boden wird von unkontro l lierbaren Krämpfen erfasst.
    Anns Stimme zittert. »Pippa? Pippa?«
    Felicity schluchzt. »Du hast sie dort zurückgela s sen! Du warst es!«

 
    37 Kapitel
     
    » S i e müssen mir helfen!«
    Völlig aufgelöst, mit wildem Blick stehe ich vor Ka r tiks Zelt. Er diskutiert nicht mit mir, sagt kein Wort, auch nicht, als ich ihm berichte, was gesch e hen ist. Er lädt Pippa auf seine Schulter und trägt sie den ganzen Weg durch den Wald bis zur Schule. Nur einmal bleibt er stehen, als wir die Schlucht überqu e ren und er das tote Reh erblickt, das wir dort unten zurückgelassen haben. Er hilft uns, Pippa in ihr Zimmer zu bringen, und dann renne ich zur Tür von Mrs Nightwing. Ich klopfe ungestüm und rufe in heller Verzweiflung, die ich nicht unte r drücken kann, ihren Namen.
    Unsere Direktorin öffnet die Tür. Ihre Nachtkappe rutscht von ihren langen, ergrauenden Zöpfen.
    »Um Himmels willen! Miss Doyle, was machen Sie mi t ten in der Nacht in Ihren Kleidern? Warum sind Sie nicht im Bett?«
    »Es geht um Pippa«, keuche ich. »Sie …« Ich kann nicht zu Ende sprechen, aber es spielt keine Rolle. Mrs Nigh t wing hat den Alarm in meiner Stimme e r fasst. Sie handelt, ohne zu zögern, mit der ihr eig e nen, unerschütterlichen Entschlossen h eit ; die ich bis zu diesem Augenblick nie richtig gewürdigt habe.
    »Sagen Sie Brigid, sie soll sofort Dr. Thomas r u fen.«
     

     
    Die Lichter brennen die ganze Nacht. Ich sitze am Fen s ter in der Bibliothek, die Arme um meine Knie geschlu n gen, und mache mich so klein wie möglich. Im Hal b schlaf sehe ich sie. Nass. Hohläugig. Mit einem Hilf e schrei unter die glatte Oberfläche sinkend. Ich bohre meine Fingernägel in meine Handfläche, um wach zu bleiben. Felicity geht an mir vorbei. Sie vermeidet es, mich anzusehen, doch ihr Schweigen spricht für sich.
    Du hast sie dort zurückgelassen, Gemma. Allein in di e sem nassen Grab.
    Eine Laterne wandert über den Rasen. Kartik. Das Licht hüpft und schwankt in seinem metallenen K ä fig. Ich muss mich anstrengen, um ihn zu erkennen. Er trägt eine Scha u fel und ich weiß, er kehrt zur Schlucht zurück, um einem Gebot zu gehorchen und das Reh zu begraben.
    Aber ob er es zu seinem eigenen Schutz tut oder zu me i nem, bleibt ungewiss.
    Lange sitze ich so und beobachte, wie die Nacht dem Morgen weicht, das Purpurrot in Gelb übergeht, das Gelb verblasst . Als die Sonne über die Bäume blinzelt, bin ich bereit, eine letzte Reise anzutreten.
    »Nimm das«, sage ich, als ich das

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