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Der geheime Zirkel 01 - Gemmas Visionen

Der geheime Zirkel 01 - Gemmas Visionen

Titel: Der geheime Zirkel 01 - Gemmas Visionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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selbst das Leben genommen, nicht wahr?«
    »Ja«, flüstere ich, erstaunt, dass er das weiß.
    »Sie hatte Glück.«
    »Was fällt Ihnen ein …«
    »Glauben Sie mir, sie hatte Glück, dass sie nicht von j e nem Etwas geholt wurde. Mein Bruder war nicht so glüc k lich.«
    »Was ist es?«
    »Nichts, was man bekämpfen kann.«
    »Ich habe es wieder gesehen. Auf der Kutschfahrt hie r her. Ich hatte nochmals eine … Vision.«
    Er ist alarmiert. Ich sehe seine Angst und jetzt tut es mir leid, ihm das alles gesagt zu haben. Im Nu ist er vom Altar herunter und vor mir. »Hören Sie mir gut zu, Miss Doyle. Sie dürfen mit niemandem über das sprechen, was Sie g e sehen haben. Verstehen Sie?«
    Mondlicht fällt gebrochen durch das bunte Glas. »W a rum nicht?«
    »Weil Sie sich dadurch in Gefahr bringen.«
    »Was war das dunkle Etwas, das ich gesehen h a be?«
    »Es war eine Warnung. Und wenn Sie nicht wo l len, dass noch schlimmere Dinge geschehen, b e schwören Sie keine weiteren Visionen herauf.«
    Die Nacht, der böse Streich, die Angst und Müdigkeit a l les zusammen lässt mich völlig unkontro l liert hysterisch auflachen. »Und wie, bitte schön, soll das gehen? Es ist nicht so, als würde ich sie herbeir u fen.«
    »Blocken Sie Ihre Gedanken dagegen ab, dann werden die Visionen bald aufhören.«
    »Und wenn ich es nicht kann?«
    Er packt mein Handgelenk und umklammert es mit fe s tem Griff. »Sie werden es können.« Ich winde mich unter dem Druck der Umklammerung. Er lässt meine Hand los, ein zufriedenes Lächeln huscht über sein Gesicht. Ich ziehe meinen Arm dicht an mich heran und reibe die brennende Haut.
    »Wir werden Sie beobachten, Miss Doyle.«
    Ein schepperndes Geräusch an der schweren Ei n gangstür der Kapelle dringt von draußen herein. Ich höre Reverend Waite, der betrunken vor sich hin trällert, während er he r umfuhrwerkt, um den Riegel hochzuheben, und flucht, als der krachend wieder herunterfällt. Ich weiß nicht, ob ich froh oder entsetzt sein soll, dass er mich hier finden wird. In dem ku r zen Moment, in dem ich mich umgedreht habe, ist mein Peiniger verschwunden. Er ist einfach weg. Die Seitentür ist unbewacht. Ich kann entwischen. Und dann seh ich sie. Die Flasche mit dem Messwein steht voll und griffbereit in einer Mauernische.
    Der hölzerne Riegel ist bezwungen, Reverend Waite b e reits im Anmarsch. Aber heute wird er auf seinen Wein verzichten müssen. Den habe ich. Wä h rend ich durch die Seitentür hinausschlüpfe, trage ich die Karaffe vorsichtig im Arm. Am oberen Ende e i nes dunklen Treppengewölbes blei b e ich stehen. Was, wenn Kartik dort unten in dem fin s teren Tunnel auf mich wartet?
    Reverend Waite ruft halb betrunken: »Ist da j e mand?«
    Ich bin im Treppengewölbe und die Stufen hinu n ter und hinten aus der Kapelle heraus, als hätte man mich aus einer Kanone geschossen. Erst als ich den ganzen Hügel hina b gestolpert bin und den imposanten Backsteinbau von Spe n ce vor mir sehe, bleibe ich stehen, um zu verschnaufen. Eine Krähe krächzt ihr heiseres Kräh und lässt mich z u sammenzucken. Überall fühle ich Augen auf mir.
    Wir werden Sie beobachten.
    Was meinte er damit? Wer ist »wir«? Und warum sollte jemand ein Mädchen im Auge behalten, das nicht klug g e nug ist, ein Quartett boshafter Internat s gören in Schach zu halten? Was weiß er über meine Mu t ter?
    Richte deinen Blick nur auf die Schule, Gemma. Dir wird nichts geschehen. Ich hefte meine Augen auf die Fensterreihen vor mir. Sie hüpfen mit jedem Schritt auf und nieder. Du wirst keine weiteren Visionen heraufb e schwören.
    Es ist lächerlich. Als hätte ich auch nur die geringste Kontrolle über sie. Als brauchte ich nur die Augen zu schließen, einfach so, wie jetzt gerade, und eine Vision herbeiwünschen. Mein Atem verlan g samt sich, wird gleichmäßiger. Mein ganzer Körper ist warm und en t spannt, als triebe ich in einem gar köstlichen Bad aus R o senwasser dahin. Als mir der Duft von Rosen in die Nase steigt, schlage ich die Augen auf.
    Das kleine Mädchen aus der Gasse steht hell schi m mernd vor mir. Es winkt mir mit der Hand. »Hier entlang.«

8. Kapitel
     
    » W o hin gehen wir?«
    Das kleine Mädchen antwortet nicht, sondern läuft los und taucht in einem Dickicht von Bäumen unter. Ihre strahlende Helli g keit weist den Weg durch die Nacht.
    »Warte«, sage ich. »Nicht so schnell.«
    »Wir müssen uns beeilen.«
    Sie flitzt auf dem Pfad voraus. Was habe ich getan? G e nau das,

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