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Der geheime Zirkel 01 - Gemmas Visionen

Der geheime Zirkel 01 - Gemmas Visionen

Titel: Der geheime Zirkel 01 - Gemmas Visionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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schmutziger Fuß schaut aus dem gestärkten weißen Laken heraus. Schnell decke ich ihn zu.
    »Wo warst du?«
    Das Gespräch behagt mir nicht. Draußen scheint die Sonne. Unten gibt es Speck. Mit dem heutigen Tag fängt mein Leben an. Das habe ich soeben beschlossen. »Eigen t lich nirgends. Ich konnte nur nicht schlafen«, lüge ich und bringe ein, wie ich meine, unschuldiges Lächeln zustande.
    Ann beobachtet, wie ich Wasser aus einem mit Blumen geschmückten Krug in eine Schüssel gieße und meine schmutzverkrusteten Füße und Knöchel schrubbe. Aus Gründen der Schicklichkeit trete ich hinter den Wan d schirm und streife das weiße Kleid über meinen Kopf, zi e he die Bürste durch meine Medusalocken und stecke diese im Nacken zu einem straffen Knoten fest. Dabei sticht eine Haarnadel in meine Kopfhaut und ich wünschte, ich könnte mein Haar offen tragen, wie ich es als kleines Mädchen getan habe.
    Ich habe Schwierigkeiten mit dem Korsett. Es gelingt mir nicht, die Schnüre am Rücken selbst festz u ziehen. Und es sieht ganz so aus, als sei kein Dienstmädchen da, um mir beim Ankleiden zu he l fen. Seufzend wende ich mich an Ann.
    »Würde es dir etwas ausmachen?«
    Sie schnürt mein Mieder so fest, dass mir die Luft we g bleibt und ich Angst bekomme, dass sie mir die Rippen bricht. »Ein bisschen lockerer, bitte«, stöhne ich. Sie g e horcht und ich fühle mich jetzt nur noch eingeengt anstatt verkrüppelt.
    »Danke«, sage ich, als sie fertig ist.
    »Du hast einen Schmutzfleck am Hals.« Ich wünschte, sie würde aufhören, mich so zu mustern. Ich nehme den kleinen Handspiegel vom Schrei b tisch und entdecke den Fleck, direkt unter meinem Kinn. Ich lecke meinen Finger und mache meinen Hals mit Spucke sauber. Ich hoffe, dass Ann sich a n gewidert abwendet, bevor ich mich gezwungen sehe, etwas wirklich Abscheuliches zu tun –mich kratzen, einen Pickel ausdrücken, in der Nase bohren –, damit sie mich allein lässt. Ich werfe noch einen letzten Blick in den Spiegel. Das Gesicht, das mir daraus entgegenschaut, ist nicht schön, aber auch nicht so, dass ich es verstecken müsste. Mit meinen von der Sonnenwärme geröteten Wa n gen habe ich meiner Mutter nie ähnlicher gesehen als an diesem Morgen.
    Ann räuspert sich. »Du solltest hier wirklich nicht allein herumspazieren.«
    Ich war nicht allein. Sie weiß es, aber ich habe keine Lust, Ann von der Demütigung zu erzählen, die mir die anderen bereitet haben. Sie könnte de n ken, es würde uns als Außenseiterinnen zusammenschweißen. Aber mein A n derssein ist zu kompliziert, um es zu teilen.
    »Das nächste Mal, wenn ich nicht schlafen kann, wecke ich dich«, sage ich. »Du meine Güte, was ist denn da pa s siert?« Die Innenseite von Anns Handg e lenk ist ein Schlachtfeld von dünnen roten Kratzern, wie Kreuzstiche an einem Saum. Sie sehen aus wie mit einer Nadel oder einer Reißzwecke eingeritzt. Schnell zieht Ann den Ärmel darüber.
    »N-n-nichts«, sagt sie. »Es w-w-war ein Un-f-fall.«
    Was für ein Unfall könnte solche Male hinterla s sen? Sie s ehen aus wie absichtlich zugefügt, aber ich sage nur: »Oh«, und wende meinen Blick ab.
    Ann geht auf die Tür zu. »Ich hoffe, es gibt heute frische Erdbeeren. Die sind gut für den Teint. Das habe ich in L u cys dorniger Weg gelesen.« Sie steht auf der Schwelle und wippt auf ihren Absätzen leicht vor und zurück: »Mein Teint kann jede Hilfe gebra u chen.«
    »Dein Teint ist tadellos.« Ich zupfe zum Schein an me i nem Kragen herum.
    Sie lässt sich nicht so einfach abspeisen. »Schon gut. Ich weiß, dass ich nicht hübsch bin. Das sagt jeder.« In ihren Augen ist ein Funken Trotz, als wollte sie mich herausfo r dern, das Gegenteil zu behau p ten. Wenn ich widerspreche, dann weiß sie, dass ich lüge. Wenn ich nichts sage, nimmt sie es als Bestät i gung.
    »Erdbeeren sagst du? Das muss ich ausprobieren.«
    Ihr Blick wird wieder ausdruckslos. Ann hatte auf die Lüge von mir gehofft, wollte von einem Me n schen hören, dass sie schön ist. Ich habe sie en t täuscht.
    »Beeil dich«, sagt sie und lässt mich endlich allein. A l lein mit der Frage, ob ich in Spence jemals eine Freundin finde.
     

     
    Die Zeit reicht gerade, um meine Rache vorzubere i ten, dann eile ich, plötzlich hungrig, zum Früh s tück. Da ich spät dran bin, bleibt es mir erspart, Fel i city, Pippa und die anderen zu sehen. Nicht erspart ble i ben mir leider die nun lauwarmen Eier und der Po r ridge, die genauso scheußlich

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